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Innenansichten der DDR - Deutsche Geschichte in der persönlichen Wahrnehmung

#1 von Werner Arndt , 07.08.2019 15:43

Zitat von Brigitte Queck im Beitrag AfD und ihr Europa der Vaterländer
Denn im Sozialismus herrschten die 99,9 % über die 0,1 % von heute !!!


"Alle politische Macht in der Deutschen Demokratischen Republik wird von den Werktätigen in Stadt und Land ausgeübt." ... (Verfassung der DDR in der Fassung von 1974, Art. 2)

Als Werktätiger im Stammbetrieb eines Kombinats der elektrotechnischen Industrie und Gefreiter der NVA fühlte ich mich ehrlich gesagt nicht allzu mächtig und sah meine Interessen unter den Bedingungen des demokratischen Zentralismus unzureichend vertreten, ebenso wie heute. Aber das ist eben eine Frage der Wahrnehmung, so dass sich ein Austausch über persönliche Erfahrungen von DDR-Veteranen bei entsprechender Beteiligung recht ergiebig gestalten könnte.

Meinem Vater beispielsweise tat es in der Seele weh, unter dem offiziellen Motto "Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein" Mähdrescher zu fahren. In der Bauwirtschaft ging es wohl verträglicher zu, denn er verdiente dann lange Jahre bei einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) sein Brot. Ich selbst verbinde abgesehen von der gottlosen Ideologie viele positive Erinnerungen mit der DDR, mein Leben dort empfand ich als weitgehend sorgenfrei.

Die gesellschaftliche Realität in der DDR nahm ich als ausgesprochen ambivalent wahr: freizeit- und partyintensiv, vielfach reguliert, Zweiteilung der Meinungsäußerung privat und öffentlich, sozialpolitische Maßnahmen, Wohnungsbau-Programm, familienfreundliche Politik, Subventionierung des Grundbedarfs, Ärzte mit Zeit für die Patienten, statistisch geringere Lebenserwartung als in der BRD, 24/7: "Rotlicht"/Antifaschismus/Internationalismus/Solidarität, rassistische Witze, Mangelwirtschaft, verbreitete Adipositas, ...

So viel an dieser Stelle, um unter dem Stichwort "Innenansichten" einige Aspekte zumindest anklingen zu lassen und dieses Thema kurz einzuleiten. Dazu hier auch Umfrageergebnisse:


Zitat

Die Stimmung zur deutschen Einheit

Wie beurteilen West- und Ostdeutsche die Deutsche Einheit? Wie bewerten sie ihre Vergangenheit in der DDR?
Und wie die Zukunft im geeinten Deutschland?


... Immens fallen die Unterschiede zwischen Ost und West beim Rückblick auf die DDR aus. Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen [57 %] attestieren ihrem 1990 aufgelösten Staat überwiegend positive Seiten, während nur 28 Prozent der Westdeutschen dies tun.

Die Zahlen gehen auf eine Befragung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (heute Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) im Jahr 2009 [2] zurück. Bereits drei Jahre zuvor hatte die Politikwissenschaftlerin Katja Neller in ihrer Studie "DDR-Nostalgie. Dimensionen der Orientierungen der Ostdeutschen gegenüber der ehemaligen DDR, ihre Ursachen und politischen Konnotationen" die konstant wohlwollende Einschätzung vieler Ostdeutscher auf die Angabe folgender Gründe zurückgeführt: Ein stärkerer Zusammenhalt zwischen den Menschen, ein höheres Maß an sozialer Sicherheit, ein besserer persönlicher Lebensstandard, weniger soziale Ungleichheit und eine höhere soziale Gerechtigkeit. [3]

[...]

Trotzdem zieht eine Mehrheit der Menschen im Osten heute [Stand 2014] eine positive Bilanz der Deutschen Einheit – und ist sich darin mit den Westdeutschen einig. 47 Prozent in den neuen Bundesländern sowie 46 Prozent in den alten Bundesländern finden, dass die Gewinne durch die Einheit überwiegen; 18 bzw. 22 Prozent glauben, dass die Einheit mehr Verluste als Gewinne gebracht hat.

Überwiegend positiv hatten die Ostdeutschen die Einheit schon während der Einigungseuphorie Anfang und Mitte der 1990er Jahre beurteilt. Diese positive Einschätzung ging in den folgenden Jahren aber immer weiter zurück, bis 2006 unter Ostdeutschen die Wahrnehmung überwog, dass ihnen die Einheit mehr Nachteile als Vorteile gebracht habe. Das führt die Studie des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin Brandenburg auf das nicht erfüllte Versprechen von den "blühenden Landschaften" und den Sozialabbau im Rahmen der Hartz-IV-Gesetze zurück. [5] Inzwischen hat sich dieser Trend wieder zu einer positiven Beurteilung verändert, unterstreichen die Befragungsergebnisse von 2014.

