Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen



Der natürliche Mensch

#1 von Gelöschtes Mitglied , 07.03.2017 14:06

Der Mensch, als Gottes Geschöpf, ist von Natur aus auf Allah ausgerichtet.
Allah der Erhabene hat uns durch seine Gesandten, geistige und praktische Lehren offenbart, die von universeller Natur sind. Diese geistige und praktische Lehren die uns der heilige Koran vermittelt, sind die wichtigsten Faktoren für die menschliche Vervollkommnung und Harmonie in der Gesellschaft. Sowie der Kosmos, die Natur, mit all ihren Lebewesen, mit bestimmten Gesetzordnungen veranlagt sind, brauchen auch die Menschen eine Ordnung die ihrer Natur angepasst ist und sie zu der Glückseligkeit führt. Mit dem Unterschied, dass der Mensch ein Geschöpf ist, das frei in seinem Willen ist und die von Gott bestimmte
Glückseligkeit nur dann gewinnt, wenn sein Wille in Richtung Gott verläuft und auf Gottes Weg eifert. Und ebenso braucht auch die Gemeinschaft eine bestimmte Ordnung, die die natürlichen Interessen aller erfüllt. Wenn alle Individuen ihre
wahre Natur folgen und sich an Gottes Seil festhalten, können sie gemeinsam eine Gesellschaft mit Harmonie, Frieden und Gerechtigkeit bilden. Weichen sie jedoch vom Weg ab, schaden sie sich nur selbst und es entstehen irreführende Ideologien und Lebensweisen. Nur geläuterte Seelen mit edlen Charaktereigenschaften, können eine
Gesellschaft mit Ruhe und Liebe gestalten. Damit wir solch eine Gesellschaft verwirklichen können, müssen wir erst bei uns selbst anfangen, unsere Seele läutern und durch eine innere Reform die Welt verändern.

Der Mensch hat Instinkte wie das Verlangen nach dem Essen, Trinken, sexuelle Bedürfnisse usw. Solche Instinkte benötigen keinen Lehrer oder Erzieher. Denn der Mensch kriegt automatisch ein Hungergefühl wenn er lange nichts gegessen hat, er braucht keinen Lehrer der ihm beibringt, wie man das Hungergefühl aktiviert um durch das Essen zu überleben. Die menschliche Veranlagung, die von Natur aus nach mehr strebt, als nur seine Begierden zu stillen, hat jedoch potenzielle Fähigkeiten, die eine Erziehung und Lehren benötigen. Die Instinkte sind zu materiellen Dingen geneigt, während die Veranlagung des Menschen nach etwas Metaphysisches strebt. Allah der Barmherzige hat wie bereits erwähnt wurde, die Menschen von Natur aus nach etwas Höheres streben lassen als nur die Erfüllung der Gelüste. Der Mensch ist ein ethisch bestimmtes Geschöpf, das durch seine Veranlagung, Kontrolle über seine Instinkte ausüben kann. Folglich braucht der Mensch einen Lehrer (Propheten), eine Lehre (Koran), die die natürlichen Interessen seiner Veranlagung ansprechen und ihm den Weg zu seiner wahrhaftigen Glückseligkeit anstreben lassen und sein wahrhaftiges Ziel vor Augen halten. In der Sprache des heiligen Koran wird das, was mit der Wirklichkeit oder mit dem besten Interesse des Menschen übereinstimmt, "die Wahrheit" (al-haqq) genannt. Sie ist das einzige Ziel, auf das der Mensch sein Bemühen ausrichten und nach dem er streben muss.

Der heilige Koran sagt dazu:

" ... Was sollte also nach der Wahrheit (übrig) bleiben als der Irrtum? ... "[Sure: 10, Vers 33]

Und weiterhin dazu im heiligen Koran:

"Und wenn die Wahrheit sich nach ihren Begierden gerichtet hätte, wahrlich, die Himmel und die Erde und wer darin ist, wären in Unordnung gestürzt worden ... " [Sure: 23, Vers 71]

Das heißt aber nicht, dass die Erfüllung der Gelüste an sich etwas Schlechtes sei. Eher ist der springende Punkt, die Methode der Stillung der Triebe. Die Ehe stellt eine Möglichkeit für die sexuellen Bedürfnisse, das Essen ist da um zu leben, wir sollen nicht leben, um zu essen.

