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Die Wahrheit über Sadiq Schirazi – (Teil 2): Bezeichnet Sadiq Schirazi Imam Chomeini als Kafir?

#1 von Yavuz Özoguz , 17.05.2014 13:09

Die Wahrheit über Sadiq Schirazi – (Teil 2): Bezeichnet Sadiq Schirazi Imam Chomeini als Kafir?

Nach Teil 1 der Serie hagelte es berechtigte Kritik, dass die Serie doch über Sadiq Schirazi handeln soll und nicht über seinen Schüler Yassir Habib. Es sei doch klar, dass sein Schüler ein Extremist sei, der schließlich fast alle großen Gelehrten zu Ungläubigen, Abtrünnigen oder zu Irregeleiteten erklärt. Aber der Lehrer könne nichts dafür. Außerdem hätte sich Sadiq Schirazi von seinem Schüler losgesagt. Letztere Behauptung haben wir zwar oft gehört, aber bisher konnte uns das niemand stichhaltig und überprüfbar belegen. Der Grund warum wir mit dem „Extremisten“ Yassir Habib angefangen haben liegt in der Tatsache begründet, dass er im Ausland lebt und manche Dinge anders ausspricht, als sein Lehrer Sadiq Schirazi, der im Iran lebt, und die Dinge eher versteckt ausdrückt. Doch soll sich jeder selbst ein Bild darüber machen, ob die Ansichten des Schülers nur ein Extremismus sind oder die Offenlegung der Ansicht des Lehrers.

Neuinteressierten Jungendlichen wird nicht gleich die ganze Wahrheit eingeschenkt. Vielmehr wird er mit „Argumenten“ gelockt, die auf Jugendliche besonders anziehen wirken, wie z.B. eine extremistische schwarz-weiß Malerei, ohne darauf hinzuweisen, dass es unendlich viele Grautöne dazwischen gibt. Wichtige Informationen hingegen werden den Anhängern vorenthalten. Eine diese Informationen ist, dass gemäß fast aller Schirazis zahlreiche große Gelehrte sowie sämtliche ihrer Anhänger, die ein bestimmtes islamisches Prinzip unterstützen, Ungläubige (Kafir) oder zumindest Irregeleitete sind. Es geht um das Konzept Einheit der Existenz [wahdat al-wudschud].

Die „Einheit der Existenz“ [wahdat al-wudschud] ist eine philosophische Betrachtung der Einheit [tauhid] im Islam, die beschreibt, dass es keine wahre Existenz gibt, außer Allah und Existieren nur durch ihn möglich ist. Alles, was nicht Allah ist, ist durch ihn von der Nichtexistenz zum Existieren gebracht worden, wohingegen Er Selbst immer existiert hat und existent ist. Das Konzept der „Einheit der Existenz“ [wahdat al-wudschud] findet insbesondere unter Mystikern großen Widerhall, ist aber im Prinzip Bestandteil des Glaubens aller Muslime an Einheit [tauhid]. Daher kann die eigene menschliche Existenz nur durch Entwerden [fana] gesichert werden, was das Streben der Ergebenheit [taslim] ist.

Das Konzept der „Einheit der Existenz“ wird von manchen verwechselt mit einem starken Pantheismus, in dem das Universum gleichbedeutend mit Gott sei. Genau dem aber widerspricht das Konzept der „Einheit der Existenz“, indem es dem gesamten Universum eine eigenständige Existenzfähigkeit und -berechtigung abspricht, sondern ihre unabdingbare Abhängigkeit von der eigentlichen und einheitlichen Existenz aufzeigt. Allerdings gab es im Laufe der Jahre sehr unterschiedliche Darstellungen zu dem Konzept der „Einheit der Existenz“ [wahdat al-wudschud].

Große Gelehrte des 20. Jh., wie Imam Chomeini, Allamah Tabatabai, Ayatollah Muhammad Baqir Sadr, Ayatollah Bahdschat und Ayatollah Mutahhari haben das Konzept detailliert und differenziert beschrieben. Zunächst wird unterschieden zwischen den Begriffen „Existenz“ [wudschud] und „Existierendem“ [maudschud]. Während das Erstere die Existenz selbst ist, ist das Zweitere etwas, was existiert. Jegliche Behauptung einiger weniger Quellen im Sufismus, dass alles Existierende Gott sei, hat mit dem Konzept der „Einheit der Existenz“ [wahdat al-wudschud] nichts zu tun. So gibt es nur eine einzige Existenz aber viele Existierende, die allesamt durch die einzige Existenz geschaffen wurden. Das Existierende kann ohne die Existenz nicht bestehen, wohingegen die Existenz auch ohne das Existierende besteht.

