Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen



Türkei und Iran geht es wirtschaftlich schlecht – so sollen wir es glauben!

#1 von Yavuz Özoguz , 02.08.2018 11:00

Türkei und Iran geht es wirtschaftlich schlecht – so sollen wir es glauben!

Der Glaube an Gott, die Jungfrauengeburt Marias und andere Wunder Gottes, sowie viele andere welthistorisch bedeutsame Ereignisse gilt in der Westlichen Welt als verpönt. Da der spirituell veranlagte Mensch aber ohne Glauben nicht auskommen kann, erhält er im Raubtierkapitalismus alternative Formen von Glauben, wie z.B. den Glauben an ewiges Wachstum, den Glauben an Geldschaffung aus dem Nichts, an Überlegenheit der Westlichen Welt und vieles andere mehr. Ein weiterer Glaubensgrundsatz der neuen Kapitalismus-Religion besteht darin, dass es dem Feindesland grundsätzlich immer schlecht geht. Russland geht es schlecht, China geht es schlecht und Iran sowieso. Seit einigen Jahren – seit die Türkei nicht mehr von westlichen Putschisten kontrolliert wird – geht es auch der Türkei schlecht.



Als einen der besten Beweise für den wirtschaftlichen Niedergang der Türkei und des Iran wird herangezogen, dass man jeden Türken und Iraner fragen kann, wie es ihm wirtschaftlich geht und er seit 1000 Jahren darüber klagt, wie schlecht es ihm geht. Auf die Idee, dass dieses merkwürdige Verhalten evtl. kulturell bedingt sein könnte und nichts mit der realen Wirtschaftslage zu tun hat, darf man nicht kommen. Tatsächlich glauben die meisten Orientalen, dass es besser ist, wenn es einem wirtschaftlich nicht so gut gehe, denn dann kommt niemand im großen Familienverbund auf die Idee, sich etwas leihen zu wollen oder nach Unterstützung zu fragen. Dass diese kulturelle Prägung völlig unislamisch ist, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Jedenfalls glaubt der Westen, dass es dem Feindesland immer wirtschaftlich schlecht geht. „Schlecht geht“ ist dabei noch untertrieben. Das Feindesland ist „am Boden“. Am Beispiel der Islamischen Republik Iran wurde nur für die letzten zehn Jahre eine kurze Internetrecherche durchgeführt. Und siehe da, die angeblich desolate Wirtschaftslage ist seit mindestens 10 Jahren dokumentiert. Und seit 2012 kann sogar belegt werden, wie westliche Medien die Wirtschaft der Islamischen Republik Iran regelmäßig „am Boden“ sehen. Viel tiefer kann man gar nicht fallen:

… setzen die Sanktionen Irans Wirtschaft zu (15.12.2008, Spiegel [1])
Die desolate Wirtschaftslage (14.5.2009, Bundeszentrale für politische Bildung [2])
EU legt Irans Wirtschaft enge Fesseln an (27.7.2010, Spiegel [3])
Irans Wirtschaft ächzt derzeit (22.11.11, Hamburger Abendblatt [4]
…die Wirtschaft liegt am Boden. (13.2.2012, Frankfurter Rundschau [5])
Bild eines Landes, das ökonomisch am Boden liegt. (14.06.2013, Tagesspiegel [6])
Das Geschäft … liegt im wahrsten Sinne des Wortes am Boden. (1.3.2014, Welt [7])
… iranische Wirtschaft ist am Boden (29.5.2015, Bild [8])
Die iranische Wirtschaft … am Boden (24.1.2016, Handelsblatt [9]
die Wirtschaft liegt weiter am Boden (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, 10.5.2017 [10])
Aber auch wirtschaftlich liegt das Land am Boden (9.5.2018, Cicero [11])


