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Wurde der Prophet des Islam vergiftet?

#1 von Yavuz Özoguz , 20.08.2025 20:10

Wurde der Prophet des Islam vergiftet?

Die Schirazi-Ideologen geben nicht auf die Jugend irrezuleiten, indem sie über immer verstecktere Kanäle versuchen sie von den wesentlichen Themen abzulenken und Zwietracht unter Muslimen zu schüren. Dagegen muss entschieden vorgegangen werden!

Zwar haben einige vernunftbegabte Muslime nach dem Artikel „Neuer Angriff der Schirazis in Deutschland“ [1] den Weg der Vernunft gewählt und sich auf die wesentlichen Aspekte des Islam zurückgezogen. Aber das hat andere nicht davon abgehalten, noch komplexer und noch intensiver das Thema „Vergiftung des Propheten“ in den Vordergrund zu schieben. Es sei allen Anhängern der größten schiitischen Gelehrten unserer Zeit Imam Chamenei und Ayatollah Sistani sowie weiterer Gelehrter gesagt: Jene Propagandisten behaupten zwar irgendeinem Mardscha zu folgen, aber sie sind Rosinenpicker. Der Mardscha, dem sie beim Gebet folgen ist nicht der Mardscha, den sie angeben, dass jener die Vergiftungstheorie bestätigen würde. Zudem haben Imam Chamenei und Ayatollah Sistani sicherlich gute Gründe, dass sie dieses Thema nie auf die Tagesordnung bringen. Aber so etwas interessiert die von britischen Geheimdienstlern infizierten Jugendlichen nicht. Sie sind durchdrungen von einem inneren Widerstandsgeist gegen die innere Einordnung in eine Ordnung des Friedens, dass sie das Thema eines Unfriedens gerne aufnehmen. Ihre geistigen Vorgänger haben vor ca. 10 Jahren darauf bestanden, dass man bezeugen musste, dass bestimmte bei Sunniten besonders geehrte Gefährten in der Hölle seien, sonst wäre man kein Muslim. Das war damals so extrem übertrieben, dass sie heute subtiler auftreten. Ziel aber ist die Ablenkung und/oder Spaltung. Es sei erwähnt, dass der einzelne Jugendliche diese Ziele der von britischen Geheimdiensten geförderten Aktion nicht durchschauen! Aber sie tragen damit Unfrieden in die Welt zu der sie keine Legitimation haben!

In diesem Artikel soll auf die Frage eingegangen werden, wie die schiitische Wissenschaft die Fragestellung nach dem Dahinscheiden des Propheten des Islam einordnet. In der schiitischen Gelehrsamkeit – und das muss man offen eingestehen – gibt es unterschiedliche Sichtweisen darüber, ob der Prophet Muḥammad (s.) eines „natürlichen“ Todes gestorben ist oder durch eine Vergiftung.

Es gibt schiitische Gelehrte in der Geschichte, die den Tod durch Vergiftung annehmen. Sie stützen die Ansicht, dass der Prophet durch Gift starb, und betrachten dies als eine Art Martyrium. Allerdings kann keiner der Gelehrten genau sagen, wann und von wem der Prophet (s.) vergiftet sein soll. Dies ist unter anderem bei folgenden Gelehrten zu finden: Al-Kulayni (gest. 941 n.Chr.), der Autor von al-Kafi, worin Überlieferungen enthalten sind, die auf den Tod durch Vergiftung hinweisen. Al-Mufid (gest. 1022) zählt den Propheten zu den „Märtyrern“ (schuhada), was einige so deuten, dass er die Vergiftungstheorie unterstütze, wofür es allerdings nicht unbedingt hinreichend Belege gibt, und al-Madschlisi (gest. 1699 n.Chr.), der in seinem undifferenzierten Sammelwerk Biḥar al-Anwar auch Überlieferungen gesammelt hat, die auf eine Vergiftung hindeuten.
Es gibt auch viele Gelehrte, die eine natürliche Todesursache nicht ausschließen. Sie betrachten die Vergiftungsbehauptung als nicht hinreichend gesichert. Dazu zählen unter anderem: Al-Ṭabrisī (gest. 1153), Scheich al-Ṣadūq (gest. 991) und andere. Für alle Gelehrten gleichermaßen gilt, dass niemand weiß, von wem Prophet Muhammad (s.) vergiftet sein soll, wenn es denn so wäre. Allein diese Tatsache sollte zu denken geben, denn bei allen zwölf Imamen (a.) und auch der Heiligen Fatima (a.) kennt man die Todesursache sehr genau. Aber keiner der zwölf Imame oder Fatima haben den vermeintlichen Mörder des Propheten jemals kommuniziert.

