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Mit Allahs Hand in den Monat Ramadan

#1 von Yavuz Özoguz , 11.07.2013 13:18

Mit Allahs Hand in den Monat Ramadan

Sicherlich hat Allah keine Hand in dem Sinn, wie der Mensch den Begriff Hand versteht. Dennoch steht der Begriff gleich mehrfach im Heiligen Qur’an und das Verständnis kann uns helfen, den Heiligen Monat Ramadan intensiver denn je zu zuvor zu genießen.

Die unterschiedlichen Derivate des Wortes Hand (yad) kommt im Heiligen Qur’an über 100 Mal vor, aber nur 12 Erwähnungen beziehen sich auf die Hand Gottes. Dabei werden folgende Derivate verwendet: Hand (yad), Deine Hand (yadaka), Seine Hand (yadahu), Seine beiden Hände (yadaahu), beide Hände (yaday), Meine beiden Hände (yadayya).

Die Erwähnung der Hand Gottes kommt z.B. in einem Vers vor, in der der Mensch aufgefordert wird, Gottes Herrschaft und Macht zu verstehen: „Sprich: O Allah, Herr der Herrschaft, Du gibst die Herrschaft, wem Du willst, und Du entziehst die Herrschaft, wem Du willst, und du ehrst, wen du willst, und du schmähst, wen du willst. In Deiner Hand ist das Gute. Gewiss, Du hast zu allem die Macht.“ (3:26)

Zunächst einmal ist da die Rede von Menschen, denen Allah offensichtlich die Herrschaft und Macht anvertraut und anderen, denen er sie entzieht, und genau so die Ehre. Der Vers endet mit dem Hinweis, dass Allah zu allem die Macht hat. Doch warum erscheint es an dieser Stelle notwendig, darauf hinzuweisen? Geschieht in dem Vers eine „Machtübertragung“, die so sensationell ist, dass wir sie uns kaum vorstellen können, und daher an die Allmacht Gottes erinnert werden müssen?

Wenn wir nebenbei – völlig unabhängig von diesem Vers – die Frage unter Muslimen aufwerfen würden, wen Allah unter den Menschen, ja unter der gesamten Schöpfung, am meisten geehrt hat, dann wäre die Antwort unter allen Muslime klar und eindeutig: Gottes Gesandter Muhammad (s.). Was aber soll da die Hand Gottes? Warum heißt es nicht einfach: „Bei Dir ist alles Gute“ oder „Von Dir kommt alles Gute“. Das in diesem Vers beschriebenen „bi yadihi“ (in Deiner Hand) kann auch in dem Sinn „mit Deiner Hand“ übersetzt werden. Doch was ist dann diese Hand?

In der gleichen Sure lesen wir auch: „Seht, die Huld ist in Allahs Hand, Er lässt sie zukommen, wem er will.“ (3:73) Hier stellt sich die oft im Qur’an wiederzufindende Frage, was da jemanden zukommen soll. Ist es die Huld oder Allahs Hand, die jemanden gewährt wird? Beides wäre möglich. Und falls es die Huld ist, ist dann damit gemeint, dass sie Allahs Hand bereits zugekommen ist, so dass hier bekräftigt wird, dass Allah sie eben zukommen lassen kann, wen immer Er will? Wer oder was wäre dann Allahs Hand?

In den bisher betrachteten Versen kam die Hand nur in der Einzahl (yad) vor. In folgendem erstaunlichen Vers kommt auch die Mehrzahl bzw. der arabische Dual ins Spiel: „Und die Juden sagen: Die Hand Allahs ist gefesselt. Ihre Hände sollen gefesselt sein, und sie sollen verflucht sein um dessentwillen, was sie da sprechen. Nein, seine beiden Hände sind ausgestreckt.“ (5:64) Zunächst einmal ist es verwunderlich, dass die Juden nur die Einzahlhand Allahs als „gefesselt“ ansehen. Viele Exegeten haben das auf manche jüdische Gottesvorstellung zurückgeführt, dass Gott „festgelegt“ sei in der Auserwählung eines bestimmten Volkes, und daher das nicht mehr ändern würde. Ob das aber wirklich der Vorwurf des Verses ist, sei dahingestellt. Denn in der Antwort des Qur’an werden die Hände (Mehrzahl) derjenigen gefesselt, die solch unsinnige Behauptung aufstellen, um dann darauf hinzuweisen, dass Allahs Hände (hier im arabischen Dual) ausgestreckt seien.

Die Sure Yasin endet mit dem Vers: „Lobgepriesen ist dann derjenige, in Dessen Hand die Herrschaft über jedes etwas ruht, und zu Ihm werdet ihr zurückgeführt.“ (36:83) Wie wäre es, wenn man die Übersetzung nur um ein einziges Wort variiert? „Lobgepriesen ist dann derjenige, mit Dessen Hand die Herrschaft über jedes etwas ruht, und zu Ihm werdet ihr zurückgeführt.“ Könnte dann jene Hand ein Geschöpf sein, dem Gott die Herrschaft über alles anvertraut hätte?

