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Ein toter Islam ist Schuld an Aschura – auch heute noch!

#1 von Yavuz Özoguz , 06.11.2013 12:54

Ein toter Islam ist Schuld an Aschura – auch heute noch!

Es gibt so viele Missverständnisse unter den Muslimen zu den Ereignissen in Kerbela vor über 1400 Jahren, dass die Feinde des Islam sie dazu missbrauchen, Muslime zu spalten.

Es gibt einige sunnitische Glaubensgeschwister, die tatsächlich glauben, ihre schiitischen Glaubensgeschwister würden einen Groll gegen Sunniten hegen wegen der Ermordung Imam Husains (a.) und seiner treuen Gefährten in Kerbela am Tag von Aschura. Und es gibt tatsächlich einige wenige Schiiten, die glauben Sunniten wären Schuld an der Tragödie von Aschura. Beides sind Gedanken, die von machthungrigen Herrschern unter den Muslimen im Laufe der Jahrhunderte in die Köpfe der Gläubigen eingeflößt wurden, um Sunniten und Schiiten zu spalten und sie so besser beherrschen zu können. Später haben die Kolonialisten genau diese falschen Gedanken aufgegriffen, um Muslime zu unterdrücken. Noch heute wird diese Taktik teils in brutalster Form von der Westlichen Welt bei ihren imperialistischen Überfällen auf Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien und in vielen anderen Gebieten der Welt angewandt. Da wird eine Bombe in einer sunnitischen Moschee gezündet und die Schuld den Schiiten gegeben und gleichzeitig wird eine Bombe in einem schiitischen Wohnviertel zur Explosion gebracht und die Schuld den Sunniten gegeben. Schiiten und Sunniten sollen sich bekämpfen, damit die Machthaber, die Kolonialisten, die Imperialisten und Kapitalisten ihre Verbrechen weiterhin gegen die ganze Welt ungestört vollziehen können.

Aber können überhaupt Sunniten Schuld an Kerbela sein? Wer so etwas glaubt, der kennt offenbar nicht einmal die einfachsten geschichtlichen Zusammenhänge im Islam. Abu Hanifa, der wohl bekannteste unter den Gründern der vier sunnitischen Rechtsschulen, ist erst 20 Jahre nach Aschura geboren. Wie sollten da seine Anhänger, die sich erst nach seinem Ableben, ca. 100 Jahre nach Aschura formiert haben, irgendetwas mit Aschura zu tun haben? Und bei den anderen drei Rechtschulgründern ist es ähnlich. Wie also sollte irgendein Sunnit irgendetwas mit Aschura zu tun haben? Wie kann ein Schiit das glauben, und wie kann ein Sunnit glauben, dass Schiiten (bis auf wenige Ignoranten) so etwas glauben?

Die historische Wahrheit ist eine andere: Es waren Anhänger Imam Husains (a.), die ihn nach Kufa eingeladen haben. Und bis auf wenige heldenhafte Kufiten, die an der Seite Imam Husains (a.) Märtyrer geworden sind, haben die allermeisten Kufiten ihn im Stich gelassen, nachdem sie ihn doch eingeladen hatten. Ermordet wurde er von dem Kalifen Yazid und dessen Leuten. Yazid ist bei Schiiten ein Inbegriff von Unterdrückung und Islamfeindschaft. Aber auch bei Sunniten gilt Yazid als verbrecherischer Kalif. Dieser Trunkenbold hat den Islam mit Füßen getreten und nur zum Ausbau seiner eigenen Machtherrschaft missbraucht. Yazid gilt als Schimpfwort bei Sunniten. Der Name von Imam Husain (a.) hängt aber in fast allen sunnitischen Moscheen neben den vier Kalifen. Und hätten Imam Husain (a.) und seine aufopferungsvollen Gefährten nicht das Martyrium auf sich genommen, um das Verbrechen dieses Gewaltherrschers für alle Zeiten zu entlarven, dann gäbe es heute keinen reinen Islam mehr!

Wer waren also die Mörder Imam Husains (a.) in Kerbela am Tage von Aschura. Wenn es keine Sunniten waren und Schiiten vor allem dadurch aufgefallen sind, dass sie den Imam im Stich gelassen haben, bis auf wenige Getreue, wer war es dann? Wer waren die ca. 30.000, die auf den Schlachtfeld von Aschura unter dem Befehl des korrupten und verkommenen Herrschers den heiligsten Menschen ihrer Zeit abgeschlachtet haben? Es waren vor allem Menschen, die Imam Husain (a.) und seine Getreuen nicht kannten. Wie aber ist das möglich, wird jetzt jeder fragen. Wie kann es sein, dass der Enkel des Propheten des Islam, den der Prophet (s.) so oft gelobt hat, unbekannt war unter so vielen Muslimen.

