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Die uigurische Falle, in die viel zu viele Muslime hineinstürzen

#1 von Yavuz Özoguz , 16.12.2019 11:40

Die uigurische Falle, in die viel zu viele Muslime hineinstürzen

Dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Özil sei Dank. Jetzt wissen auch Deutsche von der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung, die aus chinesischer Sicht eine Separatistenbewegung ist.



Die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass Özil geschrieben habe: „Die Umma ist die muslimische Gemeinschaft. Verfasst ist der Twitter-Eintrag auf Türkisch, unterlegt mit Halbmond und Stern, in Blau und Weiß, den Insignien der Unabhängigkeitsbewegung der Uiguren in der autonomen Region Xinjiang in China. Özil schließt mit der Zeile: "Oh Gott, bitte hilf unseren Brüdern in Ostturkestan."“ [1] Hoppla, wo kommen die Separatisten denn plötzlich her? Bisher war immer nur von Folter, Völkermord, KZ-ähnlichen Zustanden usw. die Rede, wobei Letzteres den Israelis nicht gefallen sollte, denn schließlich hat ihr Leid gemäß westlicher Geschichtsschreibung Einmaligkeitscharakter in der Menschheitsgeschichte. Anders wäre es nicht zu erklären, dass die gesamte Westliche Welt zu den berechtigten Bestrebungen der Palästinenser aus der Knechtschaft Israels herauszutreten nicht nur schweigt, sondern die israelischen Besatzer und Völkerrechtsverletzter unterstützt.

Plötzlich bekommen die widersprüchlichen Meldungen aus China einen Sinn. Einerseits besuchen muslimische Touristen in verschiedenen Regionen Chinas völlig unbehelligt deutlich sichtbare Moscheen, die zudem teils unter Denkmalschutz stehen und teils neu gebaut werden, und andererseits gibt es offensichtliche massive Konflikte. Einerseits kann man in der Hauptstadt Peking problemlos in entsprechenden Vierteln in Halal-Restaurants essen gehen und es gibt öffentliche Werbung für Halal neben McDonalds. Anderseits darf scheinbar an anderen Orten nicht mit „halal“ geworben werden. Einerseits gibt es in Peking sogar ein extra für muslimische Offiziere der Armee eingerichtetes Hotel mit Halal-Speise und ohne jeglichen Alkohol (was in Peking schon eine Besonderheit ist), andererseits sollen muslimische Offiziere in bestimmten Regionen in der Armee gar nicht aufsteigen können.

Um das zu verstehen, bedarf es eines Blicks in die aktuelle chinesische Seele. Die Chinesen glauben mehrheitlich an keinen Gott und sind Atheisten. Restliche religiös-spirituelle Eigenheiten sind rein kultureller Art und haben mit dem Glauben an Gott nichts zu tun. Die Duldung der Muslime – wie auch aller anderer spiritueller Bewegungen – stellt für die Chinesen in der Regel kein Problem dar, wenn die jeweils gelebt Praxis keine Auswirkung auf das Staatswesen hat. Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit, ein besseres Sozialwesen usw. wird genauso geduldet bzw. zuweilen sogar gefördert, wie in der ehemaligen DDR. Die Fortschritte im Sozialwesen sind zweifelsohne deutlich sichtbar. In China verhungert niemand und lebt auch niemand auf der Straße, im Gegensatz zu den USA. Auch ist der Unterschied zwischen Reich und Arm nicht so groß wie in den USA, selbst wenn es diesen Unterschied in einem viel zu großen Maß auch in China gibt. Wenn es einen Gott in China gibt, dann ist das der Mammon. Es ist sicherlich nicht übertrieben zu behaupten, dass viel zu viele Chinesen Workaholiks sind. Der Wert Familie hat durch die jahrelange Ein-Kind-Politik nicht die Bedeutung wie die Arbeit. Und das Vertrauen in das eigene Zahlungssystem ist so extrem, dass selbst ein Kaffee aus einem Park-Automaten mit dem Handy bezahlt wird. Bei meinem Besuch hatte das eine kuriose Auswirkung. Als wir auf einen Berg gestiegen sind, um einen historischen Buddhistischen Tempel zu besuchen, konnten unsere Gastgeber den Eintritt an einer einfachen Holzbude vor dem Eingang nicht bezahlen, da das Internet auf dem Berg kurzzeitig ausgefallen war. Bargeld hatten sie nicht dabei. Das Thema „Ehre“ wird trotz Atheismus immer noch hochgehalten. Einem Chinesen tut es mehr weh, wenn er als Parksünder auf einer öffentlichen Tafel gebrandmarkt wird, als eine noch so hohe Strafe zu zahlen. Viele Deutsche würden Ersteres vorziehen und können daher den Chinesen nicht immer verstehen.

