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Rede des Generalsekretärs der Hisbollah zum EU-Beschluss

#1 von Yavuz Özoguz , 25.07.2013 18:16

Rede des Generalsekretärs der Hisbollah, Sayyed Hasan Nasrallah, bei einer Iftar-Veranstaltung der Frauenabteilung der Unterstützerorganisation des islamischen Widerstandes am 24.07.2013

Ich nehme meine Zuflucht bei Allah vor dem gesteinigten Satan, im Namen Allahs des Allerbarmers, des Barmherzigen. Alle Dankpreisung gebührt Allah dem Herrn der Welten. Segen und Frieden seien mit unserem Fürsten und Propheten, dem Siegel der Propheten, dem Vater von Qasim, Muhammad, Sohn von Abdullah, sowie mit seiner reinen und tugendhaften Ahl-ul-Bait, den besten seiner Gefährten und allen Propheten und Gesandten.
Der Friede, Gottes Barmherzigkeit und Sein Segen seien mit euch.

Zunächst einmal heiße ich euch alle willkommen, verehrte Damen und ehrwürdige Schwestern. Ich danke euch für eure alljährlich zahlreiche und außergewöhnliche Teilnahme bei der Iftar (Fastenbrechen)-Veranstaltung der Abteilung der Frauen in der Unterstützungsorganisation des islamischen Widerstandes im Libanon. Außerdem muss ich den aktiven Frauen in dieser sich bemühenden Organisation danken, und ihre Bemühungen, kontinuierliche Arbeit und ihre ausgezeichnete Rolle ehren, die sie seit vielen Jahren bis zum heutigen Tag und immer leisten und einnehmen. Und das wird auch ausgehend von ihrer Frömmigkeit, Wahrhaftigkeit, ihrem Glauben und ihrer Seriösität erwartet.
Meiner Begrüßung folgend danke ich euch allen für eure Teilnahme. Wir haben eure Teilnahme, verehrte Damen, immer als Unterstützung des Widerstandes gesehen, in moralischer, politischer, und materieller, ja, in jeder Hinsicht. Und das ist in Wahrheit das wichtigste – dass der Widerstand von seinen eigenen Anhängern und seinem Volk unterstützt wird, dass der Widerstand ihre Willensstärke, Entschlossenheit und ihre Ansichten über die Verteidigung ihres Landes, ihrer Familien, (wirtschaftlichen) Erzeugnisse und ihrer Souveränität ausdrückt. Dieser Widerstand wird bei den Menschen im Libanon, in den arabischen Ländern, in den islamischen Ländern und sogar an vielen anderen Orten in der Welt als wahrhaftig angesehen, und das aus vielerlei Gründen - wegen seiner Aufopferungen und wegen seiner Standhaftigkeit (z.B.). Weil er (der Widerstand) sich nicht zurückzog, sich nicht ausruhte, und auch nicht besiegt wurde. Und auch wegen seiner Errungenschaften – der Errungenschaften auf dem Schlachtfeld und nicht der rhetorischen Errungenschaften. Wegen seiner Siege. Und er (der Widerstand) hat die Regeln des Konfliktes geändert. Er hat (bestimmte) Pläne zunichte gemacht, und hat Land und Gefangene befreit, hat dem Libanon wieder Souveränität und Ansehen verschafft, und hat dem Libanon eine Führungsposition in der Region und den regionalen Verhältnissen verschafft. Und er bleibt. Meine sehr verehrten Damen, der Widerstand, den Sie unterstützen wird ein tiefer Dorn im Auge der Zionisten, sowie im Auge all derer bleiben, die für den Libanon und dieses ehrwürdige Land nur Schlechtes wollen.

