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Tagesthemen, heute-Journal, Sexismus und eine Schiedsrichterin

#1 von Yavuz Özoguz , 18.02.2019 10:55

Tagesthemen, heute-Journal, Sexismus und eine Schiedsrichterin

Als Sexismus wird unter anderem die auf das Geschlecht bezogene Diskriminierung bezeichnet. Im Rahmen der #MeToo-Debatte wurde auf einen extremen Missbrauch des Sexismus in Form von sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe aufmerksam gemacht. Doch was hat das mit einer Bundesligaschiedsrichterin zu tun?



Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nicht äußern, denn die Ansicht des Islam zu der Debatte in einer Gesellschaft zu vermitteln, in der Mann und Frau faktisch nicht gleichberechtigt sind aber zum Ausgleich mehr oder weniger geschlechtsgleich sein sollen, halte ich für sehr schwer. Das ist auch eines der Gründe dafür, warum es so vielen Muslimas schwerfällt, der Mehrheitsgesellschaft zu erläutern, dass sie im Islam gleichberechtigt als Menschen sind aber ihre Weiblichkeit sich von der Männlichkeit unterscheidet. In der Gesellschaft wollen sie „nur“ als Mensch wahrgenommen werden, ohne ihre Weiblichkeit verleugnen zu müssen. Deshalb tragen sie die islamische Kleidung. In der Ehe hingegen wollen sie nicht nur gleichberechtigter Partner sein, sondern ihre Weiblichkeit genüsslich ausleben können. In der westlichen Gesellschaft gibt es die Begriffe Weiblichkeit und Männlichkeit nur noch im Zusammenhang mit Konsum und Kapitalismus. Selbst die extremste Abart des Missbrauchs dieser Begriffe in der Pornografie dienen letztendlich dem Konsum und Kapital. In vielen ausführlichen Schriften haben Muslimas ihre Position diesbezüglich hinreichend auch in deutsche Sprache dargestellt, dass es Bücher füllen würde allein die Quellen aufzulisten, weshalb ich mich mit einem Verweis begnüge: Faszination Frau im Islam [1].

Jahrzehntelang habe ich die unmenschliche Entwicklung meiner Heimatgesellschaft zur Pervertierung von Sexualität und Aufzwängen eines unnatürlichen Neutrumdaseins für Mann und Frau im Namen des Kapitalismus heruntergeschluckt. Soll die Gesellschaft doch sehen, was sie mit der Zerstörung der Familie erreicht. Sollen die Menschen doch das Glück in immer heftigeren Formen des Sexismus suchen, da weder Männer männlich auf Reize reagieren noch Frauen weiblich reizen dürfen, außer es dient der gesellschaftlichen Unmoral und/oder dem Kapital. Doch ein Tropfen westlicher Arroganz hat das Fass der Schweigsamkeit zum Überlaufen gebracht. Eine typische Schlagzeile jener Arroganz war: „Bibi Steinhaus zu sexy? Bayern-Spiel im Iran aus dem TV-Programm gestrichen.“ [2] Es gab wohl kein westliches Presstituierten-Blatt, welches jene Meldung nicht genüsslich verbreitet hat. Für diejenigen, die mit dem Namen Bibi Steinhaus nicht viel anfangen können, sei erwähnt, dass es sich um die einzige Schiedsrichterin im Bundesliga-Fußball der Männer handelt.

Sicherlich darf man an dieser Stelle die Frage aufwerfen, warum ausgerechnet eine Frau im deutschen Profifußball der Männer schiedsrichten muss. Doch das ist eine generelle Frage an die Gesellschaft, warum eine Frau ihren Mann stehen muss und ein Mann seine Frau. Welche Notwendigkeit gibt es dafür? Und wem nützt das? Doch diese Fragen stehen bei dieser Betrachtung nicht im Vordergrund.

