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Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#1 von Mariam Geist , 19.08.2013 22:30

Salam,
ich möchte hier einen kurzen Reisebericht von unserer Iranreise im August zum Besten geben, da ich denke, dass es viele Leute gibt, die sich den Iran nicht wirklich vorstellen konnten (ich gehörte auch dazu).
Bevor wir überhaupt den Iran bereist haben, gab es in unserer (nichtmuslimischen) Umgebung viel Erstaunen und gar Argwohn im Sinne von, wie kann man nur DORTHIN und OH Gott, ist das nicht gefährlich? Hoffentlich passiert euch nichts!! Nun wir haben es tatsächlich überlebt und vermissen Iran trotz der knappen Zeit von 3 Wochen, die wir dort waren. Und die medialen Vor-Urteile gegenüber dem Land haben wir schon längst für uns selber widerlegen können. Man hat eigentlich, wenn überhaupt, höchstens diffuse Vorstellungen, wie es dort zugeht. Nun, die Realität ist eben medial verfälscht dargestellt.
Doch jetzt endlich zum Reisebericht: Wir hatten uns keine sehr geschickte Zeit für unsere Reise ausgesucht, als wir ausgerechnet im Hochsommer und noch dazu im Ramadan nach Teheran geflogen sind, aber mein Mann wollte unbedingt dieses Jahr dorthin. Eigentlich hatten wir naiverweise auch keinerlei Vorbereitungen getroffen, bis auf dass wir einem (irakischen) Freund Bescheid gesagt haben, der dann einen Organisator vor Ort für uns ausfindig gemacht hat. Dieser Organisator war eigentlich ein Gelehrter und hat uns für jede Stadt, in die wir wollten, andere „Führer“ (oder Guides) beiseite gestellt, die Englisch konnten, denn wir haben bis auf wenige Worte keine Persisch-Kenntnisse. So hat uns dann auch gleich am Flughafen nach Mitternacht unser „Führer“, ein junger Student namens Masoud, am Imam Khomeini-Airport erwartet. Gleich ins Auge fallend waren die vielen Saudi-Arabischen Gäste, denn wir dachten eigentlich, dass die Saudis die Schia hassten. Offensichtlich gilt das nicht für alle, und die vielen sunnitischen Passagiere hatten auch offensichtlich keinerlei Probleme in dem Land und auch wohl keine Abneigungen……das erste Positive, was sich an öffentlicher Propaganda als Lügenkonstrukt erwiesen hat. Weiter positiv war das fast flächendeckende Vorhandensein von Gebetsräumen, das uns als Muslimen natürlich den Gottesdienst sehr erleichtert. Es gab am Flughafen einen schönen Gebetsraum, der von einigen Muslimen sogar als Schlafplatz (wahrscheinlich zur Überbrückung der Wartezeiten) genutzt wurde, natürlich gab es separate Räume für Frauen und Männer, darauf wurde überall, auch in Bussen und U-Bahnen Wert gelegt und es nahm niemand Anstoß daran. Also hat unser Begleiter Masoud nach dem Gebet uns ein Taxi besorgt, was uns ohne Persisch-Kenntnisse schwer gefallen wäre. Im Hotel angekommen ist mir dann auch gleich aufgefallen, dass auch das Personal kaum Englisch gesprochen hat (trotz Großstadt Teheran!!) und die Kommunikation zu 100 % von Masoud geführt wurde. Nachdem wir dann im Zimmer waren, war das erste Negative (eigentlich das zweite, denn negativ ist uns der unglaubliche und chaotische Verkehr auf den Straßen aufgefallen) die ungemein laut summende Klima-Anlage, die uns trotz totaler Müdigkeit nicht zur Ruhe hat kommen lassen. So sind wir dann nachts um 5 Uhr runter an die Rezeption und wollten den Angestellten bitten, diese abzustellen, was natürlich nicht gelang. Aber dafür bekamen wir ein anderes größeres Zimmer mit weniger lauter Klima-Anlage und sind dann doch müde ins Bett gefallen. Nun, die Klimaanlagen gab es in jedem Hotel, in dem wir waren, allerdings waren in den Hotels höherer Preisklasse doch Anlagen von höherwertiger technischer Ausstattung, die man sogar regulieren (aber nicht