Und gerade weil der Widerstand in dieser Form anwesend ist, solche Leistungen erbracht hat, und einen solchen Einfluss in den regionalen Verhältnissen hat, bekam und bekommt er im Libanon sehr viel Aufmerksamkeit. Also auf nationaler Ebene gibt es einen Diskurs namens „Widerstand und die Waffen des Widerstandes“, sowie die „Rolle des Widerstandes“. Auch Aufmerksamkeit von Seiten der Araber oder auf internationaler Ebene, sei sie positiv oder negativ. Positiv ist diese Aufmerksamkeit von denjenigen, die an den Widerstand glauben, die ihn unterstützen, die sich auf ihn stützen, die Hoffnungen in ihn haben, die in ihm die Zukunft sehen, wer ihn als Quelle der Ehre und Stärke für sich betrachtet. Negative Aufmerksamkeit bekommt er (der Widerstand) von denjenigen, die ihn als Feind sehen, die in ihm eine Einschränkung ihrer Pläne zur Ausweitung der Besatzung, ihrer Vorherrschaft und ihrer Machtstellung sehen. Von daher ist es völlig normal, dass der Widerstand bei einer solchen Wirkung eine solche Aufmerksamkeit bekommt, es handelt sich bei ihm nicht um eine Fußnote. Und gerade weil der Widerstand so auftritt, so handelt und eine solche Wirkung hat, ist er immer eine Zielscheibe. So wie ich es vor einigen Nächten gesagt habe, so ist er in jeder Hinsicht eine Zielscheibe. Um ihn zu isolieren, auszulöschen, zu beenden, hinzurichten. Die Angriffe sind ausgerichtet auf alle Ebenen – die militärische, sicherheitstechnische, existenzielle, politische, moralische, psychologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle usw.

Einige Schritte und Entscheidungen, über die ich heute Abend sprechen werde, mögen meist nicht mehr als moralische und psychologische Auswirkungen haben.
Also, es ist normal, dass dieser aufmerksame und wirksame Widerstand zur Zielscheibe wird.

Ausgehend von dieser Grundlage, möchte ich zu dem Thema kommen, dass sich mir heute Nacht aufdrängte. Ich wollte heute eigentlich über andere Themen sprechen, aber nachdem öffentlich wurde, dass die Länder der EU entschieden haben den mit ihren Worten bezeichneten militärischen Flügel der Hisbollah auf die Terror-Liste zu setzen bzw. diesen als terroristische Organisation einzustufen, ist es nicht mehr möglich über etwas anderes als dieses Thema zu reden. Jedenfalls liegen hierin einige Aspekte, auf die ich heute bei dieser schönen Ramadan-Veranstaltung hinweisen möchte.

Wie es allgemein bekannt ist, wurde diese Entscheidung in den Medien verbreitet. Bis jetzt wurde kein offizielles Papier veröffentlicht, aus dem hervorgeht, was genau entschieden wurde - was die Details und Grundlagen dieser Entscheidung, die (genauen) Gründe, die Beweise auf denen sie basiert und ihre Logik ist. Alles, was wir bis jetzt haben, sind Analysen, Erwartungen und Hypothesen. Basierend, auf dem was wir haben, werde ich, wie in gewohnter Manier, nacheinander einige Punkte ansprechen.

Erstens: So wie es unsere Art ist im Widerstand, ausgehend von unseren Ethiken und Etiketten, gehört es zu unserer Pflicht, dass wir uns bei allen Präsidenten, religiösen und politischen Führungspersönlichkeiten, Personen, Gruppen, Parteien und Kräften bedanken, die diesen Beschluss verurteilt und zurückgewiesen haben. Im Libanon waren sie zahlreich. Und wir werden noch viele weitere dieser schönen patriotischen und wahrhaften Standpunkte hören und sehen.

Es ist so, dass alle die diesen Beschluss gestern verurteilt und zurückgewiesen haben - dieses von ihnen erwarten werden durfte, weil es ihrer Logik entspricht, gerade weil viele von diesen Führungsriegen zu uns standen, als wir an Tagen wie diesen im Juli-Krieg (2006) angegriffen wurden und man uns mit unserer Auslöschung drohte. Diese Führungsriegen hatten sich für uns entschieden, ihr patriotischer Standpunkt war auf unserer Seite. Und dem stehen nun zwei, drei Zeilen auf einem Stück Papier entgegen, auch wenn sie einen gewissen Wert haben, darüber werde ich gleich sprechen, so war diese Reaktion logisch und völlig normal.

Zweitens: Ganz ehrlich sage ich, dass uns in der Hisbollah, dieser Beschluss nicht überrascht hat. Wir haben ihn schon vor längerer Zeit erwartet. Das einzig Seltsame ist, dass er so spät kommt, zumal immer darauf hingearbeitet wurde, dass ein solcher Beschluss von der EU gefasst wird.

Drittens: Die Israelis haben offen gesprochen. Ich muss hier nicht viel analysieren oder vorausschauen. Jeder, der gestern, vorgestern, davor, oder morgen und übermorgen von den Israelis eine Erklärung abgibt, sagt, dass dieser Beschluss das Ergebnis ihrer diplomatischen Bemühungen sei. Aber hier ist diplomatisch mit Anführungszeichen zu versehen, zumal Netanjahu vor einigen Tagen die Europäer angegriffen und sie gedemütigt hat, weil sie diesen Beschluss und diesen Standpunkt noch nicht gefasst hatten. Das ist es, was sie als „diplomatische Bemühungen“ bezeichnen. Es ist offensichtlich, dass die Israelis dies als ihren Sieg ansehen, und deswegen sehr fröhlich sind.

