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Zum Tod von Udo Ulfkotte – Nachruf eines Muslim

#1 von Yavuz Özoguz , 14.01.2017 19:57

Zum Tod von Udo Ulfkotte – Nachruf eines Muslim

Udo Ulfkotte ist tot. Kaum ein anderer Journalist hat dem Leben meiner Wenigkeit so maßgeblich und intensiv zu schaden versucht wie dieser Verstorbene, mit dem ich nur ein einziges Mal in meinem Leben telefoniert habe. Persönlich begegnet bin ich ihm nie. Auch hat er so vielen Muslimen im deutschsprachigen Raum so viel Ärger bereitet und so viel Schaden zugefügt, wie man es als Schreibtischtäter wohl anrichten kann. In der Rangliste der aktiven Islamfeinde in Deutschland dürfte er einen der Spitzenplätze belegt haben.



Was er allein mir angetan hat, kann jeder nachlesen in unserem autobiografischen Buch gleich in mehreren Kapiteln auf mehreren Dutzend Seiten! [1] Er hatte unter anderem ein Buch geschrieben, in dem er auf vielen Seiten lauter Unwahrheiten über mich und unsere Aktivitäten verbreitet hat, was ich einstmals unter einem sehr aufwendigen Artikel mit dem Titel „Der private Krieg des Ulfkotte“ beschrieben habe [2].

Dennoch! Bin ich jetzt froh, dass er tot ist? Freue ich mich, dass er jetzt im Höllenfeuer schmoren wird? Ist persönlicher Hass das Gefühl, das man sich selbst anerzieht oder zulässt, wenn man versucht sich auf dem Pfad der Liebe zu Gott zu bewegen? War Ulfkotte wirklich ein derart teuflischer Mensch, dass sein Ableben eine Befreiung für viele Opfer bedeutet?

So sehr mich alle seine Aktivitäten schwer getroffen haben, und so sehr er teils ganz offen einen verbalen Krieg gegen den Islam und die Muslime geführt hat, habe ich nie die Hoffnung aufgegeben, dass auch solch ein Mensch eines Tages die Wahrheit erkennt und Abstand nimmt von seinem hasserfüllten Weg. Heute ist die Zeit, zwei Mails zu veröffentlichen, die ich ihm geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten habe.

Am 29.7.2011, also 9 Jahre, nachdem er mich auf die mediale Abschussliste gesetzt hat, habe ich ihm folgende Mail geschickt:

Sehr geehrter Herr Ulfkotte,
der Friede Gottes sei mit Ihnen. Zweifelsohne brauche ich mich nicht bei Ihnen vorzustellen und zweifelsohne haben Sie Verständnis dafür, dass Ihr Name bei mir nicht die schönsten Erinnerungen auslöst. Doch wir stehen kurz vor dem heiligen Monat Ramadan, und es ist eine Tradition der Muslime, dass sie versuchen in diesen Monat so “einzutreten“, dass sie möglichst wenige feindschaftliche Gefühle hegen, denn das Ziel allen Seins ist der gnadenreiche Schöpfer.
Ich bin dieser Tage “zufällig“ auf Ihren Namen im Netz gestoßen in einigen Artikeln, in denen es hieß, dass Sie irgendeine islamophobe Seite abgeschaltet hätten nach den fürchterlichen Ereignissen in Norwegen. Ich bin nicht in der Lage, diese Information zu prüfen, da ich die angegeben Seite nicht kannte. Bei der Gelegenheit habe ich auch gelesen, dass Sie angeblich einstmals den Islam – wenn auch nur für kurze Zeit – angenommen haben sollen, was mich noch mehr erstaunt hat. Sicherlich hätte ich Ihre Person mit als Letzten in eine positive Verbindung mit dem Islam gebracht, selbst wenn es nur kurzzeitig gewesen wäre.
Zweifelsohne gehören Sie zu den weniger als eine Handvoll Menschen, die – wenn ich eines Tages im Jenseits irgendeine Gnade zugesprochen bekäme, “Menschenverachter“ zu benennen – ich, ohne mit der Wimper zu zucken, mitgenannt hätte. Aber die Entwicklung durch Norwegen, die angebliche Abschaltung einer Ihrer Internetseiten, die Behauptung, dass Sie einst wirklich Interesse am Islam gehabt haben sollen und der bevorstehende Monat Ramadan veranlassen mich dazu, Ihnen anzubieten, in einen kritischen Dialog auf dem Mail-Weg zu treten, der möglicherweise auf beiden Seiten Vorurteile abbauen kann. Das einzige, was ich Ihnen dazu versichere, ist die Tatsache, dass jener Dialog absolut zwischen uns beiden bleiben würde (zumindest von meiner Seite aus).
Sollten Sie nicht darauf eingehen, so wünsche ich Ihnen zumindest die Rückbesinnung auf den Geist Gottes in Ihrem Herzen und die Fähigkeit, die eigene Herkunft, das eigene Ziel und den Sinn des Lebens besser studieren zu können. Hass ist dafür der übelste Lehrer.
Meine “islamistische" Karriere hat mit einem Artikel von Ihnen in der FAZ vor über einem Jahrzehnt begonnen. Warum sollte Ihre “islamophobe" Karriere nicht auf diesem Weg einen nachdenkenswerten “Knick“ bekommen?!
In diesem Sinn
Dr. Yavuz Özoguz