Das gleiche Ergebnis könnte auch für die Türkei erzielt werden, aber die sind noch nicht ganz so lange Feindesland. Dabei genügt ein kurzer Blick in die noch vergleichsweise junge Geschichte der Islamischen Republik Iran, um zu verstehen, dass obige „Nachrichten“ lediglich westliche Propaganda, ja Kriegspropaganda sind. Ein alternative online Fachpublikation berichtete bereits im Jahr 2012 über „Folgenschwere Fehleinschätzungen über die iranische Wirtschaft“ [12]. Fragt man heute auf der Straße einen beliebigen Türken (ob AKP-Anhänger oder nicht), ob er lieber in die Zeit zurück möchte, als es dem Land (angeblich) wirtschaftlich besser ging und er seinen Krankenhausaufenthalt selbst bezahlen und das Blut für die OP selbst besorgen musste, oder ob er die heutige Zeit mit Krankenhausrundumversorgung für die Kranken vorzieht, wird es schwer jemanden zu finden, der die vom Westen bevorzugte Zeit zurückersehnt. In Teheran gibt es heute kein einziges der Slums der westlich dominierten Schah-Zeit und die Türkei verfügt über die beste Fluggesellschaft Europas. Kein Türke und kein Iraner will zurück in die Zeit, die vom Westen bevorzugt wird (Putschisten-Zeit oder Schah-Zeit).

Aber halt! Moment einmal! Was ist hier los? Wie kann es eigentlich sein, dass der freiheitlich-demokratische Westen in diesen Ländern lieber das Militär oder einen Schah an der Macht gesehen hat als einen vom Volk gewählten angeblichen „Diktator“ Erdogan oder ein „Mullah-Regime“? Warum sind die heute vom Volk gewählten Volkvertreter „Diktator“ oder „Regime“ und die ehemals vom Westen installierten Diktatoren Freiheitsvertreter?

Ein Blick in das heutige Ägypten und Saudi-Arabien verdeutlicht, dass es der Westlichen Welt niemals um Freiheit der Völker ging. Es ging und geht immer nur um Macht und Unterdrückung der Völker. Der Welthunger ist ein Produkt der kapitalistischen Ausbeutung [13]. Jene Ausbeutung ist gegenüber zunehmend aufmüpfigen Bevölkerungen immer schwieriger. Bereits mehrfach wurden mörderische Kriege der Westlichen Welt gegen solche Völker geführt, Millionen von Menschen ermordet und neue Kriege werden angekündigt. Oft war Deutschland mittendrin.

Zu den Riten der neuen kapitalistischen Religion gehört auch, dass die täglich 30.000 Hungertoten in der Welt, die Opfer unseres Lebens- und Denkstils sind, nur selten thematisiert werden dürfen. Würden wir in einer menschlichen Welt leben, würde jeden Abend die Tagesschau mit dem Satz beginnen müssen: „Heute sind ca. 30.000 Menschen an Hunger gestorben!“ Mal sehen, wie lange es dann dauern würde, bis die Völker die unmenschliche Religion des Raubtierkapitalismus nicht nur ablegen, sondern auch bekämpfen würden. Dann würden die Hohepriester des Kapitalismus, die acht Superreichen, die so viel besitzen wie die halbe Menschheit [14], sehr schnell einen Weg suchen, um zum Mond zu fliegen.

Zurück zur Türkei und Iran: Beide Länder sind Nachbarländer. Und die Bürger beider Länder können Visa-frei das Nachbarland besuchen. Der Handel zwischen beiden Ländern blüht. Hierin besteht eine extrem große Gefahr für den Einfluss des Westens. Zusammen verfügen beide Länder über hinreichen Bodenschätze und eine junge dynamische Bevölkerung, die für die Zukunft vielversprechend sein könnte. Daher bemüht sich der Westen nach Kräften die Differenzen zwischen beiden Ländern aufzubauschen (Sunniten gegen Schiiten, Perser gegen Türken usw.). Doch jene Methoden wirken immer schwächer, denn der Imperialismus versteckt sich nicht mehr hinter der Maske von Menschlichkeit, sondern tritt inzwischen ganz offen als der schießwütige Cowboy auf, der er schon immer war. Auch die Aufhetzung der Kurden in beiden Ländern gegen die anderen Bevölkerungsteile wirkt schon lange nicht mehr so, wie es westliche Kriegspropagandisten sich wünschen. Immer mehr Kurden verstehen, dass ihre Wiedervereinigung nicht in einem eigenen Staat, sondern in der zunehmenden Annäherung der Türkei, Irans, Iraks und Syriens liegt. Seit die Türkei in Syrien nicht mehr rein westliche Interessen vertritt, ist Erdogan zum Bösewicht-Diktator der westlichen Medien aufgestiegen. Echte Diktatoren aus Ägypten oder Saudi-Arabien werden hingegen mit Samthandschuhen angefasst. Denn sie vertreten weiterhin westliche Interessen.