Ich möchte hier einigen Libanesen sagen, wenn es hier irgendjemanden an irgendeinem Ort im Libanon gibt, der sich ebenfalls darüber freut, so sollte er dies geheim halten, damit nicht öffentlich wird, dass er sich mit Netanjahu über die gleiche Sache freut.

Auch wenn sie (die Israelis) mehr wollten und verlangten, also dass sie (die EU) Hisbollah komplett als terroristisch einstuft. Diese Kreation „militärischer Flügel“ – „politischer Flügel“ ist auf die Engländer zurückzuführen, denn sie sind es die meist solche Auswege finden.

Alle Ereignisse und Hinweise stellen klar, dass Israel, zusammen mit den USA, große Anstrengungen unternahmen und Druck auf die Mitgliedsstaaten der EU ausübten, damit diese diesen Standpunkt einnehmen. Dies muss man nun nicht groß beweisen, man muss nicht groß nach Informationen suchen, dass die Israelis hinter diesem Beschluss stehen, denn sie sagen es selbst.

Die Amerikaner sind zu 100% mit ihnen, einige Europäer sind sehr stark motiviert, und auch einige Araber haben sich auf diesem Weg, aufgrund der Entwicklungen in der Region, eingeschaltet und sich für diesen Weg stark gemacht. Das wird sich alles noch deutlicher zeigen. Bis jetzt ist aber eines sicher: Dieser Beschluss ist äußerlich wie inhaltlich, von seinem Hintergrund her und seiner Zielrichtung ein israelischer, und er dient den Interessen Israels.

Viertens: Der Ablauf der Diskussionen in der EU - das Hin und Her, die Gespräche, die über Monate und auch über Jahre hinweg stattfanden – alles macht deutlich, dass – und das ist mein Beweis für das Ergebnis, zu dem ich kommen möchte – Europa sich unterworfen hat, und nicht, dass es überzeugt ist. Und das ist viel schlimmer. Es kann mal sein, dass eine Gruppe von Staaten von etwas überzeugt ist, und deswegen eine Entscheidung trifft, so sagen wir, dass da möglicherweise etwas verdächtig ist, aber viel schlimmer ist es, wenn sich 28 Staaten, von denen einige sich als wichtige Staaten in der Welt ansehen, der US-Amerikanischen und israelischen Regierung unterwerfen. Und der Beweis hierfür ist, dass sie jedes Mal, wenn diese Frage aufgeworfen wurde, zu keiner Einigung kamen. Und warum kamen sie zu keinem Ergebnis?

Wenn da irgendeine Logik wäre, wenn da irgendein Beweis wäre, wenn da irgendein Argument wäre, wenn man irgendeinen Standpunkt hätte, auf den man sich, basierend auf ihren eigenen Gesetzen (in der EU), stützen könnte, so hätte diese Angelegenheit nicht Jahre oder Monate andauern müssen. Dies bedeutet doch, dass es Staaten innerhalb der EU gab, die der Meinung waren, dass es hier keine Logik, keine Beweise gibt, dass es illegal ist, und sich deswegen dem Druck und den Drohungen entgegenstellten, bis sie sich ihnen schließlich unterwarfen.

Weil wir in dieser Angelegenheit vor einer EU stehen, die sich der US-Amerikanischen und der israelischen Regierung unterwirft und vor ihnen einknickt, hatte ich nicht einen einzigen Moment lang das Gefühl – und ihr seid sicher derselben Meinung - , dass dieser Beschluss ein souveräner Beschluss der EU ist, sondern dass er ihnen diktiert wurde.
Es kann sein, dass es einige Staaten gibt, die mit diesem Beschluss einverstanden und davon überzeugt sind. Diese sind es, die diesen Plan schon immer begleiteten, z.B. die Engländer.
Aber dieser Beschluss stimmt nicht mit dem überein, was die EU immer über Prinzipien und Werte sagt, und dann eine Widerstandsbewegung als terroristisch einstuft, dies widerspricht auch ihren eigenen Interessen.