Ibn Arabi drückt es sinngemäß so aus: „Allah ist eins mit der Existenz der Dinge, aber er ist nicht eins mit den Dingen.“ Imam Chomeini war zu seiner Zeit sicherlich der prominenteste Vertreter dieser Philosophie. Aber auch Imam Chamene’i, Ayatollah Badschat, Allamah Tabatabai und viele andere der heutigen Zeit mehr, sowie prominente und von (fast) allen Muslimen geehrte Mystiker der Geschichte wie Ibn Arabi oder Dschalalladdin Rumi (bekannt als Maulana) haben das Konzept vertreten.

Im Jahr 2012 hat eine Person diesbezüglich eine schriftliche Frage an Sadiq Schirazi gerichtet. Die Antwort Sadiq Schirazis hat damals vergleichsweise wenig Beachtung gefunden, da er damals noch nicht den heutigen Propagandaerfolg hatte. Sie ist aber in mehreren Sprachen in Dutzenden von Internetseiten auffindbar.

Er antwortet:

„Das Konzept des Wahdat al-Wudschud ist nichts anderes als die Antithese des Islam… Alle unterschiedlichen Varianten von Wahdat al-Wudschud stehen im Widerspruch zu den eindeutigen Aussagen des Allmächtigen und der Ahl-ul-Bait in dieser Hinsicht; und daher sind alle Versionen von dem Konzept des Wahdat al-Wudschud Kufr (Unglaube). Es gibt jedoch einige berühmte „schiitischen Gelehrte“, wie Sie es nennen, die an Wahdat al-Wudschud glauben, aber durch ihren Glauben an Wahdat al-Wudschud sind sie weder Schiiten noch Muslime…“

Danach folgt eine seitenlange Erklärung dazu, in der auch darauf verwiesen wird, dass alle jene Personen „nadschis“ (unrein) seien. Diese Aussage ist Grundlage für Yassir Habibs Ausführungen, dass Imam Chomeini und Imam Chamene’i als „nadschis“ (unrein) seien. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass diese extreme Ablehnung von Wahdat al-Wudschud nicht Sadiq Schirazi (oder seinem Schüler Yassir Habib) eigen ist, sondern bei allen Schirazis zu finden ist. Darin liegt unter anderem die Begründung für ihren Hass auf Philosophen, Mystiker, Sufis usw.. Sollte Sadiq Schirazi diese Ansicht in der Folgezeit revidiert haben bzw. sie als eine Art Verfälschung ansehen, dann werden die Anhänger der Schirazis uns sicherlich bald darüber aufklären.

Diese Art von Information wird der aufrichtigen nach Wahrheit strebenden Jugend aus nachvollziehbaren Gründen vorenthalten. Denn konkret bedeutet das, dass ein Anhänger von Schirazi in kaum einer nicht von Schirazis beherrschten Moschee mitbeten darf, ist doch der Vorbeter nach deren Vorstellung ein „Ungläubiger“. Er kann nicht an den Mahlzeiten teilnehmen, da ja das Essen von „unreinen“ vorbereitet wurde. Dennoch haben einige der Hardliner unter den Schirazi-Anhängern keinerlei Skrupel in solche Moscheen zu kommen und dort sogar ihre Veranstaltungen abzuhalten bzw. die Veranstaltungen anderer zu stören und das kostbare Essen der Küche zu genießen, in dem z.B. Anhänger von Imam Chomeini und Imam Chamene’i kochen.

Bedauerlicherweise schrecken die Schreiber der Schirazis nicht einmal vor Überlieferungsmanipulationen zurück, um ihre sehr einseitige Ansicht bezüglich Wahdat Al-Wudschud zu begründen. Ich schreibe ausdrücklich „Schreiber der Schirazis“, da ich selbst nicht nachweisen kann, dass ein Buch, auf dem Sadiq Schirazi draufsteht, wirklich von ihm geschrieben wurde.

In einem Buch, dass als Autor Sayyed Sadiq Al-Schirazi angibt, wird eine Überlieferung von Imam Ali (a.) in einer verkürzten und dadurch verfälschten Form zitiert: „Das Einheitsbekenntnis Seiner (Gottes) besteht in der Unterscheidung zwischen Ihm und den Geschöpfen und das Urteil des Unterscheidens besteht in der isolierungsbasierten Differenz.“

Tatsächlich lautet die vollständige Überlieferung aber „Seine Erkenntnis ist das Einheitsbekenntnis Seiner (Tawhid) und das Einheitsbekenntnis Seiner (Gottes) besteht in der Unterscheidung zwischen Ihm und den Geschöpfen und das Urteil des Unterscheidens besteht in der Verschiedenheit im Rang der Existenz und nicht in der isolierungsbasierten Differenz.“

Vergleicht man beide Überlieferungen, wird sofort deutlich, dass durch die Verkürzung die Bedeutung auf den Kopf gestellt wird.
Die ursprüngliche Überlieferung besagt also, dass es eben nicht die isolierungsbasierte Differenz ist, sondern die Verschiedenheit im Rang der Existenz. Dieser Teil wurde komplett weggelassen, sodass man etwas neben Allah stellt, und zum anderen wurden die Worte des Imams (a.) offensichtlich entstellt, sodass es zur eigenen Überzeugung eher passt. Jene „verkürzte“ Version der Überlieferung, wie sie Schirazi verwendet, ist an keiner Stelle (außer bei ihm) zu finden.

