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Was ist mit "der Westen" eigentlich gemeint?

#1 von Fatima Özoguz , 01.02.2013 09:03

Oft ist vom "Westen" die Rede, auch und gerade in unseren Artikeln und Schriften. Aber wer oder was ist eigentlich "der Westen" nun genau? Wenn wir "der Westen" sagen, meinen wir zunächst mal die Regierungen der USA Westeuropas und Israels. Auch wenn Israel in Westasien liegt und nicht in Europa oder USA, es vertritt dort deren Interessen. Dagegen liegt Venezuela geographisch gesehen auch im Westen, wenn auch weiter südlich. Es betreibt aber eine Politik in Opposition zu den arroganten Mächten, vor allem gegen USA.
"Der Westem" ist daher nicht geographisch, sondern politisch zu definieren. Aber tätsächlich geht es noch viel weiter. Es ist immer oft von "Islam und der Westen" gemeint, so als wären das Gegensätze. Aber der Islam ist nicht nur für Asien und Afrika gekommen, sondern er ist universal und transportiert universelle Werte wie das Christentum auch.
"Der Westen" , das sind nämlich auch wir, die wir hier leben, Muslime, Juden, Christen, Atheisten, die mittlerweile vermutlich die Mehrheit in Westeuropa bilden. . Wir sind Teil dieser kolonialisierenden Gesellschaft, ob es uns nun passt oder nicht. Auch wir profitieren beispielsweise von den niedrigen Preisen für Kaffee, Tee, Südfrüchte etc.

Damit will ich nicht sagen,dass wir Hals über Kopf ausreisen sollen, im Gegenteil. Dieser kapitalisitischen, werte-beraubten Gesellschaft können nur noch die Muslime helfen, wieder zu ihren Werten zurückzufinden, die durch das Christentum maßgeblich geprägt wurden. Wir können mithelfen, dass die Mehrheitsgesellschaft wieder das von Feminismus und gender mainstreaming zerstörte Familienleben entdeckt, ohne zigmal hin- und herzurechnen, ob sie sich Kinder auch "leisten" können!
Das Christentum ist aber nur noch eine hohle Fassade geworden, das vor allem als Waffe gegen den Islam missbraucht wird. Vielmehr dominiert das ökonomische Denken. Dem Maßstab der Ökonomie wird alles untergeordnet. Das führt dann zu absurden Entwicklungen, wie dass eine Frau, die sich im Playboy ablichten lässt, ein Vielfaches einer Krankenschwester oder Altenpflegerin verdient, die körplich und psychisch hoch anstrengende, wertvolle Arbeit leistet. Oder dass Mütter, die zu Hause bleiben und ihre Kinder selber erziehen, statt sie schon früh in Fremdbetreuung zu geben, weil sie arbeiten wollen, als Dummerchen oder Faulpelze verachtet werden. Dazu gibt es einen schönen Artikel :

http://muslim-essay.de/
Muslime können dieser Gesellschaft behilflich sein, wieder zu ihren Wurzeln zu finden. Ich höre hier die Islamkritiker schon wieder aufheulen. Nein liebe Islamfresser, damit wird keine "lslamisierung" Deutschlands angestrebt, sondern dass das Leben hier wieder lebenswerter und menschlicher wird.
Wir Muslime haben hier eine besondere Verantwortung. Bei all den Fehlentwicklungen , an denen diese Gesellschaft krankt, haben wir hier Möglichkeiten, die wir in den meisten anderen, u.a. auch islamischen Ländern nicht hätten, wie man mal ehrlich zugeben muss, wie Arbeitslosengeld, Krankenkasse, kostenlose Schulbildung.
Allah wird uns fragen, wir wir das genutzt haben. Die meisten Menschen in der islamischen Welt sind damit beschäftigt, sich vor Krieg in Sicherheit zu bringen und / oder ihre Familien satt zu bekommen, oftmals in der Form, dass Fabrikarbeiterinnen in Bangladesh für eine Schale Reis am Tag für westliche Firmen Textilien fertigen, also für uns, und noch dzu so schön billig. von Betriebsrat, Schutz vor Arbeitsunfällen etc. können sie nur träumen. Man kann von ihnen nicht verlangen, dass sie sich über das weltweit herrschende kapitalistsche System und die Geldpolitik informieren, viele von ihnen können nicht mal lesen und schreiben, haben auch keine Zeit dazu.
Wir haben das alles aber zur Verfügung, daher haben wir eine größere Verantwortung als Muslime in anderen bzw. armen Ländern.
Einmal im Jahr beim Quds-Tag mitzulaufen, ist auch nicht genug, wenn auch damit schon viele ihre Probleme zu haben scheinen.
Der Islam muss unser ganzes Alltagsleben prägen, damit meine ich nicht nur Beten und Fasten, sondern auch Engagement in der Gesellschaft, und auch nicht nur für Muslime. Und natürlich die Selbsterziehung, Jihad un Nafs.
Im Bereich Bildung haben deutsche Muslime noch einen großen Nachholbedarf, auch wenn sich die Situation schon verbessert. Da heißt nicht, dass jeder jetzt einen Uniabschluss erwerben muss. Aber jeder sollte sich in dem Bereich engagieren, in dem er seine Stärken hat. Dafür braucht man nicht immer einen akademischen Grad, irgendetwas kann jeder besonders gut, das muss man nur in sich fördern.