Nun, lassen wir Prinzipien und Werte mal beiseite, reden wir nur über Interessen. Es ist offensichtlich, dass hier jemand die europäischen Staaten in einen Konflikt verwickeln will, der nicht ihren Interessen dient, sondern nur seinen eigenen Interessen. Und derjenige, der sie verwickelt und sie ausnutzt, ist der Israeli.

Worin liegt denn das Interesse der europäischen Länder, wenn sie sich mit einer Widerstandsbewegung anfeindet, welche einen großen Einfluss im Libanon und in der Region hat, und außerdem von einer breiten Masse von Arabern und Muslimen unterstützt wird? Worin liegt hier das Interesse der Europäer?
Was haben diese Staaten für ein Interesse, die einem solchen Beschluss bzw. einem solchen Standpunkt zugestimmt haben?

Und selbst wenn wir von Prinzipien, Werten und von Recht sprechen wollen. Dann sagt uns doch zumindest – bis jetzt hat uns niemand etwas gesagt - , nehmen wir es mal an, mal geht es um einen Anschlag im Ausland, mal geht es um die Einmischung der Hisbollah in Syrien, und mal geht es um, was auch immer, so sollen sie uns doch sagen, was ihre Logik ist, damit wir mit ihnen darüber diskutieren können.

Ich möchte euch heute Nacht nicht zu viel von eurer Zeit rauben und mit euch über Hypothesen diskutieren, von denen es im Moment viele gibt, auf die man sich stützt. Aber warten wir mal ab. Es wurde gesagt, dass in den nächsten Tagen ein offizielles Blatt veröffentlicht werden soll. Dann werden wir sehen, ob dort Logik ist, ob dort Beweise genannt werden. Auf dieser Grundlage von Argumenten und Logik können wir dann darüber diskutieren, ob es mit ihren Prinzipien und Werten übereinstimmt.

Allerdings ist es so, dass zumindest der gegenwärtig historische Verlauf der Dinge zeigt, dass dieser Beschluss der Europäer nicht auf Werten, Prinzipien und Beweisen fußt: Warum stuft ihr Israel nicht als terroristisch ein und setzt sie auf die Terror-Liste? Wieso setzt ihr den militärischen Flügel Israels, also die israelische Armee, nicht auf die Terror-Liste? Und ihr Europäer selbst gebt zu, dass Israel im Moment arabisches Gebiet besetzt hält, sei es im Westjordanland oder im Golan. Und ihr habt doch eine Richtlinie erlassen, die mit den Siedlungen und wirtschaftlichen Produkten der Siedlungen und ähnlichem zu tun hat. Und ihr gebt zu, dass die israelische Armee Gebiete besetzt, und dass sie völkerrechtliche Entscheidungen seit Jahrzehnten nicht einhalten. Die ganze Welt muss hier nicht mal ermitteln, sie haben im Fernsehen die Massaker der Israelis in Jenin im Westjordanland, im Gaza-Streifen, im Libanon im April 1996, im Juli 2006 gesehen.

Nun, sie morden, verüben Massaker, besetzen fremde Gebiete, vertreiben ein ganzes Volk, und verbieten es diesem Volk in sein Land, in seine Häuser zurückzukehren, sie enteignen dieses Volk - sind jene kein militärischer Flügel und ist das kein Terror-Staat?

Also ist es sicher, dass es bei dieser Angelegenheit nicht um Prinzipien und Werte, sondern vielmehr um das Einknicken gegenüber Druckausübungen geht.

Nun, das ist unsere Analyse des europäischen Beschlusses. Schauen wir uns kurz an, was dieser Beschluss für einen Wert hat, was er für Auswirkungen hat, wozu er führen wird, und schließlich auch, wie wir mit ihm umgehen.

Zunächst einmal hat dieser Beschluss in erste Linie einen moralischen Wert. Deswegen habe ich auch zu Beginn meiner Rede von den Angriffen (gegen den Widerstand) gesprochen, nicht nur in sicherheitstechnischer oder militärischer Hinsicht, sondern auch in politischer und moralischer Hinsicht.

Ja, dieser Beschluss hat einen moralischen, politischen und psychologischen Wert. Das bedeutet – und das ist nicht von uns – die Absicht ist, den Widerstand zu treffen. Sie sagen also, dieser libanesische Widerstand ist eine terroristische Organisation. So kann man es übersetzen.