Besonders deutlich wird die Thematik in Sure al-Fath: „Wahrlich diejenigen, die dir (o Prophet) huldigen, huldigen Allah. Allahs Hand ist über ihren Händen. Wer nun (sein Wort) bricht, bricht es nur zu seinem eigenen Nachteil; wer aber das einhält, wozu er sich Allah gegenüber verpflichtet hat, dem wird Er großartigen Lohn geben.“ (48:10) Und so kann erahnt werden, wie Allah Seinen Propheten Muhammad (s.) als Seine Hand bezeichnet. Und bei genauer Analyse wird dann auch deutlich, dass Allah sämtliche Macht in die Hände dieses einen wunderbaren Menschen gelegt hat! Die Tatsache, dass es offensichtlich mehrere dieser Hände gibt, löst sich in den Imamen auf, die das Prophetenerbe bewahren bis zum Jüngsten Tag. Und wir warten auf den Tag, an dem den Gutherzigen unter uns die Gnade erwiesen wird, jener einen Hand bei der Kaaba huldigen zu dürfen.

In der Sure Sad fragt Allah den Satan namentlich zu seiner Widerspenstigkeit: „O Iblis, was hindert dich, dass du dich niederwirfst für das, was ich mit meinen beiden Händen erschaffen habe?“ (38:75) Hier haben viele Exegeten immer wieder die Frage gestellt, warum Allah auf seine beiden Hände verweist, mit denen er die Menschen erschaffen hat. Manche Mystiker sind dabei so weit gegangen, dass sie die Schöpfung des Propheten Muhammad (s.) und Alis (a.) an den Anfang gestellt haben und den beiden den Rest der Schöpfung im Namen Allahs überließen. Die Problematik steckt in dem so einfachen und klitzekleinen, aus einem Buchstaben bestehenden Worten „li“ und „bi“ im Arabischen. Wir kennen das „li“ z.B. in dem Vers: „Die Dankpreisung ist Allahs …“ (alhamdu li allahi …). Ist die Dankbarkeit für Allah, oder von Allah oder gar beides und noch viel mehr? Genau die gleiche Problematik trifft uns bei obigem Vers. Dort heißt es „für das“ (li ma). In fast allen deutschen Übersetzungen hingegen steht an dieser Stelle „vor dem“. Und das „bi“ kennen wir von der Basmala „Im Namen Allahs …“. Doch was ist die Bedeutung? Manche sagen „mit“, andere „durch“ usw.. Wären z.B. die beiden Hände wirklich Muhammad (s.) und Ali (a.), dann wären die Dinge, die „durch“ sie erschaffen wurden Fatima (a.) und die restlichen 11 Imame. Und vor denen muss sich Iblis tatsächlich niederwerfen und Adams (a.) Großartigkeit wird dadurch deutlich, dass er bereits ihre Namen kannte. Das alles sind Gedanken von Mystikern, Sufis und Menschen, die in der Liebe zu Allah und Seiner Ahl-ul-Bait in Ekstase geraten. Manches mag übertrieben erscheinen und manches mag falsch sein. Aber die Liebe ist wahrhaftig! Und genau diese Liebe ist es, die den Gläubigen von dem USlamisten unterscheidet, der nicht wirklich lieben kann. Ohne Liebe im Herzen aber verliert der Mensch alles. Dient Gott, indem ihr den Menschen dient, ist die Aufforderung an Satan. Er weigert sich und verliert alles. Nächstenliebe ist der Schlüssel zur Erkenntnis.

Doch was hat das mit dem Monat Ramadan zu tun? Der Monat Ramadan ist der Monat, in dem der gesamte Heilige Qur’an in das Herz des Propheten eingegeben wurde. Immer wieder haben uns die Ahl-ul-Bait daran erinnert, dass der Heilige Qur’an und die Ahl-ul-Bait eine Einheit darstellen. In jedem Vers wird direkt oder indirekt auf sie verwiesen. Jede Geschichte handelt von ihnen. Jeder Hinweis dient dazu, dass wir uns dem Vorbild der Ahl-ul-Bait annähern. Jeder Mann soll dem Vorbild Muhammads (s.) und jede Frau das Vorbild Fatimas (a.) nacheifern. Es gilt als empfohlen, wenn man in diesem gesegneten Monat die Verse des Heiligen Qur’an studiert und darüber nachdenkt. Und es gibt so viel Faszination in diesem Liebesbrief Gottes an jeden Menschen, der den Brief mit seinem Herzen annehmen möchte.

Allah hat keine Hand in dem Sinn, wie wir Menschen uns Hände vorstellen. Aber Seine Hände sind die besten Hände, die man berühren kann. Wer aber in einer Zeit lebt, in der eine solche Hand für ihn nicht direkt „greifbar“ erscheint, der sollte sich eine Hand suchen, die dem nahe kommt. Sie ist nicht weit! Und wer jene Hand gefunden hat, der wird seine eigenen Hände viel bewusster waschen, wenn er sich zur rituellen Reinheit vorbereitet. Er wird die Geschichten von Händen, die weiß und geflutet mit Licht aus der Brust hervortreten, besser verstehen, und darauf achten, dass er sich nicht von Schönheit überwältigt in die eigenen Hände schneidet. Denn er kennt den Schöpfer der Schönheit.

Möge Allah unser aller Fasten annehmen und unser Fastenbrechen segnen, wenn wir mit den Händen, die Allah uns anvertraut hat, die Speise dankbar aufnehmen.

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RE: Mit Allahs Hand in den Monat Ramadan

#2 von Brigitte Queck , 13.07.2013 21:15

Sehr geehrter Herr Özoguz, liebe Muslime !
Allen Muslimen des Muslim-Marktes wünsche ich ebenfalls einen gesegneten Monat Ramadan, verbunden mit dem Wunsche und der Hoffnung, dass Sie Ihr verdienstvolles Wirken im Interesse der Aufklärung und des Humanismus in Deutschland noch recht lange fortsetzen können.
Es grüßt Sie recht herzlich
Ihre Brigitte Queck

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