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Ein Götze ist kein Erlöser

#1 von Yavuz Özoguz , 15.07.2014 09:45

Ja, ich habe das WM-Finale auch gesehen. Ja, ich war auch froh, dass Deutschland gewonnen hat und freue mich wie jeder Deutsche. Aber ich bin dagegen, dass der Götze Fußball mit Hilfe radikal-zionistischer Medien zum Christentumersatz gepusht wird!

Fast alle Systemmedien haben kurz nach dem Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft die Worte „es ist vollbracht“ veröffentlicht. Welch eine absurde Verdrehung des Christentums; welch ein infamer Missbrauch der für das Christentum heiligsten Begriffe? Die Aussage „es ist vollbracht“ gehört zu den sogenannten sieben letzten Worten Jesu, sind das sechste davon und vollenden die Selbstaufopferung Jesu (siehe Johannes-Evangelium 19,30). Danach folgt nur noch: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lukas 23,46).

Meine Wenigkeit als Muslim glaubt nicht an die Geschichte der Kreuzigung Jesu! Aber es schmerz mich dennoch, wenn ein wesentlicher Glaubensbereich der Christen, etwas, was Christen heilig ist, durch eine Art Götzenanbetung namens Fußball derart entwürdigt wird. Das geht so weit, dass dieser Missbrauch den allermeisten Christen gar nicht mehr auffällt. Oder wo sind sie, dass sie sich dagegen wehren, wenn ein Fußballspieler bundesweit als „Erlöser“ betitelt wird. Das als radikal-zionistisch eingestufte Hamburger Abendblatt gibt dann auch genüsslich die Frage wieder, die der ARD-Kommentator Tom Bartels gestellt haben soll: „Wird Götze der neue Messias der deutschen Elf?“ Der Stern erhebt Götze zum „Wunderkind“. Und so ist es auch klar dass Götze den Deutschen irgendetwas „beschert“, wie es wiederum viele andere schreiben. Solch einer Person werden dann übernatürliche Kräfte zugetraut, wie es eine Norddeutsche Zeitung tut: „Götze-Tor sorgt für Hallen-Beben.“ Auch ganze Berge und Felder soll Götze zum beben gebracht haben. Die Handelzeitung bringt es dann auf den Punkt: „Götze, du Fußball-Gott.“ In Mainz schreibt dann die Allgemeine Zeitung: „Mario Götze und ein Moment für die Ewigkeit.“ Und ein Lokalblatt schreibt: „Pyrmonter feiern WM-Titel und göttlichen Götze“.

Nein, ich will wirklich nicht die Siegesfeier eintrüben! Wir sind Weltmeister und darüber können und sollen sich allen freuen dürfen. Aber wäre es nicht angebracht, die Dinge beim Namen zu nennen? 22 völlig überbezahlte Sportler treten aus den Katakomben in die Arena und betören in 200 Ländern Millionen von Menschen mit Brot und Spielen angeführt von einer Handvoll Oberaufseher, die dafür sorgen sollen, dass die Schlacht in der Arena unter gewissen Regeln erfolgt. Wir alle erfreuen uns an der Aggressivität der modernen Gladiatoren. Wer wollte schon ein Fußballspiel sehen, in dem die Spieler sich gegenseitig nie absichtlich foulen, jedes versehentlich Foul vom Spieler selbst angezeigt wird und die Mannschaften höchst brüderlich miteinander umgehen? Wir wollen die besseren sein mit einer besseren „Strategie“ und besseren „Taktik“ um über die „Flanken“ das „Tor“ des Feindes – pardon, des Gegners – zu erobern. Denn schließlich beschießen wir das Tor, bis der Torwart erschossen – pardon, überwunden – ist. Und wenn dann diese modernen Gladiatoren allein in diesem einen „Endspiel“ so viel verdienen, wie 90% der Bevölkerung im ganzen Leben nicht verdienen wird, na und!? Es sind doch unsere Gladiatoren, und wir haben gewonnen. Wir wurden „erlöst“. Wir haben unseren neuen Fußball-Gott. Und heute bei der Ankunft werden ihm 250.000 Menschen direkt und Millionen am Bildschirm indirekt huldigen.

Einige teuflische Mächte haben die Gelegenheit genutzt und einige Massaker in der Welt angerichtet und sind jetzt nach dem Endspiel bereit, das Massaker zu reduzieren, aber was haben wir damit zu tun? Da hätten sich die Palästinenser doch selbst für die WM qualifizieren sollen. Schließlich haben wir Entwicklungshilfe geleistet. Wir sind jetzt Weltmeister, wir sind jetzt besser, wir sind die Besten! Was für ein Hochgefühl!?