Szenenwechsel: Seit über einem halben Jahrhundert verzweifeln die Palästinenser an der unaufhörlichen und von der gesamten Westlichen Welt unterstützten Unterdrückung durch Zionisten, die ihnen immer mehr den Boden zum Leben entziehen. Bis vor 35 Jahren gab es keinen einzigen Staat, der sich aktiv für die Befreiung der Palästinenser eingesetzt hat und ihnen eine offizielle Botschaft angeboten hat. Erst nach dem Sieg der Islamischen Revolution änderte sich das. Die damalige israelische Botschaft wurde beschlagnahmt und den Palästinensern angeboten. Der Platz wurde umbenannt in Palästina-Platz und seit 35 Jahren setzt sich die Islamische Republik Iran zuerst unter Imam Chomeini und dann unter Imam Chamene’i für die Befreiung Palästinas ein. Stets wurden alle Widerstandsgruppen Palästinas unterstützt und den Vertretern Asyl im Iran gewährt. Als der Libanon von den Zionisten überfallen wurde, gab es nur eine erfolgreiche Widerstandsgruppe im Libanon, die durch ihre besonders hohe Opferbereitschaft den zionistischen Besatzer aus dem Land vertrieben hat. Gleichzeitig hat das Königshaus in Saudi-Arabien stets alles in seiner Macht mögliche getan, um den USA dienlich zu sein. US-Soldaten treten auf die heiligsten Böden des Islam und unterstützen die Saudis darin, alle historischen Heiligstätten zu zerstören. Das Königshaus selbst lebt einen verkommen Lebensstil in den Casinos von Monako und ist bekannt dafür, die Gelder des Islam unnütz zu verprassen. Die lupenreine Erbmonarchie wendet den Islam derart pervertiert an, dass es das einzige Land auf der Erde sind, die den Frauen sogar das Fahren eines Fahrzeuges verbieten, einmal abgesehen von den armen Bettlern in einem Land, in dem das Königshaus gar nicht genug Geld und Gold in den Rachen gestopft bekommen kann.

Ist das alles unbekannt? Nein, jeder Muslim weiß es, selbst Salafisten! Und dennoch gibt es so viele Muslime, die mit einer gewissen Hochachtung auf dieses Königshaus aufschauen. Kann man sagen, dass es damit zu tun hat, dass sie „Sunniten“ sind? Ganz sicher nicht, denn Wahhabiten sind keine Sunniten! Jenes Königshaus rüstet Hunderttausende von Verbrechern mit Waffen aus, sendet sie nach Syrien und „Demokratie und Freiheit“ in das Land zu bringen. Wie kann es sein, dass bei solche einer Konstellation so viele Muslime sich auf die Seite jenes Königshauses stellen und nicht auf die Seite derjenigen, die seit Jahrzehnten den Islam verteidigen?! Wie kann das sein? Würden jene Kämpfer und Sympathisanten nicht auch Imam Husain und Zainab abschlachten, wenn sie zu jener Zeit leben würden? Immerhin hat doch der „Kalif“ des Islam sie aufgerufen zu jenem Massaker und Imam Husain (a.) galt als Terrorist und Abtrünniger, der den Kalifen nicht akzeptiert. Ein toter Islam stellte sich gegen den lebendigen Islam.

Sicherlich werden jetzt alle Sunniten aufschreien und sagen, dass das doch gar nicht vergleichbar sei. Schließlich wäre der eine doch der Enkel des Propheten (s.) und der andere ein Verbrecher. Aber ist die Konstellation heutzutage nicht ähnlich klar und eindeutig? Steht nicht auf der einen Seite das saudische Königshaus mit den USA im Rücken und auf der anderen Seiten Imam Chamene’i? Niemand sollte es sich zu einfach machen, die Mörder Imam Husains leichtfertig abzuurteilen mit dem falschen Stolz, dass ihm das nicht passieren könne. Denn wir sehen auch heute, wie die Mehrheit der Muslime sich auf die Seiten falscher „Kalifen“ stellt!