abschalten) konnte. Allerdings wäre die Hitze ohne diese Anlagen tatsächlich fast unerträglich (über 35 Grad), sodass man die Geräusche eben hinnehmen musste. Was mir gleich ins Auge stach war das gute Benehmen und die Höflichkeit fast aller Iraner. Sie behandelten uns (und andere) durchweg zuvorkommend höflich, man entschuldigte sich für Unannehmlichkeiten und besonders unsere Führer legten großen Wert darauf, sich dauernd zu erkundigen, ob sie alles für uns tun konnten, ob wir Wünsche offen hätten, auch wenn es nachts um 5 Uhr wäre. Das beschämte mich doch ein wenig, denn ich als Deutsche weiß ja, dass wir nicht mal ansatzweise so mit unseren Touristen (oder gar Ausländern) umgehen, wie sie mit uns.
In der ersten Woche besuchten wir eine Koran-Messe in Teheran mit etlichen Ausstellern rund um das Thema Koran. Von Kalligrafien über Podiums-Diskussionen, Ausstellungen von Märtyrern, etc. war ziemlich alles vertreten, was man sich vorstellen kann. Es war gut besucht und wir trafen jede Menge Menschen, die sich sehr für uns interessierten und jedesmal verwundert und erfreut waren, wenn sie hörten, dass wir zur Schia fanden. Einige Aussteller und Verkäufer (in Maschhad z.B.) schenkten uns nur aus Freude darüber, dass wir Brüder waren, irgendetwas von ihren Ständen und manche luden uns ein. Die Zuvorkommenheit und das Interesse uns gegenüber war schon beachtlich und so trafen wir auch eine Menge „Prominenz“ wie z.B. eine dänische Mitarbeiterin von Imam Reza (sie heißen Khadem und arbeiten ehrenamtlich), die uns gleich einlud zu sich nach Hause (nachdem wir auf der Koran-Messe zum Iftar/Fastenbrechen eingeladen waren). Nach langen Gesprächen vermittelte sie uns dann an ein Fernsehteam, für das wir Rede und Antwort standen, und unsere Geschichte, wie wir zur Schia fanden, erzählen durften. Ebenso wurden wir kurzfristig als Podiums-Diskussion ins Programm eingeschoben und durften vor Publikum mit Übersetzerin ein paar Fragen beantworten. Eine bekannte Front-Frau von Press-TV lernten wir auch kennen sowie unzählige andere nette Menschen, mit denen wir allesamt Adressen tauschten. Es würde hier leider den Rahmen sprengen, alles zum Besten zu geben…….
Da wir zur Zeit der letzten 10 Tage von Ramadan in Teheran ankamen, kamen wir auch in den Genuss an einigen Schabe-Qadr-Zeremonien (also Zeremonien zur Lailatul Qadr) teilzunehmen. Die Menschenmassen in der Moschee waren beachtlich und manchmal auch ein klein wenig beängstigend, aber ich musste mir keine Gedanken machen, verloren zu gehen, denn unser Führer griff sich immer eine nette Schwester, die er mir zur Seite stellte, damit sie mich begleiten konnte, denn ich konnte ja nicht mit meinem Mann daran teilnehmen, da Frauen sich ja getrennt von Männern aufhalten. Ich hatte jedoch immer ein Handy (die Sim-Karte hatte uns unser Führer besorgt, denn man kann nur mit iranischem Pass eine Sim-Karte haben und unsere deutschen Sims haben dort nicht funktioniert!!). Die Atmosphäre war dann auch mitreißend, es lag etwas Mystisch-Spirituelles in der Luft, da hat man sich gerne die Nacht um die Ohren geschlagen. Im Anschluss wollten mich die Studentinnen (wir waren in einer zur Moschee umfunktionierten Uni) interviewen, was ich natürlich nicht abgelehnt habe. Am Ende der ersten Woche hatten wir Gelegenheit, den Quds-Tag in Teheran mitzumachen (siehe den Bericht meines Mannes). Es war wahnsinnig heiß und voll und wir haben es leider nicht geschafft bis zur Uni vorzudringen, da unser Kreislauf nicht mitgemacht hat, aber zumindest haben wir die Rede von Ahmedinejad hören, wenn auch nicht verstehen, können.