Nun gut, wenn es in diesem Land Widerstandskämpfer gab, gibt und geben wird, die sich der israelischen Besatzung, welche nahezu die Hälfte des Libanon umfasste, entgegenstellten, und diese Besatzung bekämpften, sie kämpften wahrhaftig, und ertrugen viele Schmerzen und Folgen, viele von ihnen sind als Märtyrer gefallen, viele von ihnen wurden verletzt, Tausende von ihnen wurden gefangen genommen und wurden in Gefängnisse gebracht, in denen sie die Blütezeit ihrer Jugend verbringen mussten, sie schafften es das Land zurückzuerobern, sie brachten diesem Volk Ehre und diesem Land Souveränität, und sie tragen weiterhin Waffen um ihr Land, ihr Volk, ihre Souveränität, ihre Ehre gegen jeden Angriff zu verteidigen. Nun kommen diese da, und meinen, dass diese Söhne dieses Volkes, die von ihren Leuten, und ihrem Volk schützend gedeckt werden, diese seien Terroristen. Das ist eine Beleidigung, und das ist eine schlimme Sache für die Widerstandskämpfer, die ihr des Terrorismus bezichtigt, für ihr Volk, von dem sie selbst ein Teil sind und das hinter ihnen steht, für ihr Land und auch für ihre Regierung. Ihr sagt, ihr respektiert die Regierungen, die aufeinanderfolgenden Regierungen, die in ihren Regierungserklärungen den Widerstand unterstützten, von denen die letzte Erklärung das Dreiecksverhältnis Armee – Volk – Widerstand aufstellte.

Das ist also eine beleidigende Sache für den Libanon, für die libanesische Regierung, für das libanesische Volk, und nicht nur für diese Widerstandskämpfer.

Nun gut, wir sehen hierin eine Beleidigung. Aber lasst uns dennoch deutlich sein. Ich sage euch allen, und auch euch verehrte Damen, diese Beleidigung kann unserer moralischen Stärke nichts anhaben. Solange wir uns auf dieser moralischen Ebene befinden, wird uns diese Beleidigung nichts anhaben. Auch im Hinblick auf die Tatsache, dass diese Widerstandskämpfer seit 30 Jahren beleidigt und beschuldigt werden, sie wurden schon auf amerikanische, kanadische, holländische und andere Terror-Listen gesetzt. Dass du beleidigt wirst, weil du dein Land, dein Volk, deine Ehre, deine Souveränität, deine Familie und deine Würde verteidigst, das ist eine Folge und ein Opfer dieses Weges. So wie es zu den Folgen und Opfern dieses Weges gehört, dass du getötet wirst, oder dass einer deiner dir lieben Menschen getötet wird, dass du verletzt wirst, dass dein Haus zerstört wird, dass du aus deinem Haus vertrieben wirst, dass dein Hab und Gut, deine Läden und deine Felder zerstört werden, es ist also ein Teil der Aufopferungen, dass du beleidigt wirst, dass du beschuldigt wirst, und dass du beschimpft wirst. Das ist eine Sache, die es bereits seit den Anfängen dieses Widerstandes gibt. Und deswegen bin ich der Ansicht, dass diese Beleidigung der Moral des Widerstandes überhaupt nichts anhaben wird. Die Wahrheit ist sogar die, dass diese Staaten, sich damit selbst, ihre Prinzipien, ihre Interessen, und auch ihre Souveränität mehr beleidigt haben als den Widerstand, als sie sich der US-Amerikanischen und israelischen Regierung unterwarfen. Soweit zu den Weiten des Beschlusses in moralischer Hinsicht.

Zweitens: Das ist gefährlich, und es geht um etwas Rechtliches. Was ist daran so gefährlich? Diese Staaten müssen wissen, und ihre Botschafter im Libanon sollen es ihnen übermitteln – und sie werden diese Rede auf die eine oder andere Art mitverfolgen – dass diese Staaten den Israelis nun eine rechtliche Legitimation für jeden weiteren Angriff gegen den Libanon geben. Denn Israel kann nun behaupten, dass sie einen Krieg gegen den Terror führen. „Und wir bekriegen eine terroristische Gruppierung, wir greifen terroristische Stützpunkte an, wir zerstören terroristische Einrichtungen.“ Dies hat zur Folge, dass diese Staaten sich in jeder Hinsicht selbst zu einem Teilhaber in der Verantwortung für einen jeden israelischen Angriffs auf den Libanon, gegen den Widerstand machen. Weil sie eine rechtliche Legitimation liefern. Auch wenn der Israeli eine solche Legitimation nicht braucht, so geben sie sie ihm kostenlos. Er braucht sie nicht, aber sie geben ihm diese Legitimation.

