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Statthalter oder Nationalist?

#1 von Yavuz Özoguz , 03.01.2012 14:51

Gemäß allen monotheistischen Religionen ist der Mensch eine Art “Stadthalter Gottes“ auf Erden. Und gemäß allen Spaltern wird ihm eine Nation oder etwas Ähnliches angedichtet.

Die hohe und erhabene Stellung des Menschen auf Erden ist diejenige des Statthalters Gottes, des Kalifen, des Repräsentanten, des Stellvertreters und das, obwohl Gott keines Stellvertreters bedarf. Diese hohe Stellung hat Gott den Menschen in Seiner Gnade anvertraut, nicht weil es Gott nützen könnte, sondern weil es dem Menschen eine Auszeichnung ist und ein Liebeserweis Gottes an den Menschen, den Er auch mit allen Fähigkeiten ausgestattet hat, jene hohe Funktion ausüben zu können. Nun gibt es aber nicht nur einen Menschen, sondern unzählige. Die Statthalterschaft Gottes kann aber nicht in unzähligen verschiedenen Ansichten und Behauptungen münden, die sich dann wohlmöglich auch noch gegenseitig bekämpfen. Vielmehr bedingt Statthalterschaft, dass man die Einheit anstrebt, denn Gott ist eins und einig! Selbst wenn wir in unserer menschlichen Begrenztheit Gottes Einheit eben “nur“ anstreben können, so ist es doch zumindest eine Aufgabe und Lebensziel. Und es ist keine Aufgabe für irgendeine Glaubensgruppe allein, sondern für alle Menschen!

Doch sind es die als satanisch bezeichneten Kräfte in und um uns, die uns mit allen Mitteln versuchen, den Vereinigungsprozess zu stören oder gar zu verhindern. Eine dieser satanischen Versuche, die immer noch sehr effektiv in uns wirken – insbesondere im Einfluss der Westlichen Welt – ist der Nationalismus! Dieser völlig absurde und geistlos an einen Boden oder an Blut gekoppelte “Wert“ hat letztendlich nur noch einen Sinn: Die Menschen zu spalten, um sie besser beherrschen zu können.

Warum sollte sich ein heutiger Deutscher als “Deutscher“ fühlen? Und was bedeutet es, sich als “Deutscher“ zu fühlen? Bedeutet es, dass man mitverantwortlich ist für die Geschichte und gar davon geprägt? Ist jeder Deutsche ein Produkt der Judenverfolger? Ist jeder Deutsche ein Nachkomme von Anbetern von Thor und Odin? Hat jeder Deutsche zwei Weltkriege mitzuverantworten? Oder sollte man sich die Rosinen rauspicken und nur Dichter und Denker sein? Sind das die Beziehungen zu Deutschland? Oder muss man Deutscher sein, damit man gegen Holländer sein kann, zumal die in ihrer Nationalhymne immer noch vom “deutschen Blut“ singen. Oder sind es geistige Werte, die die Menschen verbinden? Wenn es geistige Werte sind, warum sollten die an irgendeiner Nationengrenze aufhören?

Warum sollte sich ein Türke als “Türke“ fühlen? Ist er mitverantwortlich dafür, dass zahlreiche osmanische Herrscher mit Legitimation von Hofgeistlichen ihre unschuldigen Brüder umbringen durften, wenn sie auf den Thron stiegen? Oder ist er mitverantwortlich dafür, dass der erste türkische Großmeister einer Freimaurerloge verheerende Vertreibungsbefehle erteilt hat, die viele Christen aus der Heimat vertrieben haben. Ist ein Türke ein anderer Mensch als ein Kurde? Und was unterscheidet sie wirklich? Wer betont die Unterschiede und wer versucht zu vereinigen?

Wie ist es mit den Iranern? Ist ein Iraner ein Perser? Oder ist er ein Araber, oder gar ein Türke? Wie ist es in einem Vielvölkerstaat? Gibt es geistige Elemente, sich zu vereinigen, nämlich die Statthalterschaft Gottes und die damit verbundenen wahrhaftigen Werte?

Alle Nationen bedürfen vor allem die “Abgrenzung“ von anderen Menschen, selbst wenn sie ähnliches Gedankengut haben. Aber geistige Werte sind grenzenlos und verbindend.

Wie extreme die Westliche Welt – selbst wenn in einem etwas modifizierten Nationalbegriff – den Nationalismus und die Abgrenzung pervertiert hat, kann man an vielen Beispielen deutlich beobachten. So betrachtet sich derzeit die “Westliche Welt“ als eine Art Supernation, die die besten Werte der Menschheit verkörpere. Tatsächlich aber ist die Westliche Welt inzwischen ganz offen zu einem Verbrechersystem mutiert mit Verbrechern an ihrer Spitze! Wären sie nicht die Regierungschefs der Westlichen Welt, würde man dafür eintreten, sie nach Den Haag auszuliefern! So hat z.B. die “Führungsnation“ der Westlichen Welt inzwischen ein Gesetz erlassen, dass Gefangene ohne Anklage unbegrenzte Zeit festgehalten werden können ggf. auch lebenslänglich! Solch ein Gesetz würde an jedem anderen Ort der Welt als verbrecherisch gebrandmarkt werden! Weil es aber in der eigenen “Nation“ geschieht, wagt sich kein einziger westlicher Staatschef, das Verbrechen anzukreiden! Allein an diesem Beispiel wird deutlich, dass die “Westliche Wertegemeinschaft“, wie sie sich zuweilen nennt, eben keine Wertegemeinschaft ist, sondern ein und der selbe Wert beliebig gut oder schlecht sein kann, je nachdem, ob sie von der eigenen “Nation“ oder von dem “Feind“ ausgeübt wird.