Danach ging es für uns im Taxi nach Qom (Taxis sind im Iran sehr günstig und ein sehr gutes Fortbewegungsmittel, allerdings sollte man sich von der Ausstattung nicht allzu viel erwarten, die meisten Taxis sind ziemlich alt). Qom ist natürlich zu der Jahreszeit irrsinnig heiß. Am ersten Abend haben wir leider ein viel zu günstiges Hotel erwischt, das einer Baracke glich. Die Betten waren so schmutzig, dass wir das Hotel wechselten und ein teureres (Fadak mit Namen) bevorzugten. Das war dann auch wirklich sehr angenehm und sehr nahe am Schrein von Fatima Masumeh gelegen. Man konnte zu Fuß dorthin laufen, was allerdings bei der Hitze (so an die 50 Grad) auch anstrengend war. Auffällig dort war, dass es mehr Frauen in schwarzen Tschadoren gab als in Teheran, wo es doch zeitweise fast westlich anmutet, da viele Frauen in Teheran das Kopftuch nicht richtig tragen (man sieht viel Haar darunter, was auch beabsichtigt ist) und insgesamt eher engere bunte Kleider bevorzugen. In Qom gab es kaum unrichtig verschleierte Frauen und ich selber hatte ebenso das Bedürfnis, mich völlig in schwarz zu hüllen, um nicht aufzufallen (ich trage zwar auch in Deutschland richtig Hijab, aber bin als Deutsche doch auch für farbenfrohe – wenn auch knielange- Mode zu haben). Zum Glück gibt es dort nur knielange und auch luftige Mäntel sehr günstig quasi an jeder Ecke zu kaufen, sodass ich mich auch in der kleineren Gelehrtenstadt Qom gut und günstig eindecken konnte (in Teheran hatte mir eine Iranerin einen Tschador geschenkt, der mir hier sehr nützte). Auch unser studentischer Begleiter vor Ort erfüllte uns alle noch offenen Wünsche und brachte uns zu allen relevanten Stellen und handelte auf dem Basar für uns. Wir hatten Gelegenheit, uns mit einem Freund meines Mannes, der dort studiert, zu treffen. Seine Frau sprach zum Glück auch Englisch, so dass wir uns auch gut aufgehoben fühlten. Natürlich wurden wir auch von ihnen eingeladen und da der (deutsche) Freund meines Mannes viel studiert hatte und viel wusste, konnten wir von seinem Wissen auch profitieren. Zu meiner Freude kochte seine Frau endlich mal Nudeln, die hatte ich sehnlichst vermisst, denn ich mag nicht gerne Reis und drei Wochen jeden Tag Reis zu essen machte mir doch ein wenig die Lust aufs Essen madig. Ich genoss die Lasagne jedenfalls sehr. Leider gibt es auch in Restaurants meistens Reis als Beilage, jedenfalls war es in den Restaurants so, die wir besuchten. Nicht alle hatten eine englische Karte, sodass es von Vorteil ist, jemanden mit Persisch-Kenntnissen bei sich zu haben, oder zumindest den Namen des Gerichtes zu kennen, das man zu essen gedenkt. Wir konnten mit unseren Freunden jedenfalls zwei schöne Tage verbringen, die Moschee von Fatima Masumeh und die Imam Mehdi Moschee (heisst Jamkeran) besuchen, das reichte uns dann auch für die drei Tage. Anschließend konnten wir unseren Hauptorganisator, auch einen Gelehrten, im Hotel treffen sowie unseren weiteren Begleiter für Isfahan, denn dort wollten wir anschließend hin. Unser Begleiter für Isfahan war ebenfalls ein (noch recht junger) Gelehrter, der uns natürlich befragte, wie wir zur Schia fanden. Gleich am ersten Abend waren wir bei seiner Familie zum Iftar (Fastenbrechen) eingeladen, die sich sehr freuten, ausländische Gäste bewirten zu können. Die Iraner haben glaube ich eine Vorliebe für bestimmte Möbel (ich schätze es sind englische Möbel (im Kolonialstil), jedenfalls ziemlich antike Möbel, gegessen wird dann meist auf dem Teppichboden auf einer großen Plastikdeckenunterlage) und ihre Wohnzimmer sind immer sehr gepflegt und die Gerichte wurden immer sehr geschmackvoll angerichtet. Man bedankte sich stets dafür, dass wir die Einladungen angenommen haben. Leider sprach sonst niemand englisch, sodass ich mir zuweilen etwas hilflos vorkam. Unser Begleiter in Isfahan, der selber in Qom studiert hat, und 4 Jahre lang Imam einer Moschee war, war so höflich und gastfreundlich, dass wir im Anschluss fast jeden Tag bei einem seiner Familienangehörigen zum Essen eingeladen waren. Glücklicherweise hatte ich (vorausschauend) ein paar Geschenke aus Deutschland mitgenommen, die auch auf Gegenliebe stießen, alhamdullillah.