[...]



Fußnoten

1. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin Brandenburg (2014): Sozialreport 2014.
2. BMVBS (2009): Emnid-Umfrage: Wie bewerten die Deutschen die Ereignisse von 1989.
3. Vgl. Artikel "Blick zurück ohne Zorn?" im Dossier Lange Wege der Deutschen Einheit
4. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin Brandenburg (2014): Sozialreport 2014, S. 36.
5. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin Brandenburg (2014): Sozialreport 2014, S. 19f.


https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-e...utschen-einheit





Gute Absichten und das Bemühen um sozialen Ausgleich und Verteilungsgerechtigkeit sollen hiermit übrigens nicht in Abrede gestellt werden. Auf die abschließende Bewertung darf man gespannt sein.

Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
Das sind jene, die die Zeichen ihres Herrn und die Begegnung mit Ihm leugnen.
Darum sind ihre Werke nichtig, und am Tage der Auferstehung werden Wir ihnen kein Gewicht beimessen.
(Koran 18:103-105)



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zuletzt bearbeitet 08.08.2019 | Top

RE: ... Deutsche Geschichte in der persönlichen Wahrnehmung

#2 von Werner Arndt , 21.08.2019 16:56

Zitat

Unbequeme Wahrheiten

... Trotz einer in der Geschichte der Menschheit beispiellosen Hetze gegen die DDR, der Verleumdung ihrer großen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Erfolge und der sich ständig fortsetzenden Beleidigungen ihrer Bürgerinnen und Bürger durch die kapitalistischen Massenmedien in den letzten Jahrzehnten erinnern wir uns mit Freude und Dankbarkeit an die Gründung unseres Staates am 7. Oktober 1949. Sie war unter den damaligen historischen Bedingungen die einzig mögliche und natürlich auch die einzig richtige politische Antwort auf die einseitige Währungsreform der Angelsachsen (USA und Großbritannien) in den westlichen Besatzungssektoren und auf die damit im Zusammenhang stehende Gründung der BRD am 15. September 1949. Es ist und bleibt eine unumstößliche historische Wahrheit, das Deutschland nicht von den Sozialisten und Kommunisten gespalten wurde, sondern vom internationalen Kapital und ihren Protagonisten.

...

Am Vorabend der Vorbereitung eines neuen imperialistischen Weltkrieges müssen wir folgendes feststellen:

1. Wie haben unsere historische, geistige und kulturelle deutsche Heimat (die DDR) verraten und sind mit wehenden Fahnen zu unserem politischen Gegner übergelaufen.

2. Wir haben unsere moralische Verpflichtung verraten, gute und freundschaftliche Beziehungen mit Russland zu pflegen. Im Gegenteil, gemäß Weisung der USA entwickelt Deutschland aktiv – gemeinsam mit anderen europäischen Staaten – eine beispiellose Politik der Russophobie und der Sanktionen. Wir kämpfen nicht gegen die Zunahme der starken faschistischen Parteien und Bewegungen in Estland, Litauen, Estland und in der Ukraine.

3. Wir haben zugelassen, dass unser sozialistisches Staatseigentum, die materielle Grundlage für die Sicherung einer friedlichen Welt und wahrer sozialer Gerechtigkeit (Profitwirtschaft, Preistreiberei und Spekulationen mit lebenswichtigen Gütern und Leistungen waren unmöglich), privatisiert wurde.

4. Wir haben zugelassen, dass ehemalige DDR-Bürger verachtet, beleidigt, erniedrigt, gedemütigt, eingeschüchtert, verängstigt und belächelt werden.

5. Wir haben zugelassen, dass durch die totale Privatisierung der Daseinsvorsorge (Bildung, Wissenschaft, sozialer Wohnungsbau, Verkehr, Gesundheit, Gasversorgung, Wasserversorgung, Stromversorgung, ...) sämtliche Regeln der Moral und Ethik außer Kraft gesetzt wurden. Die Vernunft, der Verstand und die Verantwortung für das Gemeinwohl der Menschen wurde allein dem Streben nach Maximalprofit geopfert. Deshalb werden die Preise für alle privaten Leistungen der Daseinsvorsorge auch künftig weiter steigen.