Entweder wir verändern die Welt, oder die Welt verändert uns!


Fatima Özoguz  
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RE: Was ist mit "der Westen" eigentlich gemeint?

#2 von Daros Darokakis ( gelöscht ) , 04.02.2013 14:44

Hallo Frau Yavuz,

Sie haben sich ein sehr gutes thema ausgesucht.
Schon oft bin ich über den Begriff "Westen" gestolpert und musste feststellen das nicht immer, alle das selbe meinen.
Um so schöner einen Gedankenautausch dazu anzuregen.
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"Wenn wir "der Westen" sagen, meinen wir zunächst mal die Regierungen der USA Westeuropas und Israels"
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Nach meinen Erfahrungen gibt es 2 größe Interpretationsströmungen.
Die eine, wie zitiert und der Westen als "westliche Geselschaft / Kultur" unabhängig von geographischer Lage.
Ich persönlich würde es bevorzugen wenn die USA / West EU / Israel etc.. bei Namen genannt werden statt "Westen".
Wie SIe beschrieben haben ist Veneuela ja auch im Westen.
Bzw Brasilien, Neuseeland, Singapur, Griechenland sind ja auch westliche Geselschaften.
Die meinen Sie, und auch einige Politiker, aber warscheinlich nicht wenn über den "Westen" geschimpft, spekuliert oder Argumentiert wird.
Ich finde es genau so irreführend wie "Der Islam" oder "Die Moslems" haben dieses oder jenes gemacht.
Es sind einzelne Gruppen oder Personen die etwas machen, genau wie es Staaten sind die Politik machen.
diese können merheitlich der westlichen oder der islamischen Geselschaft angehören, bzw. wie Sie es auch schreiben, ist es zum teil vermischt.
Attentate auf öffentliche Plätze haben mit dem Islamischen Lehre warscheinlich so wenig zu tun wie die Kreuzzüge mit christlicher Nächstenliebe.
Man kann einige Begriffe nicht so einfach aus dem Sprachgebrauch tilgen, allerdings entstehen dadurch Zusammenhänge ("Islam gegen den Westen", oder umgekehrt) die ein falsches Bild entstehen lassen.
Es wäre zu wünschen das sich eine bessere diferenzierung durchsetzt, um die ich mich auch bei meinen Sprachgebraucht bemühe (nicht immer erfolgreich, aber immer wieder)

Eine Sache die mit dem "Westen" zusammengeht, bzw. gleichgestellt wird ist der ausufernde Kapitalismus, und die unterdrückung/ausbeutung von Arbeitern.
Wie in Ihrem Beispiel Bangladesh.
Nun ich glaube das dieses Bild der wirklichkeit ein paar Jahrzehnte hinterher hinkt.
Im vergleich zu China sind die USA ja gerade zu ein Sozialstaat.
Nord/west Europa ist im vergleich zu Russland und China ja fast ein sozialistischer Kontinent.
Wenn wuchernder Kapitalismus, miese Arbeitsbedingungen und kaum Arbeitnehmerrechte angeprangert werden sollte, dann müssten diese & einige anderen Länder, viel weiter oben stehen als USA, Europa oder Japan.
Sie haben absolut recht das , nach unseren Masstäben, Arbeiter (spez. Frauen) in Bangladesh, Indien, usw. ausgebeudet werden.
Allerdings sind die Arbeiter froh für ein "Westliches" unternehmen zu arbeiten statt für Einheimische.
Weil die Arbeitsbedingungen bei den "Ausländern" eben bei weitem nicht so schlecht sind (im Vergleich)
Hier ist also eher die jeweilige Geselschaft / Regierung gefragt.
Wenn ich mit dem Finger auf andere Zeige, dann muss ich es doch zumindest genaus so gut, wenn nicht besser machen ...oder nicht ?

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"Entweder wir verändern die Welt, oder die Welt verändert uns!"
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Wie verändern die Welt UND die Welt verändert uns
... es ist eine Schleife, kein entweder / oder (meiner Ansicht nach)

bestenn gruß
Daros


Daros Darokakis

   

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