Und auch hier sage ich, dass diese Sache unserer Willensstärke nichts anhaben wird, auch wenn wir wissen, dass diese Staaten Israel nun eine rechtliche Legitimation geben. Das wird unserer Willensstärke nichts anhaben, weil alle Kriege, die in der Vergangenheit geführt wurden, auf die eine oder andere Art und Weise in einer solchen Form gedeckt wurden, sei es durch Schweigen, oder Legitimieren, oder auch Unterstützen u.ä.

Auf jeden Fall ist es für uns – wir befinden uns in den Tagen, und ihr erinnert euch gut, als wir zusammen standhaft waren, zusammen militärisch, politisch und gesellschaftlich Widerstand leisteten, da war nicht nur Europa auf der Seite Israels, sondern 90% der Welt waren auf der Seite Israels, und diese konnten Libanon, den Widerstand im Libanon und das libanesische Volk nicht in die Knie zwingen.

Drittens: Man kann vielleicht sagen, dass dieser europäische Standpunkt Folgen haben wird, und dass morgen Konten von dem eingefroren werden, was sie als militärischen Flügel bezeichnen. Sie frieren ihre Konten ein und enteignen sie, oder sie geben ihnen keine Einreisevisa mehr, sodass es ihnen verboten wird an Konferenzen o.ä. teilzunehmen.

Das, was an diesen beiden Tagen in den sozialen Netzwerken im Internet an Witzen über diesen Beschluss verbreitet wurde, reicht (als Antwort) – also, dass wir dieses Jahr traurig sind, weil wir keinen Sommerurlaub auf Sardinien machen können, oder weil wir keinen Ausflug nach sonst wo machen können – dem ist nicht so. Wir sind eine Gruppe, die selbst in den Ferien und in der Zeit, in der die Libanesen Ausflüge machen, unsere Zeit im Süden, im Bekaa oder auf dem Berg (Region) verbringen. Vielen Dank für die Visa, die ihr uns (in der Vergangenheit) gegeben habt. Geld haben wir auf keiner einzigen europäischen Bank, auch auf keiner einzigen Bank im gesamten Ausland. Sogar auf libanesischen Banken können wir kein Geld mehr lagern, aufgrund ihrer Angst vor den Amerikanern. Wir haben kein Geld als Partei, als Verantwortungsträger, als Kämpfer oder als Widerständler, wir haben kein Geld.

Nun, was ist die Folge dieses Beschlusses in dieser Hinsicht, wenn wir ihn nun faktisch übersetzen wollen? Weil es wird Leute geben, die sagen werden, dass die Partei wirtschaftlich und finanziell eingeengt wird usw.

Aber dem ist nicht so. Wir haben jedenfalls seit geraumer Zeit eine bestimmte Ansicht, die sich Tag für Tag bestätigt – wenn du dich Israel, israelischen Plänen und israelischer Gier entgegenstellen willst, dann solltest du als Widerstand keine wirtschaftlichen Unternehmungen in der Welt haben, und auch kein Geld irgendwo in der Welt lagern, sofern du Geld und Eigentum hast, weil diese Welt, die Israel beschützt, dieses Geld eines Tages beschlagnahmen wird.

Jedenfalls muss ich aus diesem Anlass nochmals wiederholen und deutlich machen, gerade weil die Unterstützerorganisation des Widerstandes mit der finanziellen Unterstützung zu tun hat - ich möchte bestätigten, dass wir weder im Ausland noch innerhalb des Libanon irgendein Unternehmen haben, wir haben keine Gewinneinnahmen von irgendwoher.

Ja, wir haben soziale Einrichtungen, aber Unternehmungen, aus denen wir Gewinn erzielen und mit denen wir Geld machen, haben wir nicht. Und auch hier möchte ich die Gelegenheit nutzen und allen Libanesen sagen – weil es in der Vergangenheit Missverständnisse gab – wenn irgendjemand daherkommt und euch erzählt, „ich habe eine wirtschaftliche Unternehmung, und habe dort eine gewisse Summe investiert, kommt habt Teil daran, investiert darin, der Gewinn kommt der Partei (Hisbollah) zugute bzw. Hisbollah hat einen Anteil an dem Unternehmen“, dieser ist ein Lügner und Märchenerzähler.

Wir haben ein paar Cent (umgangssprachlich), die uns von gütigen Menschen in der Welt und von euch zukommen. Mit diesem wenigen Geld kämpfen wir, mit dem, was wir haben, stellen wir uns unserem Feind entgegen, aber letztlich auf Basis unserer Willensstärke und unseres Glaubens. Im Ergebnis hat diese Angelegenheit keinerlei Auswirkungen oder Konsequenzen.