Die chinesische Seele kann den Islam vertragen, so lange die Muslime sich als Staatsbürger Chinas verstehen. Sogenannte Unabhängigkeitsbestrebungen aber werden unerbittlich bekämpft. Das hat nichts mit einer Abneigung gegen Muslime zu tun. In Hongkong, wo es fast gar keine Muslime gibt, gibt es seit Wochen Straßenschlachten. Und Taiwan (ebenfalls ohne Muslime) wird die Unabhängigkeit nicht zugestanden, da China es als Teil des eigenen Staatsgebietes ansieht.

Anders sieht die Vorstellung der Westlichen Welt bezüglich China aus. „Schon lange sind anglo-japanische Pläne bekannt, aus dem großen und einheitlichen China mindestens acht neue Staaten zu machen. Damit wäre der aufwachsende globale Faktor China temporär jedenfalls auf Eis gelegt. Wir werden in absehbarer Zeit bei den bekannten ‹hot spots› in China sehen können, wo noch gezündelt wird …“ Das Ganze wird massiv von der westlichen Presse unterstützt [2].

In dieser westlichen Konfrontation mit China sind die Uiguren lediglich ein Spielball des Westens, um China zu diskreditieren und – falls möglich – zu spalten. Die Bewegung ETIM (East Turkestan islamic Movement) wurde bereits 1990 durch islamisch-funamentalistische Uiguren in Xinjang mit Unterstützung der CIA gegründet. Bereits 2001 wurden uigurische Militante in den von CIA und Pakistan eingerichteten Trainingslagern in Afghanistan auf den Guerilla-Kampf vorbereitet [3]. Die gleiche Bild-Zeitung, die aktuel Krokodilstränen für die Uiguren weint, hatte 2015 darüber berichtet, wie Uiguren für ISIS kämpfen [4].

Wer die Seperatismus-Bestrebungen der vom Westen aufgestachelten Uiguren verfolgt, wird sehr schnell verstehen, warum muslimische Regierungschefs ihre Unterstützung reduziert oder sogar eingestellt haben. Selbst über den türkischen Präsidenten Erdogan hieß es zuletzt in der Neuen Züricher Zeitung: „Erdogan lässt die Uiguren fallen“ [5]. Das ist kein Wunder, denn sämtliche muslimische Staaten sind Vielvölkerstaaten mit zumeist willkürlich von der westlichen Welt festgesetzten Grenzen, in denen der Westen jederzeit ähnliche Seperatistenbestrebungen anzetteln kann oder bereits tut wie in der Türkei. Wenn sich der Fußballer Özil also darüber beklagt, dass selbst muslimische Regierungschefs die Uiguren im Stich gelassen haben, so muss man ihm zugestehen, dass er sicherlich ein Experte für Bananenflanken, Freistöße und Dribblings ist. Aber von Weltpolitik versteht er leider gar nichts!

Dennoch soll die Angelegenheit nicht so einfach mit Özils Unwissen abgetan werden. Ist denn eine Unabhängigkeitsbewegung aus islamischer Sicht für die Uiguren nicht wünschenswert und sind die westlichen Nachrichten über die Uiguren denn unwahr? Zunächst einmal ist festzustellen, dass westlichen Presstituierten grundsätzlich nicht zu trauen ist, denn der Antrieb ihrer „Berichterstattung“ ist nicht die Wahrheit, sondern Propaganda für die westliche Vorherrschaft, wie es bereits am Fall der China-Cables deutlich geworden ist [6]. Völlig kritiklos wird ständig die westliche Propaganda weitergetragen wie damals bei der Brutkastenlüge [7]. Auch berichteten jene Presstituierten vor so vielen Jahren, dass Serbische Ärzte „bosnischen Frauen Hunde-Embryonen eingepflanzt“ hätten [8]. Die Filmaufnahmen von weinenden Interviewfrauen mit Kopftuch (ja, die durften Kopftuch tragen), die über jene biologisch absurde Einpflanzung berichteten, befinden sich in den Archiven der öffentlich-rechtlichen Sender. Alle jene Lügen hatten immer nur ein Ziel: Die Angriffskriege des Westens zu rechtfertigen. Bei aller berechtigter Kritik an China, Russland und vielen anderen „Großen“, keines jener Systeme hat seit dem Zweiten Weltkrieg so viel Unheil über die Welt gebracht, so viele Menschen ermordet und gefolter, so viele Menschen vertrieben, wie der westliche Raubtierkapitalismus angeführt von USrael.