Die Arabischkundigen können die gemachten Angaben selbst überprüfen. Die Verwendete verkürzte Form von Schirazi steht unter:
http://www.alshirazi.net/aqaed/019.htm#_ftn30
Die Originalüberlieferung ist zu finden unter:
http://www.aqaed.com/book/31/etjaj1-19.html#tjaj28

Zugegeben, diese Art von Betrachtung ist nicht jedem Leser möglich. Und es ist auch nicht Aufgabe eines jeden Muslims, solche Fragestellungen zu erkunden. Aber will man die Gründe für bestimmte Konflikte verstehen, dann bedarf es dieser Analyse.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Konzept Wahdat al-Wudschud ein sehr tiefsinniges philosophisches Konzept ist, bei dem man – vorausgesetzt man verfügt über hinreichend Kenntnisse – sicherlich unterschiedlicher Meinung sein kann und darf, wie es ja selbst die Gelehrten des Konzeptes in Detailfragen sind. Über tiefer gehende Details des Konzepts kann man sich im Internet hinreichend informieren (auch in deutscher Sprache).

Die Frage, die sich stellt, ist, wie man mit anderen Gedanken dazu umgeht. Ein wahrer Anhänger Imam Chomeinis und Imam Chamene’is käme nicht auf die Idee, jemanden seinen gesamten Glauben abzustreiten, nur weil er diesbezüglich anderer Meinung ist, denn ihre Vorbilder lehren sie Einheit. Aber es wird keine Einheit mit Takfiris geben, weder mit Takfiris der Sunniten, noch mit Takfiris der Schiiten. Takfiris sind jene, die sich anmaßen anderen den Glauben absprechen zu wollen, insbesondere den Glauben so großartiger Persönlichkeiten wie Imam Chomeini und Imam Chamene’i.

Will man die extremistischen Ausführungen z.B. eines Yassir Habib verstehen, dann muss man seine Lehrer kennen. Will man die Feindschaft dieser Leute gegen Imam Chomeini, Imam Chamene’i, Ayatollah Mutahhari, Ayatollah Bahdschat, Ayatollah Muhammad Baqir Sadr und alle die anderen großen Gelehrten unserer Zeit verstehen, will man verstehen, warum diese Leute so viel Feindschaft verbreiten, will man verstehen, warum sie Mystik und Philosophie hassen und auch jeden, der mystische Liebe lehrt, muss man deren Grundkonzepte erläutern.

Im nächsten Teil werden wir inschaallah auf die Manipulationen im Bereich Wilayat-ul-Faqih eingehen.

Nachsatz: Jahrelang haben die Anhänger Imam Chamene’is in Deutschland zu den Verirrungen der Schirazis größtenteils geschwiegen. Jahrelang haben die Anhänger Imam Chamene’is zumeist alles geschluckt, was von den Schirazis als Unverschämtheiten in die schiitische Ummah getragen wurde. Jahrelang wollte niemand den Anhängern der Schirazis den Weg zu den anderen Schiiten versperren. Jahrelang hat man sogar deren Störungen von geschwisterlichen Veranstaltungen mit wohlwollen ertragen. Meine Wenigkeit ist bis vor wenigen Wochen NIE zuvor auf den Konflikt mit jenen Leuten eingegangen. Das bereue ich zutiefst und entschuldige mich bei den Wenigen, die zuvor bereits Widerstand geleistet haben, wo ich geschwiegen habe. Hätte ich früher reagiert, wäre es möglicherweise nicht so weit gekommen. Gott vergebe mir meine Schwäche inschaallah. Aber das, was sie in den letzten Monaten in Deutschland praktiziert haben, dieser unaufhörliche Dauerkrieg gegen fast alle anderen Schiiten, übersteigt alles Ertragbare. Daher wird es Zeit, dass insbesondere die Jugend über den spalterischen Charakter dieser Leute aufgeklärt wird, sodass kein Schirazi es in absehbarer Zeit mehr wagt, sein Gift in Deutschland zu verbreiten. Sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um diese Aufklärungsserie, die sie selbst verschuldet haben, aufzuhalten. Aber allein das bisher veröffentlichte ist hinreichend, um sie zu entlarven. Möge Allah – der Gnädige und Begnadende – den Unwissenden unter ihnen die Gelegenheit geben, sich von diesem Gift zu befreien und sich von ihnen zu lösen. Sollten die Schirazis aber den angezettelten Unfrieden bereuen, so ist mein Telefon leicht zu erreichen, und auch jetzt noch gibt es Auswege, das von Ihnen angezettelte Unheil zu beenden.


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