Zwar wissen wir nicht genau, warum jenes Spiel nicht live im Iran gezeigt worden ist. Und ich weiß auch nicht, warum sich manche Iraner dafür interessieren, wie Bayern gegen Augsburg spielt. Aber die islamischen Kleidervorschriften sind im Iran Gesetz. Im iranischen Fernsehen werden grundsätzlich keine Bilder von freizügig gekleideten Frauen gezeigt. Auch kurze Sporthosen und offene Knie von Frauen gelten als freizügig. In importierten Spielfilmen werden solche Szenen rausgeschnitten. Weil so etwas bei einer Schiedsrichterin während eines Live-Spiels kaum möglich gewesen wäre, kann es sein, dass das mit ein Grund dafür war, dass die Übertragung kurzfristig gestrichen worden ist. Ganz nebenbei sei darauf verwiesen, dass das mittelfristig ein wirtschaftlicher Schaden für die deutsche Wirtschaft bedeuten könnte. Denn ganz sicher ist davon auszugehen, dass zunehmend mehr Länder die offenen Knie von Frauen nicht zeigen werden. Wenn die Deutschen aber darauf bestehen, die offenen Knie von Frau Steinhaus in die Welt tragen zu müssen, müssen sie mit finanziellen Verlusten rechnen, zumindest in der so geliebten Bundesliga.

Wenn der westliche Leser bisher noch folgen konnte, selbst wenn missmutig, so kommen wir jetzt an die Grenzen von Kommunikation und in echte Erklärungsnot. Warum sollten die Knie von Frau Steinhaus anzüglich wirken? Ein Blick auf die Frau in voller Schiedsrichtermontur verdeutlicht, dass beim alleinigen Anblick ihrer Knie manche Männer neidisch werden angesichts der Muskulatur [3]. Was also soll daran aufreizend sein? Hier kommt eine „Normalität“ ins Spiel, in der jedes Mitglied der Gesellschaft – auch die deutschen Muslime – hineinerzogen werden und bestimmte Zusammenhänge daher gar nicht merken!

Um jene Zusammenhänge zu erläutern, soll der Blick auf die Nachrichtensendungen Tagesthemen und heute-Journal gelenkt werden. Beide Sendungen laufen nicht Gefahr der sexistischen Darstellung der weiblichen Sprecherinnen beschuldigt zu werden, sondern gelten zumindest in dieser Hinsicht als seriös! Wohlgemerkt es geht hier nicht um die Inhalte jener westlicher Propaganda-Shows, sondern um das Auftreten der Frauen in der Sendung.

Wenn man aber einmal seine Scheuklappen der Geschlechtsgleichmacherei bei gleichzeitiger Ignoranz der Natur des Menschen ablegt, und eine sachlich-neutralen Blick auf das Outfit der Damen und Herren in den Nachrichtensendungen wagt, fällt Folgendes auf: Die auftretenden Männer sind bis zum Hals zugeschnürt und haben grundsätzlich lange Ärmel. Es kommt sehr selten vor, dass bei tropischen Sommertagen das Jackett ausgezogen wird. Bei den Frauen sieht es anders aus. Bis auf genau so seltene Tage ist ihr Hals immer frei und eine gewisse „Lücke“ in der Bekleidung reicht tief hinunter bis zum Brustansatz. Jene Lücke ist allerdings so „dezent“, dass sie nicht aufdringlich wirken soll. Kurze Ärmel sind bei der Frau kein Problem. Ähnlich sieht es in den wenigen Momenten aus, in denen die Sprecher und Sprecherinnen ganzkörpermäßig gezeigt werden. Die Männer haben stets lange Hosen an. Die Frauen zeigen durchaus einmal Wade. Der in Deutschland sozialisierte Bürger wird sofort empört einwerfen. Was ist denn schon dabei, wenn etwas Wade, Arm und Halsausschnitt gezeigt werden. Die Antwort darauf ist zunächst: Offensichtlich gibt es auch in dieser Gesellschaft einige Unterschiede im Augengenuss, denn die behaarten Beine eines Tagesthemen-Sprechers, der mit Bermuda-Shorts auftritt, will man dem Zuschauer genau so wenig zumuten wie seine behaarte Brust, selbst wenn sie glattrasiert wäre.