Dennoch bleibt aus islamischer Sicht die Frage, ob eine Abtrennung der Uiguren nicht zu einer Verbesserung ihrer Lage führen könnte. Dazu bedarf es eines Geschichtsbewusstseins, dass leider viele von uns Muslimen nicht hinreichend nutzen. Viel zu sehr lassen wir uns von Reflexen leiten, die uns an die Seite der Muslime bringen lässt, ohne die Konsequenzen zu beruteilen. Schauen wir uns doch an, was passiert, wenn Muslime und Nichtmuslime in einem Staat voneinander getrennt werden.

Großindien war ein mächtiger Staat mit vielen Religionen und Sprachen. Die Spiritualität des Landes war sehr groß. Die Armut im Land wurde gegen die Kolonialisten nicht nur von Ghandi bekämpft, sondern von vielen anderen, deren Namen nie so berühmt geworden sind. Aber der Westen hat das Land „trennen“ lassen in zunächst zwei Staaten, das muslimische Pakistan und das indische Indien. Das muslimische Pakistan wurde später noch einmal geteilt in Bangladesch und Pakistan. Heute ist Bangladesch eines der ärmsten Länder der Welt mit dem größten Elend. Pakistan muss einen Großteil seiner eigenen Ressourcen für das Millitär aufwenden, um als Atommacht im Dauerkonflikt mit Indien bestehen zu können und Indien geht es ähnlich. Dafür muss Pakistan ständig Waffen aus der westlichen Welt kaufen usw. Bis vor einigen Jahren ging es zumindest in vielen Regionen Indiens der Minderheit der muslimischen Inder besser als den Muslimen in Pakistan. Aber Indien ist dem Westen zu groß, deshalb wird wieder viel Geld hineingepumpt um neue Konflikte zu schüren.

Wie ist es mit Bosnien? Geht es den Muslimen in Bosnien oder Kosovo jetzt besser als zur Zeit von Jugoslawien? Sind die muslimischen Grenzen zwischen dem muslimischen Albanien und den Nachbarländern jetzt leichter überwindbar? Oder gehören die muslimischen Regionen zu den Ärmsten in ganz Europa?

Und was ist z.B. mit den Rohingja? Myanmar ist des Völkermordes an den Rohingja angeklagt. Geht es den Rohingja deshalb jetzt besser? Hat irgendwer sich ernsthaft um das vertriebene Volk gekümmert? Oder waren sie nur eine Propagandamasse für westliche Interessen?

Geht es dem Libanon und Syrien besser, seit sie vom gemeinsamen Großreich abgespalten und dann auch noch voneinander geteilt worden sind?

Paradebeispiel für den Zustand der westlichen Propaganda ist Palästina. Nach und nach wird jegliche Existenzmöglichkeit Palästinas zerstört, aber der Westen macht sich Sorgen um das Existenzrecht Israels. Die modernste Armee der Region kämpft gegen Jugendliche, die mit Steinen werfen, und Atomwaffen sind gegeüber Molotowcocktail aufgestellt, aber in der Propaganda westlicher Presstituierter sind die Israelis Opfer usw.

Zurück zu den Uiguren. Ich behaupte nicht, dass es den Uiguren gut geht! Auch behaupte ich nicht, dass es jene Umerziehungslager nicht gäbe oder nicht andere Dinge mit den Uiguren geschehen, von denen wir vielleicht nicht wissen. Aber ich weiß, dass jeglicher Einsatz der Westlichen Welt im missbrauchten Namen der Menschrechte stets zum Schaden der Muslime führt. Daher empfehle ich meinen muslimischen Geschwistern nicht so naiv die westliche Propaganda nachzuplappern, sondern in aller Sachlichkeit sich Gedanken darüber zu machen, was der Westen mit dem Propaganda-Theater bezweckt. Dann wird klar werden, dass die Westliche Welt alles andere bezweckt als Menschlichkeit und Schutz von Muslimen. Einen echten Schutz für Muslime wird es nicht geben, so lange der verbrecherische Kapitalismus großen Einfluss in dieser Welt hat. Und das ist auch der Grund dafür, dass der Westen stets die echte Befreiungstheologie des Islam mit allen Mitteln bekämpfen wird.