Viertens: Wir wollen uns anschauen, was dieser Beschluss auf den Libanon als Land, Staat, Regierung und Wirtschaft für Auswirkungen hat.

Gestern haben die europäischen Abgesandten im Libanon versucht zu beschwichtigen und gesagt, dass der Libanon weiterhin Unterstützung erhält, die finanzielle Hilfe wird weitergehen, auch die Bemühungen um die Stabilität des Libanon. Nur in diesem Punkt möchte ich zum Nachdenken anregen. Wir können nicht sagen, dass dort nichts sei, aber wir können auch nicht den Teufel an die Wand malen. Es gibt einige von unseren „Lieblingen“ der Kräfte der 14. März-Gruppe. Seit einigen Tagen malen sie auf unglaubliche Art und Weise den Teufel an die Wand. Aber die Europäer sagen: „Nein, wir werden den Libanon weiterhin finanziell unterstützten, uns weiterhin um die Stabilität des Libanon bemühen und ihn politisch unterstützen. Wir wollen eine Regierung und wir legen kein Veto gegen irgendjemanden ein.“ Aber sie (14. März) sagen, das Land geht unter, das Land wird wegen euch (Hisbollah) zerstört. Diese Instrumentalisierung ist nicht angebracht.

Ich möchte etwas zu dem Aspekt der Auswirkungen dieses Beschlusses auf den Libanon als Staat und als Wirtschaft sagen. Lasst uns doch sagen, dass wir das untersuchen und erforschen müssen. Wir alle sind hierfür verantwortlich. Und auf dieser Basis kann man dann entscheiden, was getan werden muss, und welche Position man einnehmen kann.

Bleiben noch zwei letzte Ansprachen: Eine an die EU und eine an die Libanesen.

Der EU sage ich: Normalerweise hat jeder Beschluss ein Ziel. Und das Ziel dieses Beschlusses, den ihr verabschiedet habt, ist offensichtlich. Sein Ziel ist es, uns einzuschüchtern, uns zu einem Rückzug zu bewegen, uns dazu zu bewegen die Hände in den Schoß zu legen, zu zweifeln, Sorge zu haben und Angst zu bekommen.

Und ich sage euch: Ihr werdet mit diesem Beschluss nichts anderes erreichen als Misserfolg und Enttäuschung. Das ist nichts. Wer denkt, dass der Widerstand, der sich an Tagen wie diesen, der stärksten Armee der Region über 33 Tage lang entgegenstellte, und dessen Blut floss, von einem solch lächerlichen Beschluss eingeschüchtert wird, der irrt sich und der ist ignorant.

Das bedeutet, dass dieser Beschluss kein einziges seiner Ziele erreichen wird. Deswegen rufen wir sie dazu auf, sich von diesem Fehler abzuwenden, wir wollen nicht für sie, dass sie bei diesem Fehler verbleiben. Im Libanon gibt es gerade Verantwortungsträger, die ihnen raten, die Sache noch einmal abzuwägen und zu studieren. Das ist gut, auch wir, rufen sie dazu auf, sich von diesem Fehler abzuwenden, denn er wird zu nichts führen.

Auf jeden Fall ist unsere Position hinsichtlich dieses Beschlusses, diese, die ich bereits am 25. Mai 2000 deutlich machte, ich wiederhole es, so wie es war im umgangssprachlichen libanesisch (sinngemäß): Dieser Beschluss, taucht ihn in Wasser wie einen (Tee-)Beutel und trinkt davon.

Ein Wort an die libanesische Innenpolitik: Wir haben in den letzten Tagen viel an Analysen und Positionen von einigen politischen Kräften der anderen Seite (14. März) gehört und gelesen. Es ist nun mal so, dass ich vor einigen Tagen zu Ruhe und zum Vermeiden von Streitigkeiten aufgerufen habe. Deswegen bleibe ich ruhig, und will auch keinen Streit entfachen, und ich werde auch weder einen Kommentar zum Inhalt, zu den Hintergründen oder zu den Ergebnissen des Gesagten abgeben. Ich möchte dieser Gruppe aber sagen: Ihr werdet diesen Beschluss nicht für innenpolitische Taktiken instrumentalisieren können, also wenn jemand glaubt „„Es ist gekommen, und Allah hat es gebracht“ (lib. Sprichwort), hier können wir euch isolieren, da können wir euch umzingeln.“ Stellt euch mal vor, gestern haben einige gesagt: „Dies (der EU-Beschluss) bestätigt, dass die neue Regierung ohne die Hisbollah geformt werden muss.“ Und das zur selben Zeit, zu der die Europäer selbst sagen: „Wir haben kein Problem damit, wenn Hisbollah in der Regierung vertreten ist.“ Sie sind hier bei uns päpstlicher als der Papst geworden. Aber das ist immer so im Libanon – päpstlicher als der Papst. Sie versuchen hier dem Beschluss etwas aufzubürden, was er gar nicht tragen kann.