In all der Euphorie geht nicht nur die Demut verloren. Auch der Missbrauch der christlichen Religion für die Beschreibung der Ereignisse fällt kaum noch jemanden auf. In einer Gesellschaft, in der das Christentum so gut wie tot ist, sich weder gegen deutsche Auslandeinsätze noch gegen die Unterdrückung der eigenen Glaubensgeschwister in Palästina einsetzt, muss eine andere „Religion“ den Platz in den Herzen der Menschen einnehmen, selbst wenn es nur von kurzer Dauer ist. Wenn die Christen im Land nicht einmal die Hilferufe ihrer Glaubensgeschwister in Syrien hören und die deutsche Politik sich auf die Seite derjenigen stellt, die Christen abschlachten, ist das die natürliche Entwicklung. Denn spätestens in Syrien hätte ein lauter Aufschrei durch alle Kirchen des Landes erklingen müssen, auch gegen die eigene mörderische Außenpolitik. Aber er blieb aus!

Es ist mir als Muslim wirklich peinlich, wenn ich mich an meine christlichen Mitbürger wenden muss, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie es selbst sind, die den Gott aller Menschen vergessen bzw. vernachlässigt haben und daher jetzt Ersatzgötter auf die Bühne drängen.

Wir Muslime leben – so bedauerlich das ist – noch lange nicht einen so gnadenreichen und liebevollen Islam vor, wie es die wahren Vorbilder des Islam vorgelebt haben, und können das durch den Rückzug des Christentums entstandene Vakuum nur unzureichend füllen. Und so treten die Kräfte der „Brot und Spiele“ Ideologien lautstark auf und beleben ihren Imperialismus mit Götzen, die das Volk – zumindest zeitweilig – in einen Rausch versetzen können. Dieser Rausch gibt den Menschen Zerstreuung in einem Alltag, in dem die Glückseligkeit, die Jesus und Muhammad verheißen haben, nur noch unzureichend vermittelt werden.

Bei aller Selbstkritik an uns Muslimen und Christen, muss ich den teuflischen Kräften und der dahinter stehenden dunklen Machtlosigkeit bescheinigen, dass sie ganz offen ihren Irrglauben verbreitet und ganz offen dazu steht. Deutschland hat hinreichend andere Spieler, die die „Erlösung“ hätten bewirken können, aber auch der Pfosten hat das verhindert. Verwunderlich ist nur, dass die Menschen selbst bei solch einer Offenheit der Teufelei die Ironie der Geschichte nicht erkennen, denn:

Ein Götze ist weder ein Erlöser noch ein Gott, sondern ein Götze.

PS: Ich bin dankbar, dass Iran so früh ausgeschieden ist, denn so bestand solch eine Gefahr im Iran nicht. Ich bin dankbar, dass Allgerien so früh ausgeschieden ist, denn so hatten sie die Demut ihre Gelder den unterdückten Palästinenesern zu spenden. Ich bin dankbar, dass Portugal so früh ausgeschieden ist, damit Ronaldo nicht "abhebt" und wieder einmal Millionen für die Palästinenser spenden konnte. Ich bin dankbar, das Brasilien nur Vierter geworden ist, denn so konnte sich die Politik auf den Widerstand gegen das westliche Imperium im Rahmen der BRICS Konferenz konzentrieren. Und ich bin froh, dass Argentinien das Endspiel nicht gewonnen hat, denn so werden die Argentinier früher als sonst verstehen, dass die Erlösung nicht durch Fußballgötter kommen kann, sondern durch die Abkopplung vom verbrecherischen Weltfinanzsystem.

Yavuz Özoguz  
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RE: Ein Götze ist kein Erlöser

#2 von Fatima Özoguz , 16.07.2014 10:54

Die Freude sei der deutschen Mannschaft ja gegönnt. Aber muss man den Besiegten- übrigens keineswegs mühelos und erst in der Verlängerung - auch noch verhöhnen? Anscheinend haben das unsere "Helden" bitter nötig. Allerdings haben diesen Schwachsinn nicht alle mitgemacht. Peinlich: Auch Mustafi - vom Namen her wahrscheinlich Muslim - hat mitgemacht. Özil und Khedira Gott sei Dank nicht.




Widerlich auch das besoffenen Gejohle im Anschluss. Pfui!


Fatima Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 16.07.2014 | Top

RE: Ein Götze ist kein Erlöser

#3 von Mustafa Akbar , 18.07.2014 06:35


Mustafa Akbar  
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