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Reportage im WDR am 9. 01. "Sarrazins Deutschland"

#1 von Fatima Özoguz , 10.01.2012 14:39

Die gestrige Folge der WDR-Serie "die story" "Sarrazins Deutschland" wollte ich mir eigentlich gar nicht antun, aber aus Neugier habe ich sie mir doch angeschaut. Sie war wider Erwarten sehr differenziert. Sie begann mit einer Lesung Thilo Sarrazins im sächsischen Döbeln, wo es kaum Ausländer gibt außer ein paar Bewohnern eines Asylantenheims, die aber laut Aussage von Stadtbewohnern kaum auffallen.
In der Lesung bemühte Sarrazin beim Thema Mischung der Menschen unterschiedlichster Kulturkreise den Vergleich mit der Kreuzung der edlen Pferderasse Lipizzaner und "Ackergäulen". Er sagte sinngemäß, dass wenn bei Lipizzanern es der Zufall wolle, dass in jeder Generation ein Ackergaul eingekreuzt wird, sich dann die Fähigkeit zum Laufen vermindere und sich dafür die Fähigkeit vermehre, einen Karren durch den Lehm zu ziehen, und so sei es auch beim Menschen". Abgesehen davon, dass der Vergleich zwischen Menschen und Tierzucht schlimmste Erinnerungen weckt, scheint er auch von Pferdezucht nicht gerade viel zu verstehen. Sonst wüsste Herr Sarrazin nämlich, dass auch die Lipizzaner bereits eine Mischung sind:
Der Lipizzaner führt spanisches, neapolitanisches und arabisches Blut, aber kein so genanntes "bodenständiges Karster" Blut.


http://de.wikipedia.org/wiki/Lipizzaner#Zuchtgeschichte

Das heißt, gerade Diversität bringt hervorragende Ergebnisse, wenn man schon die Tierzucht heranziehen muss.
Lediglich die Aussage, er habe kein Problem damit , wenn die NPD mit seinen Thesen werbe, war nicht fair, denn man hätte dann auch erwähnen müssen, dass Sarrazin der NPD per einstweiliger Verfügung untersagen ließ, mit ihm zu werben, d.h er hatte damit sehr wohl ein Problem. Das trübt den ansonsten positiven Eindruck leider ein wenig, den ich von der Sendung hatte.

Sehr ausgewogen fand ich auch die Ausführungen von Heinz Buschkowsky, dem Bürgermeister von Neukölln. Ohne die vorhandenen Probleme kleinzureden, hütete er sich doch vor Pauschalierungen, wie sie Sarrazin zum besten (bzw. eher schlechten) gab.

Etwas seltsam mutet die Aussage an, am Albert-Schweitzer-Gymnasium gäbe es "Sprachförderung". Da frage ich mich schon, wie man mit Sprachdefiziten eine Gymnasialempfehlung bekommen kann.

Die Ausführungen von Klaus Bade und Hatice Akyün gefielen mir recht gut. Bei Akyüns Aussagen habe ich den Eindruck, dass "integrierte" Türken von der ganzen Debatte viel mehr getroffen wurden als Muslime, die sich in ihrer Lebensführung stark am Islam orientieren. Sie haben wohl schlicht nicht damit gerechnet, dass man sich assimilieren kann bis zur Unkenntlichkeit, um dann festzustellen, dass man doch ein Fremdkörper bleibt.

Insgesamt fand ich die Reportage differenziert und ausgewogen, besonders positiv ist hervorzuheben, dass am Beispiel Essen eben doch die Imame in Kriminalitätsprävention mit eingebunden werden. Soviel zum Vorwurf, die Imame in den Moscheen würden nichts gegen Kriminalität unternehmen und sogar noch zum Deutschenhass anstacheln.



http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbe...09/sarrazin.jsp

Die Kommentare im Gästebuch sind zu 98 % recht gruselig, der feige, anonyme Hetzmob im Internet halt. Vor dem Hintergrund frage ich mich aber schon, wenn denn so viele Sarrazins Thesen zustimmen, die islamophoben Parteien trotzdem keinen Fuß auf die Erde kriegen. Letzteres begrüße ich natürlich sehr. Da könnte man schon den Eindruck bekommen, dass da einiges fingiert wurde, oder nur Islamhasser die Sendung geschaut haben.


Fatima Özoguz  
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