Am 15.10.2014 habe ich es einmal mehr versucht:

Sehr geehrter Herr Ulfkotte,
der Friede Gottes sei mit Ihnen. Es ist nunmehr 11 Jahre her, dass ich einen offenen Brief an Sie verfasst hatte, siehe:


http://muslim-markt.de/wtc/ulfkotte/ulfk...fener_brief.htm

Damals haben Sie in Ihrem Buch eine ganze Reihe von Unwahrheiten über den Islam und den Islamischen Weg e.V. verbreitet. Leider haben Sie nie geantwortet. Jetzt lese ich, dass Sie davon ausgehen, dass viele Journalisten „gekauft“ sind vom „System“, das alle Menschen zum Feind hat, sozusagen Sie und meine Wenigkeit gleichermaßen. Zudem habe ich in letzter Zeit auch wenig Hetzerisches von Ihnen über Muslime gehört. Das veranlasst mich heute Ihnen privat (und mit Zusicherung, dass es nicht ohne ihre schriftliche Erlaubnis veröffentlicht wird) zu schreiben.

Sollten Sie Ihre Ansichten von damals zumindest teilweise revidiert haben und sich von bestimmten Passagen Ihres damaligen Buches distanzieren, würde ich gerne die Gelegenheit nutzen und dies in Form eines z.B. Interviews veröffentlichen. Das würde mir einerseits die Gelegenheit geben, diese Uraltseiten aus dem Muslim-Markt zu nehmen, und andererseits gibt es ja möglicherweise uns beiden die Gelegenheit zu einem konstruktiven Dialog.

Falls Sie auf das Angebot nicht eingehen mögen, so stehe ich dennoch zu einem privaten (und nicht zu veröffentlichenden) konstruktiven Dialog bereit, da ich zwischenzeitlich gelesen habe, dass Sie selbst mit dem Islam sympathisiert haben sollen, falls das stimmt (was ich mir kaum vorstellen konnte!). Wäre ich hier groß geworden und abhängig von den Nachrichten der Westlichen Welt, müsste ich den Islam hassen. Da Sie das ja nicht getan haben, gibt es ja möglicherweise Fragestellungen, die für Sie im privaten Rahmen interessant sind für eine Diskussion. Möglicherweise kann daraus etwas Konstruktives entstehen, was vor 11 Jahren nicht denkbar schien.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem neuen Buch.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Yavuz Özoguz


Auch auf dieses zweite Angebot hat er nicht reagiert. Aber ich weiß nicht, was er darüber gedacht hat. Ich weiß nicht, ob er nicht doch im tiefsten Inneren Sehnsucht nach der wahren Liebe Gottes hatte und nur den Weg nicht gefunden hat. Kurz: Ich kenne ihn nicht. Mag sein, dass es jetzt einige Muslime gibt, die ihm alles Üble wünschen und ihn verfluchen. Ich tue es nicht. Sollte er irgendetwas Gottgefälliges getan haben, möge Gott ihn seine Gnade schenken und ihn seine Sünden vergeben. Ich verachte, was er gegenüber Muslimen getan hat, aber ich hoffe, dass er in seinem Leben auch Nächstenliebe praktiziert hat.

Hass aus persönlichen Gründen schadet vor allem dem Hassenden. Der Weg der Liebe ist ein Weg, in dem wir uns dazu erziehen müssen, selbst dem Feind zu vergeben. Wie oft hat Prophet Muhammad seine linke Wange hingehalten, bis er der grenzenlosen Gewalt der Feinde mit Abwehr entgegen trat? Wie oft hat Imam Ali seine linke Wange hingehalten, bis er seine Getreuen schützen musste. Wie oft hat Imam Hasan seine linke Wange hingehalten, damit die Menschen die Wahrheit erkennen mögen. Und wie oft hat Imam Husain den Gipfel derjenigen erklommen, die ihre linke Wange hinhalten, nachdem ihre rechte Wange geohrfeigt worden ist. Und immer haben sie es getan, um andere Menschen zu retten, selbst ihre Feinde. Wie können wir uns Anhänger dieser Heiligen nennen, wenn wir um unser Herzen Willen hassen?

Udo Ulfkotte ist gestorben. Viele Ulfkottes leben noch, sie heißen nur anders. Nicht zu jedem habe ich eine Beziehung, die einen Kontakt ermöglichen könnte. Aber wenn ich eine Möglichkeit sehen würde zu helfen, wenn es eine Chance gäbe einen Hasser zu einem Liebenden zu wandeln, dann sollten wir es versuchen, vor allem zuerst bei uns selbst!

[1] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/...land_inhalt.htm
[2] http://www.muslim-markt.de/wtc/ulfkotte/ulfkotte.htm


Yavuz Özoguz  
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