Natürlich gehörte es für uns zum „Pflichtprogramm“ einige Schreine zu besuchen. Die Moscheen waren immer atemberaubend schön, von außen mit wunderbaren Mosaiken bestückt und von innen sogar teils mit Spiegelmosaiken, es war nur zum Staunen, subhanallah. Die Schreine selber (wir haben den von Imam Zadeh Saleh (ein Bruder von Imam Reza), Imam Khomeini in Teheran, von Fatima Masumeh (Schwester von Imam Reza) in Qom, von dem Gelehrten Allama Majlisi in Isfahan und von Imam Reza in Maschad gesehen) sahen eigentlich alle gleich aus, jedenfalls der eigentliche Schrein, manchmal war es sehr schwierig wegen der Menschenmassen überhaupt dorthin zu gelangen. Für Leute mit Platzangst (wie bei meinem Mann) ist es nichts, den Schrein zu berühren, aber man kann sich auch davor stellen und Dua machen. Üblicherweise stehen vor der Moschee Bedienstete, die einem manchmal regelrecht „filzen“, sogar die Handtaschen werden untersucht, auch bei Frauen (in getrennten Eingängen und nur von Frauen selber), Kameras sind gar nicht erlaubt (Handys aber schon, deshalb kann man wenn man pfiffig ist, Bilder machen!! Bei Imam Reza musste man die Rucksäcke komplett abgeben). Die Mitarbeiter erkennt man immer an den „Staubwedeln“, die sie bei sich tragen. Bei einem Schrein haben wir von einem von ihnen was geschenkt bekommen und wurden fotografiert (für eine Webseite). Der Komplex von Imam Reza in Maschhad hat sogar eine eigene Abteilung für Ausländer und natürlich hat man uns auch dort mit Büchern und Geschenken eingedeckt. In Isfahan konnten wir sogar mit unserem gelehrten Begleiter ein Institut besuchen, in dem der Großayatollah Faqih Imani (der Imam Khomeini persönlich kannte, er war also schon betagter) quasi Sprechstunde gehalten hat und uns gleich mal 10 Bände des englischen schiitischen Tafsirs des Korans geschenkt hat. Unser gelehrter Führer Mehdi kannte auch einige hochrangige Gelehrte aus Deutschland und kutschierte uns persönlich in Isfahan herum. Eine sehr schöne Stadt, zum Glück nicht so heiss wie Qom. Die „33 Brücken“ waren sehr sehenswert (besonders bei Nacht!!), auch eine armenische Kirche mit Museum machte gehörig Eindruck auf uns sowie natürlich die wunderbar verzierten Moscheen. Natürlich handelte er für uns auf den großen Basaren immer Discounts also Preisnachlässe aus und er wusste natürlich, was man wo am besten kaufen kann. Zu allen Sehenswürdigkeiten wusste unser Begleiter jede Menge zu berichten, er sprach zum Glück sehr gut Englisch, und so wurde aus unserer Bekanntschaft auch langsam eine Freundschaft. Der Abschied nach 5 intensiven Tagen fiel uns doch recht schwer und er bat uns, in Kontakt zu bleiben und ihn unbedingt anzurufen, falls wir Schwierigkeiten hätten oder sonst irgendwie Hilfe brauchten. In Maschhad hatten wir leider mit einem uns zugeteilten Führer kein Glück, denn er war frisch verheiratet und die Dame war wohl misstrauisch uns gegenüber und machte ihm Wohl „die Hölle heiss“. Jedenfalls musste schnell ein anderer Führer her, denn wir saßen in einem teuren Hotel fest und hatten niemand anderen. Die Stadt war sehr überlaufen, was meinem Mann sehr zu schaffen machte, aber wir schafften es dann doch mit neuem studentischen Begleiter, den Schrein von Imam Reza am Abend zu besuchen, was auch sehr beeindruckend war, insbesondere die wahnsinnige Größe des Komplexes sowie die friedvolle