Nun stehen auf beiden Seiten der Argumente höchstrangige historische schiitische Persönlichkeiten. Das Erstaunliche an den heutigen Vergiftungsfanatikern besteht darin, dass sie sich selbst anmaßen, beurteilen zu können, welche Seite richtig liegt und welche nicht. Dabei ist es Konsens unter Schiiten, dass solch schwerwiegende Fragestellungen nur von einem Rechtsgelehrten entscheiden werden kann, der befähigt ist zur selbständigen Rechtsfindung. Und da sieht es heute nicht anders aus als in der Geschichte. Auf beiden Seiten gibt es hochrangige Gelehrte, die das eine oder andere behaupten. Würde man die heutigen höchsten Gelehrten qualifizieren, so wäre eine Mehrheit sicherlich auf der Seite derjenigen, die die Quellenlage als nicht eindeutig einstufen, aber es geht im Islam nicht um Mehrheit, sondern um Wahrheit. Doch genau das ist nicht die Fragestellung der Vergiftungsfanatiker. Wenn große Gelehrte wie Imam Chomeini und Imam Chamenei die Quellenlage nicht als hinreichend gesichert einstufen, interessiert es sie nicht. Sie nennen andere, die es anders sehen.

Weniger erstaunlich ist, dass diese ganze Debatte (zunehmend versteckt in Foren) ausgerechnet dann aufkommt, als Imam Chamenei unter Schiiten der Welt das höchste Ansehen erreicht hat und kein anderer Gelehrter ihm im Ansehen nahe kommt außer Ayatollah Sistani, der als enger Verbündeter Imam Chameneis wirkt.

Ein weiteres Argument der Vergiftungsfanatiker ist eine Überlieferung Imam Sadiqs (a.), die unter anderem im Bihar-ul-Anwar aufgelistet wird.
Imam al-Ṣadiq (a.) soll gesagt haben:
"ما منا إلا مسموم أو مقتول."
„Es gibt keinen von uns, außer dass er vergiftet oder getötet wird.“ (Biḥār al-Anwār von al-Majlisī, Bd. 27, S. 216; Bd. 36, S. 384)
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Überlieferung ist der einfache Leser niemals in der Lage aus einer einzigen Überlieferung die Geschichte des Islam herzuleiten. Denn wer ist „uns“ in jener Überlieferung? Ist „uns“ nur die 12 Imame? Dann wäre der Prophet des Islam nicht mit inbegriffen. Allerdings gäbe es dann das Problem des 12. Imams, der noch lebt und von dem selbst die unterschiedlich denkenden Großgelehrten zugeben, nicht genau zu wissen, wie er sterben wird. Ist „uns“ die Ahl-ul-Bait? Und ist die Überlieferung wortwörtlich zu nehmen oder metaphorisch? Wer maßt sich an, darüber zu urteilen, ohne sich auf seinen eigenen Mardscha zu berufen? Denn wäre es metaphorisch zu verstehen wäre klar, dass jeder Atemzug des Propheten (s.) ein Zeugnis der Wahrheit ist und nicht erst sein Dahinscheiden.

Wer aber mit „uns“ gemeint sein könnte wird ebenfalls in Biḥār al-Anwār verdeutlicht: In einer Variante der Überlieferung heißt es:
"ما من نبي ولا وصي إلا مقتول أو مسموم."
„Es gibt keinen Propheten und keinen Nachfolger, außer dass er getötet oder vergiftet wird.“ (Biḥār al-Anwār von al-Maǧlisī Bd. 27, S. 217; Bd. 44, S. 298)

Diese Variante erweitert die Martyriumsvorstellung: Nicht nur die Imame, sondern auch alle Propheten seien Opfer von Mord oder Gift geworden. Nun weiß der quran-kundige Leser, dass selbst einige im Quan erwähnte Propheten nicht getötet worden sind. Insofern kann die Überlieferung ausschließlich metaphorisch gemeint sein, da sie sonst in Konflikt mit dem Quran gerät. Selbst der Heilige Quran lässt die Option, dass der Prophet (s.) eines „natürlichen“ Todes stirbt offen: Vgl. (3:144).

Zurück zur Ausgangsfrage: Wurde der Prophet des Islam vergiftet? Ausgehend von den aktuell vorliegenden Wissenschaften ist die Frage nicht eindeutig für die Allgemeinheit zu beantworten, selbst wenn meine Wenigkeit aufgrund meiner Liebe zu Imam Chamenei und der Einschätzung, dass er die Heiligkeit unserer Zeit ist, davon ausgehe, dass der Prophet (s.) nicht ermordet worden ist. Aber darum geht es den Vergiftungsfanatikern gar nicht. Sie wollen ein Thema, dass heute völlig von den wahren Zielen des Islam ablenkt, dass die Liebe im Herzen zerstören soll und Zwietracht stiftet – nicht nur zwischen Sunniten und Schiiten, sondern vor allem auch zwischen Schiiten und Schiiten – in den Vordergrund hieven. Dieses Verhalten erachte ich als äußerst schädlich. Bedauerlicherweise merken die Wasserträger dieser Zwietracht gar nicht, welchen Schaden sie damit anrichten. Im Gegenteil glauben sie sogar dem Islam dienlich zu sein.

Was ist also zu tun. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass dieser Propaganda dringend Einhalt geboten werden muss, selbst wenn ich inzwischen weiß, dass einige der Propagandisten das aus ignoranter und selbstüberschätzender Unwissenheit tun. Umso gefährlicher sind die Hintermänner, die das Feuer der Spaltung aufrecht zu erhalten suchen. Daher mein erneuter Apell: Hört auf etwas zu verbreiten, was Ihr eines Tages schwer bereuen werdet!

[1] Neuer Angriff der Schirazis in Deutschland

Yavuz Özoguz  
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