Imam Ali (a.s) sagt in Nadsch-ul-Balagha, Brief Nr. 45:

„Ich bin nicht erschaffen worden, um mich mit Köstlichkeiten zu vergnügen wie ein gefesseltes Vieh, dessen einzige Sorge das Fressen ist.“

Der Mensch kann sich selbst in Gefangenschaft nehmen, wenn er nicht mit der Vernunft sein Konsum in Maßen hält, der Herr seiner Triebe ist und die richtigen Methoden auswählt. In der heutigen Konsumgesellschaft wird leider genau diese Gefangenschaft als Freiheit angesehen. Die Konzerne haben die menschliche Psyche und seine Triebe erkannt und sprechen genau diese mit ihrer Werbung an. Nur für den eigenen Profit, auf Kosten der Moral und der Harmonie in der Gesellschaft. Sie wollen den Menschen einreden, sie gäben ihnen die Freiheit, wenn sie ihre Gelüste so ausleben wie sie möchten und lenken sie vom wahren Ziel ab. Freiheit ist nicht etwas was man den Menschen geben kann. Freiheit bedeutet Menschsein und die Menschwerdung wird nur dann erreicht, wenn der Mensch seine wahre Natur folgt und die Mittel dazu von seinem Schöpfer nutzt.
Widerum zeigen uns die Neigungen der Menschen zum Materiellen und die Stillung ihrer Triebe und das Bedürfnis nach Spiritualität, dass der Mensch beides braucht. Aber benötigt wird eine Maßhaltung beider. Der heilige Koran bietet den Menschen
ein Konzept, das die natürlichen Bedürfnisse des Menschen erfüllt. Der Mensch hat kein hohes Niveau, er ist nicht frei, wenn er nicht Herr über sich selbst ist. Damit ist gemeint, das er nicht die Kontrolle über sich und seine Handlungen hat und die Erfüllung der Begierden nach Lust und Laune verlaufen. Vielmehr bewegt sich so ein Mensch entgegen seiner Natur und überschreitet die Schranken der Menschlichkeit. Hierbei werden die Verbote die im heiligen Koran stehen, oft missverstanden und als Einschränkung der menschlichen Freiheit angesehen. Dabei sind diese Verbote, die Schranken, die uns der Prophet vorgeschrieben hat nicht zu überschreiten, nichts als die Schranken Gottes und eine Barmherzigkeit für die Menschen, damit sie gemäß ihrer Natur handeln und ihre wahre Glückseligkeit erreichen. „Jenes sind die Schranken Gottes. Und wer Gott und Seinem Propheten gehorcht, den lässt Er in Gärten eintreten, unter denen Bäche fließen.“

Um die Schranken nicht zu überschreiten, sollte wir uns an einer der Grundsätze des Propheten Muhammad (s.) halten. Und dieser wäre: Der Weg der Mitte

Propet Muhammad: „Das Gute der Dinge ist ihre Mitte.“ Al-Mahsul: B. 4, S. 69

Mit der Mitte ist hierbei die Maßhaltung in allen Dingen gemeint, ob es das Spenden, Essen, Trinken uw. betrifft oder der Umgang mit den Menschen, bis zu der Tagesordnung eines Menschen. Die Probleme im Leben fangen dann an, wenn der Mensch die Maßhaltung nicht berücksichtigt und seine Vernunft bei der Einschätzung der Weg der Mitte nicht einsetzt. Ein Mensch der dies nicht tut ist unwissend. Unwissend in dem Sinne, dass er seine Vernunft nicht benutzt und entweder mit seinen Handlungen übertreibt oder untertreibt. So ein Mensch kennt seine Religion und seinen Prophten. Oberflächlich ist er wissend, doch er hat von seine gottgegebenen Natur, die eine Vernunft besitzt, nicht Gebrauch gemacht. In der 70. Weisheit von „Nadsch-ul-Balagha“ beschreibt Imam Ali die Unwissenden: „Du siehst den Unwissenden entweder übertreibend oder nachlässig.“

Die Ethiker gehen davon aus, dass die menschliche Seele mit vier Kräften ausgestattet ist, nämlich der Vernunft d.h. der Fähigkeit zu reflektieren, der
Zorneskraft, der Begierde und dem Entscheidungsvermögen (Wille). Jede einzelne dieser Kräfte kann drei Formen annehmen, nämlich übermäßig vorhanden, mangelhaft ausgebildet oder im Idealfall im Mittelmaß vorhanden. Ein Mensch kann sich demzufolge nur dann vervollkommnen, wenn ihm gelingt, diese vier seelischen Kräfte ins Gleichgewicht zu bringen und sich sowohl vor Übermaß und Mangel zu bewahren.

Und Auch Aristoteles hat den Weg der Mitte als die Tugend aus dreierlei psychischen Aspekten erkannt:

1. Affekte: Begierden, Zorn, Furcht, Neid, Freude, Liebe, alles was mit Lust und Unlust verbunden ist.
2. Vermögen: Vermögen dafür, die genannten Gefühle zu empfinden
3. Habitus: Das was uns fähig macht, sich richtig zu verhalten.

Nach Aristoteles sind wir nicht gut oder böse, weil wir die genannten Affekte empfinden, denn sie gehören zu unserer Natur. Ohne die Selbstbestimmung geraten wir zum Beispiel in Zorn, aber die Tugend ist, mit der Selbstbestimmung die Maßhaltung zu praktizieren, den Weg der Mitte zu finden.

Übermaß verfehlt, Mangel erfährt Tadel, die Mitte erntet Lob. Aristoteles

zuletzt bearbeitet 10.03.2017 17:55 | Top

   

Kein Hoffnungsträger
Nicht der Terror ist das Problem

Xobor Forum Software von Xobor
Datenschutz