spirituelle Atmosphäre. Selbstverständlich machten wir Dua (Bittgebete) für all jene, die uns darum baten (wahrscheinlich haben wir einige vergessen, denn fast jeder, den wir getroffen hatten, bat uns um Fürbitte bei Imam Reza, und wir haben mehr Menschen getroffen als ich in einem Jahr in Deutschland!). Leider waren wir in Maschhad, es waren die letzten Tage unseres dreiwöchigen Urlaubs , ziemlich am Ende unserer Kräfte, denn Hitze und ständige Hotelwechsel mit Lärmbelästigungen (es waren leider in den günstigen Hotels sehr viele laute Gäste aus angrenzenden Ländern, die die Nachtruhe doch erheblich störten, dazu kam der Straßenlärm von draußen und die brummenden Klima-Anlagen und Kühlschränke) hatten doch arg an unseren Nerven gezerrt, sodass wir Maschhad nicht mehr so recht genießen konnten. Leider saßen wir länger fest als gehofft, denn alle Flüge waren ausgebucht und auch unser sehr später Flug um 22 Uhr hatte glatte 4 Stunden Verspätung (was keine Seltenheit ist, wie uns gesagt wurde), sodass unser armer Führer in Teheran, der uns abholen sollte, also um 5 Uhr zum Flughafen kommen musste. Wir waren so geschafft, dass wir am letzten Tag vor unserer Rückreise tatsächlich gar nichts mehr machen konnten. Der Freund meines Mannes hatte uns das vorab schon geraten, nicht allzuviel zu unternehmen, da es sonst in Stress ausartet. Nun, nächstes Mal sind wir schlauer. Als weiteren Tipp können wir jedem Reisenden empfehlen, sich gute Hotels auszusuchen ab einer Preisklasse von 50 Euro pro Tag, dann ist man verpflegt, es sind keine lauten Gäste zu ertragen und man spricht in solchen Hotels auch Englisch. Nächstes Mal werden wir also statt drei nur zwei Wochen buchen, aber dafür besser unterkommen, in scha allah. Von einer Besonderheit möchte ich noch berichten und das ist das Geld. Die Währung ist eigentlich Rial. 100 Euro sind bei guter Rate 4, 3 Millionen Rial. Am ersten Tag war ich recht verwirrt, da der Verkäufer 122.000 auf seinem Rechner anzeigte, uns aber sagte 12.200. Ich dachte schon, er wolle uns übern Tisch ziehen, aber die Währung mit der die Iraner rechnen, ist Toman, das ist eigentlich das gleiche wie Rial nur dass eine 0-Stelle fehlt. Unser Begleiter hat das dann auch bestätigt, es blieb mir allerdings die ganzen drei Wochen doch recht schwer, umzurechnen. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich eine Tabelle anzulegen mit Toman und Rial und Euro, dann kann man immer nachschlagen und erspart sich umständliches Hin- und Her-Rechnen.
Alles in Allem war es ein sehr schöner Urlaub, lässt man mal die Unannehmlichkeiten weg. Die Iraner legen fast alle ein sehr gutes Benehmen an den Tag und sind so höflich, dass man sich schämt, vielleicht doch das ein oder andere Vorurteil gepflegt zu haben. Jedenfalls haben wir dort viele nette Menschen getroffen und unsere Begleiten sind uns zu Freunden geworden, die sich natürlich für ihre Dienste nicht bezahlen ließen und fast beleidigt waren, wenn man ihnen doch etwas geben wollte, da sie das als ihre Pflicht (nicht als lästiges Übel) ansahen und Spaß daran hatten, alles an Anstrengungen aufzubieten, um uns einen schönen Urlaub in ihrem Land zu ermöglichen. So bleibt mir nur zu hoffen, dass ich die Gelegenheit bekomme, unsere Freunde wiederzusehen, neue hinzuzugewinnen und den Besuchern, die mal nach Deutschland kommen, das Gleiche bieten zu können (was schwer werden wird!!), was man uns an Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit geschenkt hat.
So, ich hoffe, ihr konntet einen Eindruck gewinnen. Mein Fazit: Immer wieder gern!!! Aber nächstes Mal keine Individualreise mehr und nur mit Persisch-Kenntnissen oder guten Reiseführern (die wir ja hatten, alhamdulillah).