Doch selbst wenn sämtliche Köperteile bei Mann und Frau gleichermaßen bedeckt wären, bliebe immer noch ein Unterschied im Gesicht, der nicht zu übersehen ist. Die Nachrichtensprecherinnen erachten es für offensichtlich notwendig oder zumindest angebracht das rot ihrer Lippen roter erscheinen zu lassen, als sie sind (was übrigens auch Ministerinnen und eine Bundeskanzlerin tun). Und die Augen und Augenlieder haben ebenfalls ein etwas unnatürliches Erscheinungsbild bei den Frauen. Wie lange würde ein Tagesschausprecher wohl seinen Job behalten, wenn er mit Lippenstift seine Lippen roter erscheinen lässt, als sie sind, wenn er es überhaupt bis in die Sendung schaffen würde? Und das Thema Frisur bzw. die Kostenunterschiede diesbezüglich lassen wir hier einmal außen vor.

Was also sind die Hindernisse in einer Gesellschaft offen zuzugeben, dass es körperliche Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, die nicht nur das Aussehen betreffen, sondern auch die Wahrnehmung und das ästhetische Empfinden? Wäre es nicht vielmehr ein Schritt in Richtung wahre Gleichberechtigung, wenn man die natürlichen Unterschiede nicht arrogant wegwischen, sondern berücksichtigen würde? Auch eine Frau Steinhaus will nicht immer nur als Schiedsrichtern wahrgenommen werden, sondern durchaus auch als Frau, wie sie es bei einigen öffentlichen Auftritten verdeutlicht hat [4].

Jede Gesellschaft muss selbst bestimmen, ob sie die Knie einer Frau und ihre Waden als anregend empfinden möchte oder nicht. Jede Gesellschaft muss selbst darüber entscheiden, ob eine Frau – selbst wenn sie Tagesschausprecherin ist – ihre roten Lippen in der Öffentlichkeit noch roter gestalten muss als von der Natur vorgegeben. Jede Gesellschaft muss selbst entscheiden, ob sie die sexuelle Anziehungskraft zwischen Mann und Frau auf wenige Quadratzentimeter reduzieren will oder den gesamten Körper des Menschen als paradiesischen im gewissen Rahmen von Gott gegebenen Genuss betrachtet. Jede Gesellschaft muss selbst entscheiden, ob die Familie dadurch gestärkt wird, indem Mann und Frau sich für die gesamte Öffentlichkeit aufpäppeln und am wenigsten für den Partner. Jede Gesellschaft muss selbst entscheiden, wie sie mit der gesamten Thematik umgehen will, die viel zu komplex ist, um sie in solch einem Artikel zu behandeln. Aber keiner Gesellschaft steht es zu, sich über eine andere Gesellschaft lustig zu machen, weil sie nicht die eigene Betrachtung teilt. Denn es könnte sein, dass man selbst die eigentlich lächerliche Betrachtungsweise hat.

Was unsere Heimat Deutschland angeht, so zeigt die deutsche Muslima, die aufgrund ihrer religiösen Praxis ihre körperliche Anziehungskraft auf eine paradiesische Ehe konzentriert und in der Gesellschaft als gleichberechtigter Mensch auftreten und behandelt werden will, dass es auch Alternativen zu dem zunehmend verbreiteten Entblößungswahn gibt. Diese vorgelebten Alternativen sind eine Bereicherung für jede Gesellschaft, die ihren Verstand noch nicht verloren hat.

[1] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/...slam_inhalt.htm
[2] https://www.mopo.de/sport/fussball/bibi-...richen-32051420
[3] https://www.ruhrbarone.de/iranischer-ste...arroganz/162561
[4] https://www.handelsblatt.com/unternehmen...byarB67iRvh-ap5


Yavuz Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 18.02.2019 | Top

   

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