Die Westliche Welt kann ohne Feind genau so wenig existieren wie mit wahren Werten, denn dann müsste sie zuerst eine Anzahl der eigenen Politiker festnehmen. Nationalismus (in welcher Form auch immer) ist ein von bestimmten Kreisen der Medien tagtäglich eingetrichtertes Element der Unterdrückung. Und wer da nicht mitspielt, wer nicht jenen Medien huldigt, der wird gnadenlos fertig gemacht. Aktuell wird dem Bundespräsidenten vorgeworfen, er würde eine Art “Salamitaktik“ ausüben, um an der Macht zu bleiben. Tatsächlich sind es ganz bestimmte Medien, die jene “Salamitaktik“ ausüben, um einen Präsidenten, der ihnen nicht gehuldigt hat, Schaden zuzufügen. Die heutige deutsche Nation definiert sich über die Bild-Zeitung. Und die bestimmt, wer Präsident bleiben darf und wer nicht.

Doch sind wir nicht letztendlich selbst daran schuld? Natürlich können wir der radikal-zionistischen Fraktion der Presse, die nie demokratisch legitimiert wurde, die Schuld daran geben, dass es ihr immer wieder gelingt, Menschen gegen Menschen zu jagen. Die derzeit schlimmsten Kriegstreiber sind in jener Presse zu finden. Aber wer verpflichtet die Bundesbürger, jene Frauenentwürdigungsblätter zu kaufen? Wer verpflichtet die Leser, zu glauben, was dort steht?

Wir hören derzeit immer wieder, wie Menschen aufstehen in Griechenland, in Spanien, in Portugal und “gegen“ etwas demonstrieren. Und sobald der Feind gesichtet ist, sobald klar ist, “gegen“ wen man demonstrieren soll, ist es möglich, Menschen zu mobilisieren. Gegen Nazis stehen sehr viele Bundesbürger auf – selbst in kleinen Gemeinden und selbst zu Weihnachten! Gott lohne sie dafür. Aber warum sollte man nicht auch einmal in genau so großer Intensität “für“ etwas aufstehen? Wir wäre es, für gesunde Finanzen zu demonstrieren und die eigenen Stadträte dazu zu bewegen? Wie wäre es, für das Gemeinsame von Christen und Muslimen aufzustehen? Warum muss man immer nur “gegen“ etwas aktiv werden?

Und da sind wir wieder bei der Nation? Dieses Kunstkonstrukt ist eine Idee aus dem 19. und 20. Jh.. Es ist in seiner alten Form am aussterben. Aber die spalterischen Tendenzen sind nach wie vor vorhanden. Man nennt es nicht mehr Nation, sondern Ethnie. Man nennt es nicht mehr Nation, sondern Bevölkerungsschicht, Migrant, Muslim usw.. Aber es sind die gleichen spalterischen Mechanismen, die bei Nationen zu Weltkriegen geführt haben.

Wie wäre es denn einmal zur Abwechslung mit einem Konzept, das Christen (so sie noch an das Christentum glauben) und Muslime gemeinsam vertreten? Wie wäre es mit dem Konzept Adam und Eva? Wir sind alle Geschwister und stammen alle von den gleichen Eltern ab. Wie wäre das? Freundschaft oder Feindschaft entsteht nicht durch Blut oder Boden, sondern durch negative Werte, die man in sich zulässt. Wir haben die Wahl Kain oder Abel zu sein. Dem einen winkt das ewige Leben, und der andere verliert alles, selbst die menschlichen Fähigkeiten, so dass ein Rabe zu seinem Lehrer werden muss.

Wir leben in einer Zeit, in der wir “für“ etwas aufstehen müssen, für Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Jetzt mag der eine oder andere Bildzeitungsleser kommen und darauf entgegen, dass wir dann keine Chance haben werden! Hat nicht ein Bundeskanzler gesagt, dass niemand in Deutschland gegen die Bild-Zeitung regieren kann? Und wer sind wir kleinen Leute schon, dass wir für Wahrheit und Wahrhaftigkeit eintreten könnten?

Und damit sind wir auch schon wieder ganz am Anfang des Textes? Hat unser Schöpfer uns nicht mit den Fähigkeiten ausgestattet, IHN auf Erden zu repräsentieren? Wir haben diese Fähigkeit und eine der stärksten Waffen gegen das Unrecht ist die Nächstenliebe, denn die kennt weder die Bildzeitung, noch der Nationalismus, noch Menschen, die andere in Ethnien unterteilen. Und es gibt auch kein “Gegenmittel“ dagegen. Nächstenliebe in der Dankbarkeit auf Gottes Gnade ist ein Allheilmittel und unbezwingbar!

Doch wieder kommt der Skeptiker und fragt: Was soll denn ein Text bewirken, den gerade einmal vielleicht 1000 Leute lesen (wenn überhaupt) gegen 1000 Mal so viel Leser auf der anderen Seite? Es bedarf nicht 1000 Leser! Wenn nur ein einziger Leser sich dadurch von den eigenen Fesseln befreit, sich läutert und der Wahrheit zuwendet, dann ist das genug, nicht weil dann alle Falschheit einen schweren Schlag erlitten hat, sondern weil jener Mensch sich “für“ Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen wird!


Yavuz Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 03.01.2012 | Top

   

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