Wassalam, eure Schwester Mariam

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RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#2 von Cengiz Tuna , 21.08.2013 14:55

As-salamu alaikum liebe Mariam,

vielen Dank für euren Bericht.

Wir waren vor einigen Jahren auch in Maschad, Qum und Tehran und es war ein sehr schönes Erlebnis. Wir waren, wenn ich mich noch recht erinnern kann, Ende April oder Anfang Mai dort. Da konnte es tagsüber in der Sonne auch sehr heiß werden, aber insgesamt war es dennoch angenehm. Temperaturen über 40° können Nordeuropäer doch sehr zu schaffen machen.

Das mit dem Verkehr kann ich bestätigen. Das ist aber in anderen muslimischen und in einigen europäischen Hauptstädten nicht anders. Ich habe es geschafft, eine Woche unfallfrei durch den dichten Verkehr und die engsten Gassen Istanbuls zu fahren. :) Mir ist die Verkehrsmentalität in Deutschland lieber. An Fussgängerübergängen zu halten, um Fußgänger über die Straße zu lassen, liegt mir mehr.

Wir hatten aber gute Hotels, die von den Schreinen nicht weit weg waren. Nur einmal bekamen wir ein Zimmer mit dem wir nicht zufrieden waren, aber man hat uns sofort ein anderes Zimmer angeboten.

Natürlich gab es dort auch einige negative Erlebnisse, wie es sie überall gibt. In Maschad wollte mich ein Händler betrügen. Ich habe ihn nur gefragt, warum er das tut und ob er sich nicht schäme. Der hat sich wohl gedacht, Touristen bekommen das sowieso nicht mit. Aber das kennt man ja auch aus anderen Ländern. In der Nähe vom Mausoleum Imam Rizas (a.s.) gab es einige Arme die immer um Geld gebettelt haben, und zum Teil sehr aufdringlich waren. Ein jüngerer Iraner der an der Hotelrezeption arbeitete, hat immer von Europa geschwärmt. Ich glaube der hatte auch ein falsches Bild von hier. Aber im Großen und Ganzen ist der Iran sehr friedlich. Besonders Abends und Nachts kann man als Frau oder mit der Familie unbesorgt spazieren gehen. Es herrscht ein sehr familiäres Klima. Keine Belästigungen, keine besoffenen oder bekifften Menschen in der Öffentlichkeit. In Neukölln und Kreuzberg geht man mit der Familie Abends nicht mehr gerne raus.