Ich sage ihnen: Nein zur innenpolitischen Instrumentalisierung. Vor dem EU-Beschluss ist nach dem EU-Beschluss. Die innenpolitischen Verhältnisse sind die gleichen, die Größe der politischen Gruppen ist bekannt, ihr Zusammensetzung ist bekannt, hieran wird sich nichts ändern.

Ich möchte euch nicht lange aufhalten, aufgrund der Natur dieser Veranstaltung, und die Leute möchten noch nach Hause, aber ich will dennoch einen kleinen Scherz machen. Ich denke darüber nach meinen Brüdern vorzuschlagen – eine Regierung ohne Hisbollah wird es ohnehin nicht geben, das ist logisch, nicht weil wir uns darum prügeln würden in der Regierung vertreten zu sein, sondern weil es Gründe hat, die zu erklären die Zeit heute nicht ausreicht – aber scherzhaft – auch wenn ich mit dieser Aufteilung nicht einverstanden bin – schlage ich vor, dass unsere eigenen Minister in der zukünftigen libanesischen Regierung aus dem militärischen Flügel der Hisbollah kommen (Publikum jubelt und lacht). Das ist gut und wirksam.

Ich sage euch also, hofft nicht auf diesen Beschluss, nicht darauf ihn für innenpolitische Taktiken zu instrumentalisieren, das wird nichts bringen, und damit würdet ihr nur einen neuen Fehler begehen, eine weitere Fehleinschätzung auf der Liste eurer politischen Fehleinschätzungen und Fehler, die jetzt nicht wiederholt aufgezählt werden müssen.
Die Verhältnisse im Libanon sind andere, und deswegen sind alle dazu aufgerufen wieder miteinander zu reden, so wie wir es beim letzten Treffen gesagt haben, sie müssen wieder miteinander in Dialog treten, sie müssen nach einer Lösung zur Bildung einer neuen politischen Regierung suchen, die in der Lage ist, Libanon zu beschützen und ihn aufzuerwecken.

Mein Bruder, wenn du die Probleme des Libanon nicht lösen willst, dann verteidige den Libanon zumindest im Herzen der Stürme, nicht des Sturmes, sondern der Stürme, die sich um uns herum bewegen, in mehr als einem arabischen Land und in jeder Region. Das ist die Verantwortung aller Libanesen, deswegen sollten wir unsere Zeit nicht damit verschwenden, dass die einen versuchen die anderen zu isolieren, sich in Alarmbereitschaft versetzen oder versuchen ausländische Positionen zu instrumentalisieren.

Meine sehr verehrten Damen und Schwestern, wahrlich, die Stärke dieses Widerstandes entspringt ihres Glaubens an den großartigen Gott, an die Gerechtigkeit seiner Sache, dem Schutz seines Volkes und seiner stetigen Bereitschaft zur Aufopferung von eigenem Leben, Geist, Nachwuchs, allem was ihm lieb und teuer ist, ohne Berechnungen, sowie der Geradlinigkeit seines Weges. Deswegen ist er verblieben und verbleibt er, und deswegen war er siegreich. Und auch deswegen wird er verbleiben und siegreich sein, so Allah will. Nochmals danke ich euch für eure Teilnahme und ich bitte Allah, den Hocherhabenen, dass er diese Tage und Nächte alle zu gesegneten Tagen und Nächten für euch macht. Und der Friede, Gottes Barmherzigkeit und sein Segen seien mit euch.

Der Text wurde von einem libanesischen Bruder, der dem Muslim-Markt bekannt ist, nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt und bereit gestellt. Wir stellen ihn hier absolut unkommentiert ins Internet, auch damit die Bevölkerung in Deutschland die Gelegenheit erhält, die Reaktion der Gegenseite auf den jüngsten EU-Beschluss aus authentischer Quelle zu erfahren. Die alleinige Verantwortung für die Veröffentlichung dieser deutschen Übersetzung trägt Dr. Y. Özoguz

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