Abschließend eine Frage an uns Deutsche, wobei ich zugeben muss, dass es mir tagtäglich schwerer fällt, mich einem Kollektiv zugehörig zu führen, das zunehmend die Rassismus-Propaganda der Springer-Presse nachäfft. Dennoch die Frage: Welche Zukunft wird für Deutschland die menschenfreundlichere und auch wirtschaftlich lukrativere sein, an der Seite eines untergehenden Imperiums oder in fairer Kooperation mit der Türkei und dem Iran und den daran gekoppelten Märkten in Asien? Von AfD bis die Linke ist eine Kooperation mit der Türkei und Iran nicht denkbar. Man darf sich auch die Frage stellen, wie jene so unterschiedlichen Parteien in diesem Aspekt so einheitlich denken können. Sind es evtl. nur die verschiedenen Rechtsschulen der gleichen kapitalistischen Religion? Wer sich bis zu dieser Frage in seinem Herzen und seinem Verstand durchgekämpft hat, wird den ersten Brief Imam Chamene’is an die Jugend in Europa und Nordamerika besser verstehen [15]. Er ist an alle Junggebliebenen gerichtet.

[1] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-62603850.html
[2] http://www.bpb.de/internationales/asien/...he-system?p=all
[3] https://www.handelsblatt.com/politik/int...an/3500596.html
[4] https://www.abendblatt.de/politik/deutsc...n-verkauft.html
[5] http://www.fr.de/wirtschaft/iran-kein-re...n-mais-a-880198
[6] https://www.tagesspiegel.de/politik/prae...hs/8347336.html
[7] https://www.welt.de/wirtschaft/article12...rteppichen.html
[8] https://www.bild.de/politik/ausland/mens...46132.bild.html
[9] https://www.handelsblatt.com/unternehmen...eYaIHohX7vZ-ap3
[10] https://www.igfm.de/pressearchiv/article...immung-im-iran/
[11] https://www.cicero.de/aussenpolitik/iran...mmen-wirtschaft
[12] http://www.irananders.de/nachricht/detail/571.html
[13] https://fassadenkratzer.wordpress.com/20...her-ausbeutung/
[14] http://www.spiegel.de/wirtschaft/oxfam-a...-a-1130064.html
[15] http://www.eslam.de/manuskripte/briefe/i...ordamerikas.htm


Yavuz Özoguz  
Yavuz Özoguz
Beiträge: 1.305
Registriert am: 27.12.2011

zuletzt bearbeitet 02.08.2018 | Top

RE: Türkei und Iran geht es wirtschaftlich schlecht – so sollen wir es glauben!