Jedenfalls kann ich bestätigen, dass uns ein vollkommen falsches Bild vom Iran vermittelt wird. Wie gesagt, gibt es dort auch Probleme, und nicht jeder ist zufrieden, aber die Iraner können ihre Probleme selbst lösen, dafür brauchen sie keine „Demokratisierung“ von außen.

Besonders die Atmosphäre an den Schreinen der Heiligen war sehr berührend. So Gott will, werden wir in Zukunft wieder an die heiligen Orte reisen. Gerne würde ich auch im Irak Imam Husseyin (a.s.) besuchen. Doch zuvor steht erst einmal unsere Hadsch an.

Wa salam


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zuletzt bearbeitet 21.08.2013 | Top

RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#3 von Mariam Geist , 21.08.2013 19:49

Salamu alaikum und vielen Dank für die Antwort,

du hast einiges ergänzt, was ich vergessenhabe, alhamdulillah, und ich kann es alles bestätigen, vielen Dank!!. Was jedoch die Händler angeht, man hat uns auch gewarnt vor Betrügern, aber alhamdulillah haben wir nur die Guten getroffen, und jedesmal wenn einer das Dhulfikar (Kette mit Schwert von Imam Ali) meines Mannes gesehen hat, wurden wir in Gespräche verwickelt und die Händler waren sehr froh, Schia-Ausländer zu treffen. Mehr als einmal haben uns Händler sogar was geschenkt!!! Aber das heisst ja nicht, dass es auch Schwarze Schafe gibt, die gibt es überall. Ich vermisse Iran und das gute Benehmen schon jetzt, besonders weil die Umgangsformen so gut sind, keine Grölerei, keine Pöbelei, keine "nuttig" herumlaufenden Frauen, nichts Vulgäres, eben alles sauber, auch im Benehmen (zumindest bei den meisten, Ausnahmen gibt es ja überall). Man kommt sich dann in Deutschland irgendwie wie ein Alien vor, völlig deplaziert und ich frage mich, ob nicht tatsächlich was von dem Schlechten hier auf uns überschwappt.......jedenfalls wäre es schon verlockend, dort zu leben, außer halt die unerträgliche Hitze und brummenden Klima-Anlagen. Aber ansonsten...........nun, ich denke wir müssen mehr Werbung machen und die Wirklichkeit aufdecken!!!!
Wassalam, Mariam

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RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#4 von Cengiz Tuna , 27.08.2013 15:46

As-salamu alaikum,

Schwester Meryem hat auf ihrer Seite auch einen Reisebericht. Ausführlicher und mit Bildern. Ihre Art, wie sie sich ausdrückt, gefällt mir. Schwester Meryem ist echt super.

http://meryemdeutschemuslima.wordpress.com/

Wa salam

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RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#5 von Meryem Dilki , 28.08.2013 13:51

Salam aleikum und Danke für die Blumen, :-),
ich freu mich, den Bericht von Schwester Mariam zu lesen, weil sie ja fast zur gleichen Zeit in Iran war. Viele Erfahrungen haben wir ganz ähnlich gemacht.

Mein Bericht startet mit einem nicht ganz ernst gemeinten Beitrag hier: http://meryemdeutschemuslima.wordpress.c...ht-2013-teil-1/

und verlinkt jeweils auf die nächste Folge - ich hoffe jedenfalls ich habe das richtig eingebaut. Ich bin noch längst nicht fertig, aber das Schreiben zieht sich gerade etwas, bin in der Türkei und da ist es auch so heiß und ich wünsche mir laute iranische Klimaanlagen zurück.
Bilder und Filme hochladen dauert leider auch ewig, aber inschallah geht es voran.

Ich vermisse Iran auch schon!
Wassalam, Meryem

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RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#6 von Cengiz Tuna , 28.08.2013 16:11

Aleykum salam liebe Schwester,

wusste gar nicht, dass Du hier im Forum angemeldet bist. :)

Weil ihr zur gleichen Zeit im Iran wart, habe ich mich schon gefragt, ob Mariam und Meryem dieselbe Person ist.

Ich freue mich auf weitere aufklärende und humorvolle Artikel von Dir.