[1] https://www.sueddeutsche.de/sport/mesut-...eking-1.4724350
[2] https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2...-mit-china.html
[3] https://books.google.de/books?id=JQO1DAA...n%20ISI&f=false
[4] https://www.bild.de/bildlive/2015/17-uig...98094.bild.html
[5] https://www.nzz.ch/international/erdogan...ehen-ld.1454181
[6] Warum heißen eigentlich die China Cables so?
[7] http://www.eslam.de/begriffe/b/brutkastenluege.htm
[8] https://www.zeit.de/1994/36/der-krieg-de...eporter/seite-4


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RE: Die uigurische Falle, in die viel zu viele Muslime hineinstürzen

#2 von Meriton Salihi , 16.12.2019 13:12

Sehr guter Beitrag Bruder Yavuz Özoguz. Vielen Dank!

Es geht alleine um Teilen und Herrschen. Der ehren-würdige Khomeini, einer von den wenigen aus unsere muslimischen Reihen der jüngsten Geschichte, hat es offen in der UN-Vollversammlung ausgesprochen, in dem er den Unterdrücker beim Namen nannte, als er nämlich zu der US-Imperialismus Shaytan-e Bozorg sagte!

Der ehrwürdige Gelehrte und Meister Pakistans Iqbal sagte, wir Muslime haben seit gut 500 Jahren aufgehört zu denken! Wie kann sonst sein, dass ein Muslim, oder eine muslimische Regierung, Gruppe, Bewegung etc. unabhängig in welcher Lage er sich befindet, eine Allianz mit dem Grossen Shaytan eingeht!

Das sind Grundprinzipien, die ein Mensch mit Integrität nicht verrät! Meine Meinung nach gibt es keine Alternative, als in die Friedenoffensive zu gehen, in dem die muslimischen Regierungen über ihren Schatten springen und ihre Leichen aus dem Keller heraus holen! Friedensoffensive mit den Hindus (wie einst mit Ghandi) und man würde der CIA/Mossad sofort einem Riegel vorschieben. Friedensoffensive mit den Kurden. Dann ganz wichtig Friedensoffensive mit Russland und der gesamten orthodoxen Welt.

Die Gelegenheit mit dem One Beld One Road bietet sich nun perfekt. Frieden durch Zusammenarbeit, durch den Handel, eigentlich eine Tradition der Muslime. Wo ist sie nur geblieben! Doch in erster Linie brauchen wir die Friedenoffensive im Haus des Islams. Wenn jeder vor seiner Haustür kehrt, ist die ganze Stadt sauber!

Russland hat der CIA-Versuchung mit den Tschetschenien sehr klug geantwortet. In dem Russland die Muslime für sich gewonnen hat. Hat ihnen Stolz, Ehre und Würde angeboten, Russland als ihre Heimat angeboten und den Islam und den Qur`an einen Platz ganz oben in Respekt-Regal gesichert. Die CIA/Mossad muss nun zähneknirschend mit ansehen, wie ihre Jahrzehnte Sabotage-Arbeit in den Sand versickert.

China muss Russland als Beispiel nehmen und der CIA/Mossad klug antworten. Die Muslime müssen bei den Chinesen nach Gerechtigkeit und nach ihre Rechte verlangen, nicht bei der NewYork-Times!

Bei der Mobilmachung der Uiguren geht es der CIA/Mossad darum das gigantische Projekt One Beld One Road zu sabotieren. Das gleiche gilt für den Kashmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Das Aufflammen und die Eskalation dieses Konfliktes war auch nur möglich, weil die Muslime geschlafen haben. Der Konflikt ist mehr als 70 Jahre alt und die Muslime haben es versäumt in diesen 70 Jahren auf Indien zu zugehen und eine echte Lösung zu suchen. Ignoranz wird nun teuer bezahlt!

Wie de Qur`an sagt: wenn ihr nicht raus geht und Allianzen bildet, wird eines Tages CIA/Mossad kommen und eine Regierung in Indien an die Macht bringen, mit der sie euch umzingeln werden! Now is too late!


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