Jetzt könnten sich heutige Schiiten zurücklehnen und behaupten, dass sie bezüglich Syrien weniger betroffen seien. Aber das wäre ein trügerisches Zurücklehnen. Denn die islamische Welt besteht nicht nur aus Syrien. Wie ist es denn im Irak? Wie ist es in Afghanistan? Wie ist es Pakistan? Welcher Imam der heutigen Zeit setzt sich für alle diese Konfliktfelder gleichzeitig ein? Welches Land dieser Erde hat die meisten Flüchtlinge aus diesen Ländern aufgenommen? Welcher Imam dieser Erde wird von den Machthabern der Unterdrückung und den materialistischen Königen der Gottesverachtung am heftigsten bekämpft? Gibt es irgendeinen Zweifel, dass Imam Chamene’i, der sicherlich nicht zufällig ein al-Hussaini ist, zumindest von den Feinden der Menschheit und Menschlichkeit als heutiger Vertreter Imam Husains (a.) erkannt worden ist? Warum erkennen ihn dann so viele Schiiten immer noch nicht? Wie kann es sein, dass jemand hofft zu den Anhängern Imam Husains (a.) gehören zu wollen, aber keinen eigenen Imam zu seinen Lebzeiten haben will! Wie kann es sein, dass so viele Gelehrte sich nicht eindeutig und unmissverständlich zu Imam Chamene’i bekannten, wie es z.B. ein Sayyid Hassan tut, einer der größten islamischen Gelehrten unserer Zeit! Warum wollen Iraker einen irakischen Gelehrten, Libanesen einen libanesischen Gelehrten und Türken einen türkischen? Und manche wollen gar keinen Imam haben. Was hat das mit der Anhängerschaft zu Imam Husain (a.) zu tun?

Im Heiligen Qur’an verlangen manche Anhänger des Volkes Moses nach ihm nach einem „König“, damit sie sich für ihn einsetzen. Als dann Allah ihnen den gewünschten König sendet, beschweren sie sich darüber, dass er nicht einer von ihnen sei (siehe 2:246-247) und nur wenige akzeptieren ihn. Schiiten beten seit Hunderten von Jahren für einen gerechten, einen edlen Staat (daulatan karima). Seit 35 Jahren hat die islamische Welt zum ersten Mal in ihrer Geschichte nach Imam Ali (a.) zumindest den Ansatz für solch einen Staat. So etwas hat es noch nie gegeben! Wo sind die Muslime, wo sind die Schiiten, die sich zumindest mit ihrem Herzen für diesen Staat aufopfern? Ist es nicht eher so, dass die allermeisten Schiiten den Imam der Zeit im Stich lassen? Haben wir das Recht uns über die vielen Schweigsamen in Kerbela zu beklagen, wenn wir doch selbst dazu gehören? Lasst uns einmal darüber nachdenken. Das ist keine kleine Nebensache!

Wenn sich ein Großteil der Schiiten der Welt und dazu ein Teil der Sunniten dieser heutigen Welt mit dem Imam der Zeit verbünden würden, dann hätte diese Welt ein anderes Gesicht. Die USA wären aus der muslimischen Welt vertrieben und würden angesichts fehlender Raubzüge an ihrem raubmörderischen Finanzsystem untergehen. Die Muslime würden nicht zu den niedrigsten Menschen dieser Welt gehören, die von den Almosen der anderen leben, sondern sie wären im Dienst der Menschen. Sie würden durch ihren Einsatz auf Gottes Weg zum Fortschritt aller Menschen einen entscheidenden Beitrag leisten. Und der aus Kerbela befreite Imam Husain (a.) könnte uns den bestmöglichen Weg zeigen, oder sein Urenkel, auf dessen Erscheinen wir warten.

Verschmelzt mit Imam Chamene’i, wie er sich mit dem Islam verschmolzen hat, ist die Befreiungsparole unserer Zeit. Und jene Parole gilt nicht nur für Muslime. Sie gilt auch für alle wahrheitsliebenden Menschen der Welt. Die Christen im Libanon und Syrien machen es vor. Auch Deutschlands Freiheit liegt in der Rückkehr zur Gottesehrfurcht, zu Jesus und Maria. Nur darin liegt die Befreiung Deutschland begründet. Kein anderer Weg wird Deutschland befreien. Es sind die eigenen deutschen Muslime, die der Mehrheitsgesellschaft diesen Weg aufzeigen können. Und Imam Husain (a.) ist gemäß mehreren Bittgebeten, die die Muslime verlesen, auch der Erbe Jesu, des Geistes Gottes.

Der Friede sei mit Dir, oh Imam Husain, mit dir und deinen wahren treuen Anhängern. Lass auch uns dazu gehören, indem Du uns zeigst, wie wir trotz all der Schwierigkeiten, trotz abgesperrter Stadtmauern, trotz Umzingelung durch Deine Feinde, den Weg in Dein Lager schaffen, um alle unsere Fähigkeiten an Deiner Seite auf dem Weg der Wahrheit einzusetzen.

Yavuz Özoguz  
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Dr. Özoguz am 2. Moharram
Ist das Gedenken an Imam Husain geeignet für Deutschland?

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