Viele Grüße Dir und Deiner Familie

Wa salam


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zuletzt bearbeitet 28.08.2013 | Top

RE: Unsere Reise durch den Iran - überraschend anders !!!

#7 von Mariam Geist , 28.08.2013 20:42

Salamu alaikum, und danke für euer Interesse,

vielleicht weite ich den Bericht noch aus, ich habe auch daran gedacht, Bilder hochzuladen, aber da ich so in Zeitnot bin, hab ich es aufgeschoben. Ich hätte den Bericht natürlich noch auf 3-4-fache Länge ausweiten können mit allen möglichen schönen Details besonders in Bezug auf die vielen netten Menschen, die wir dort kennenlernen durften, aber ich dachte mir, vielleicht kommt so ein ellenlanger Bericht nicht so gut an. Jedenfalls wollte ich dir noch schreiben, liebe Schwester Meryem, dass ich glaube ich meine allerersten Informationen über den Iran (und ich kannte wirklich GAR NICHTS bis auf die üblichen Darstellungen in den Medien)von deiner Webseite bezogen habe (es gibt leider nicht sehr viele Infos über Iran bis auf Rundreisen-Anbieter)und bin dir dankbar dafür. Auch dein toller Reisebericht über die Zeit jetzt ist sehr schön ausführlich!! Du musst ja fast gleichzeitig wie wir dortgewesen sein, sehr schade, dass wir uns nicht begegnet sind!!

Das war fast ein Kulturschock als wir nach 3 Wochen wieder in Deutschland waren und im Zug einstiegen, wo uns keiner mit den übelschweren Koffern half, natürlich hätten sich im Iran viele Freiwillige gefunden, aber hier .....sind wir nur auf biertrinkende Jugendliche gestoßen, die uns abfällig gemustert haben.....das sagt eigentlich schon alles! Naja, man kann ein nicht-muslimisches Land eigentlich gar nicht mit einem muslimischen vergleichen, die Einstellung der meisten Menschen ist einfach anders, die Hilfsbereitschaft ist deutlich größer dort. Aber einmal sind wir beim Geldwechseln doch tatsächlich FAST übers Ohr gehauen worden, und das ausgerechnet von zwei Frauen in einer offiziellen Wechselstube. Sie wollten uns für 200 Euro statt den 8 Mio nur 6 Mio geben, hat mein cleverer Mann sofort durchhaut alhamdulillah und die zwei haben sich nicht mal geschämt. OK, man kann ihnen jetzt keine Absicht unterstellen, aber sowas kam noch nie vor bei uns. Wir haben das Geld sonst überall von den Leuten nachgezählt und vorgerechnet bekommen. Aber es gibt halt überall mal unehrliche oder welche, die nicht sorgfältig ihre Arbeit machen. Der Kommentar einer Kollegin von mir nach meiner REise (ich trage auch auf der Arbeit KOpftuch!!, habe das Land gelobt und nur über die Hitze geklagt!): In so ein Land fährt mer ja auch net!!!! Ach, was ist das denn für ein Land?? Besser als Ägypten wohl, da wundert sich keiner, wenn man da hinfährt! Also wir kommen sicher nochmal wieder. Erst mal kommt jetzt unser Führer aus Isfahan, der Gelehrte Mehdi, zu uns. Er möchte glaub ich Dawa machen (spricht allerdings nur englisch und persisch). Hoffentlich kriegt er keinen Schock fürs Leben, er ist so höflich und hat solch vorzügliche Manieren, dass er wohl von den meisten hier enttäuscht sein wird......ich frage mich auch, wie wir es hinkriegen können, seine Gastfreundschaft zu toppen. Das wird schwer möglich sein, gerade für uns als Deutsche.....das beschämt mich. Wer immer Tipps hat für uns, die nehme ich gern entgegen.....muss dann auch noch Sereschk Polo kochen lernen....damit er sich ein wenig heimisch fühlt, in scha allah.
Danke für eure Beiträge nochmal!!!
Wassalam, Mariam Umm Amina

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