6. Wir haben zugelassen, dass unsere Kinder und Kindeskinder eine äußerst miserable Schulausbildung erhalten, dass ihre Sprache, ihre Kunst und Kultur pervertiert wird, dass ihre Arbeit bei ständig zunehmenden Ausbeutungsgrad immer schlechter bezahlt wird und dass sie in dieser menschenfeindlichen und menschenverachtenden Gesellschaft keine Perspektive haben.

7. Wir haben zugelassen, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. 1% der deutschen Bevölkerung besitzt mehr als 40% des gesamten Reichtums.

8. Wir haben zugelassen, dass sich die Massenmedien in den Händen der herrschenden Oberschicht befinden und dass wir von ihnen im Sekundentakt pausenlos belogen, betrogen und verarscht werden. Die allgemeine Zensur ist nicht zu übersehen.

9. Wir haben zugelassen, dass auch im Bereich der Ethik, Moral und im sozialen Verhalten Minderheiten über Mehrheiten bestimmen.

10. Wir haben zugelassen, dass die Aristokratie wieder an den Schalthebeln der Macht sitzt und ein Oberst Graf von Stauffenberg, der bis 1944 ein treuer Anhänger von Adolf Hitler war, in Deutschland die Symbolfigur des antifaschistischen Widerstandskampfes ist.

Ausgehend von den eigenen Lebenserfahrungen können Sie, verehrter Leser, diese Aufzählung ohne Zweifel auch mit anderen unbequemen Wahrheiten ergänzen.

...

Dr. Wolfgang Schacht
07. November 2017

http://www.dr-schacht.com/Unbequeme_Wahrheiten.pdf


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RE: ... Deutsche Geschichte in der persönlichen Wahrnehmung

#3 von Werner Arndt , 26.09.2019 12:40

Zitat

Ja, was ist denn hier los?

Alle tun immer so überrascht. Mensch, warum wählen die denn bloß rechts?! Das kommt nicht aus dem Nichts, das hat Tradition. In den Fußballstadien der DDR herrschte offener Rassismus, Sprüche wie "Juden Berlin" hab ich selbst noch gehört. Wurde alles unter den Teppich gekehrt, durfte nicht sein in der antifaschistischen DDR. Es gab in ihrer Endphase eine unglaubliche Verrohung, Gewalt, auch zwischen Kindern und Jugendlichen. Ich wurde verdroschen, bedroht, einmal hatte ich einen riesigen Nagel am Hals, und keiner half. Es war, als wären die Prinzipien der Pioniere, der Solidarität, ins Gegenteil verkehrt. Nach der Wende explodierte das. ...

(Clemens Meyer)

https://www.stern.de/kultur/buecher/clem...en-8888968.html


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RE: Innenansichten der DDR ...

#4 von Werner Arndt , 26.09.2019 12:58

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RE: Innenansichten der DDR ...

#5 von Werner Arndt , 02.01.2020 12:58



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RE: Innenansichten der DDR ...

#6 von Werner Arndt , 21.03.2023 22:59

Zitat
21.03.2023

Ostdeutsche Identität: "In der DDR gab es ein Leben jenseits des Politischen"

Unser Autor Karsten Zeidler ist in der DDR geboren. Große Diskriminierung hat er nicht erfahren. Dennoch hat er Vorschläge, wie West und Ost besser zueinander finden.

... Das Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ von Dirk Oschmann, einem Literaturprofessor aus Leipzig, ist sofort nach seinem Erscheinen zum Bestseller geworden. Und eröffnet eine neue Debatte über ostdeutsche Identität. Gibt es sie überhaupt? Was macht sie aus? Verbergen Menschen, dass sie aus dem Osten kommen? Sind sie stolz drauf? Die Berliner Zeitung lässt Menschen mit Ost-Biografie zu Wort kommen. ... Dieser Text stammt von unserem Leser Karsten Zeidler und ist ein Beitrag zur Debatte.

...

Dass es eine Ostidentität gibt, steht für mich außer Frage. Diese ergibt sich aus der Sozialisierung in der DDR und dem Erleben zweier unterschiedlicher Gesellschaftssysteme. Letzteres sehe ich als Privileg und wertvolle Erfahrung.

...

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-v...schen-li.329836



Was den DDR-Bürgern genommen wurde
(Brigitte Queck)

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Nothilfe für die Rohingya
Nochmals kurz zusammengefasst, weshalb man sich NICHT IMPFEN LASSEN sollte

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