#2 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 05.08.2018 15:17

Eine Analyse, der in allen Punkten zuzustimmen ist.
Zumal, wenn sich heute (5.August) eine Natalie Amiri lang und breit bei
"tagesschau.de" über angebliche oder auch tatsächliche ökonomische
Missstände im Iran verbreitet.
Konkret spricht sie dann in diesem Zusammenhang von Demonstrationen
wegen wirtschaftlicher Probleme in mehreren dortigen Städten.
Man darf derartige Vorkommnisse, sollten sie überhaupt stattgefunden haben,
selbstverständlich nicht unterschätzen.
Die Feinde des Iran, also vor allem die USA und Israel, werden sie immer für ihre
verbrecherischen Ziele auszunutzen versuchen.
Insbesondere ist und bleibt dabei die Korruption eine ständige Herausforderung,
die es wohl auch in diesem Land (wieder) zu geben scheint.
Ein gewichtiger Unterschied zwischen dem Iran und dem Westen tritt bei all dem
aber von vorneherein offen zutage: Das auf jenes Land bezogene Vorhandensein
von wirtschaftlichen Mängeln und Schwierigkeiten existiert doch auch, teilweise
in noch viel stärkerem Umfang, in den USA oder Israel.
Der US-Amerikaner demonstriert allerdings nicht dagegen.
Er lässt sich stattdessen alles willenlos gefallen.
Die Unterschiede zwischen extrem reich und entsprechend arm, werden in den
Vereinigten Staaten ständig größer, doch es gibt keinerlei Aufbegehren dagegen.
Von Gerechtigkeit ist dort, weniger denn jemals zuvor, etwas anzutreffen, und
der "Irre von Washington" wird schon dafür sorgen, dass Ungerechtigkeit und Ausbeutung
noch erheblich ansteigen werden.
Infolge dessen braucht er natürlich Staaten, um mit deren Bekämpfung seine eigene
Bevölkerung über deren missliche Lage hinwegtäuschen zu können.
Der Iran steht bei dieser Strategie der Ablenkung derzeit an erster Stelle.
Donald Trump hofft dort auf das Vorhandensein eines Bodensatzes, der ihm bei
all dem offen in die Hände arbeitet.
Es liegt daher an der dortigen Staatsführung, diese perfiden Einmischungsversuche
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln abzuwehren und das Leben der iranischen
Einwohner zu schützen.
Eines sei dabei den willfährigen Elementen des US-Imperialismus immer wieder
gesagt: Menschen, dies beweist die amerikanische Geschichte schon seit mehr als
zweihundert Jahren, interessieren dessen Verantwortliche nicht im Geringsten-
sie sind nur dazu da,um für amerikanische Verbrecher Sabotagedienste zu leisten.
Dies sollte daher jeder wissen, der sich mit den USA-Staatsterroristen einlassen
will.
Sie werden die ersten sein, welche solches Gesindel, nach vollbrachter Tat, wie
eine heiße Kartoffel fallen lassen.
Denn auch für solch verhetzte Menschen gilt der alte Grundsatz:
"Man liebt den Verrat und hasst den Verräter!"

Dr.Josef Haas

RE: Türkei und Iran geht es wirtschaftlich schlecht – so sollen wir es glauben!

#3 von Yavuz Özoguz , 06.08.2018 12:42

"Die Wirtschaft ist am Boden", so meldet es zur "Abwechslung heute einmal mehr die Tagesschau:

https://www.tagesschau.de/ausland/iran-sanktionen-123.html

Aber wie Ignorant und Unwissend muss man sein, um das Beobachtete nicht zu verstehen. So schreibt die Beobachterin"Auf Videos von den Demonstrationen im Internet sind auffällig viele Frauen zu sehen, auch viele im Tschador, also im schwarzen langen Umhang." und kommt zu dem Schluss "Das bedeutet, es beteiligen sich auch Menschen aus der einfachen Bevölkerung." Den Tschador tragen alle religiösen Schichten im Iran, unabhängig davon, wie reich oder arm jemand ist. Und die Tatsache, dass religiöse Frauen mitdemonstrieren, ist damit zu erklären, dass sich der Protest gegen die amtierende Regierung richtet, deren einziges Programm (die Annäherung an den Westen) jetzt zusammengebrochen ist. Die Demonstranten verlangen Neuwahlen und nicht der Sturz des Systems! Aber es würde nicht in das Westbild passen, dass im Iran Demonstranten gegen den Westen demonstrieren und nicht einknicken vor dem Westen. Daher erzählen sie solch einen Unsinn.


Yavuz Özoguz  
Yavuz Özoguz
Beiträge: 1.305
Registriert am: 27.12.2011

zuletzt bearbeitet 06.08.2018 | Top

   

Das Dasein verstehen: Trump ist ein Segen für die Welt
Wohin soll das noch führen?

Xobor Forum Software von Xobor
Datenschutz