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Wer durch das Tor Fatimas eintreten möchte, darf die angloamerikanischen Kolonialisten nicht unterschätzen

#1 von Yavuz Özoguz , 23.07.2016 08:43

Wer durch das Tor Fatimas eintreten möchte, darf die angloamerikanischen Kolonialisten nicht unterschätzen

Noch bis 1926 stand auf dem Gelände des bedeutsamsten Friedhofs der islamischen Geschichte in Medina ein kleines Gebäude, in dem die Heilige Fatima getrauert hat. Die Wahhabiten haben es zerstört, weil Muslime damals den angloamerikanischen Kolonialismus unterschätzt haben.

Das so genannte Bayt al-Ahzan oder Haus der Trauer war ein sehr kleines Häuschen auf dem Dschannat-ul-Baqi Friedhof in Medina. Es war das Häuschen, an dem die Heilige Fatima (a.) nach dem Verlust ihres Vaters Prophet Muhammad (s.) sich eine Weile zurückgezogen hat um zu trauern. Das Häuschen bestand aus einem kleinen Raum mit einer Kuppel als Dach und wurde 1926 von den Wahhabiten zerstört. Es gibt Spekulationen, dass hier das Grab der Fatima (a.) liegen könnte. Der Name Bayt bedeutet Haus und „Ahzan“ ist die Pluralform von „Huzn“ und bedeutet so viel wie Trauer. Bereits zuvor wurde das Haus, in das sich Jakob (a.) zurückgezogen hatte, um die Trennung von Josef (a.) zu betrauern als „Bayt-ul-Ahzan“ bezeichnet. Das berühmtere Gebäude mit diesem Namen ist aber dasjenige, das Fatima (a.) genutzt hat. Es soll ihr von Imam Ali (a.) gebaut worden sein. Tagsüber soll sie dorthin zum Trauern zusammen mit Imam Hasan (a.) und Imam Husain (a.) gegangen sein und abends wurde sie dann dort von Imam Ali (a.) abgeholt. Nach 27 Tagen der Trauer soll sie die Trauergänge aufgrund von Krankheit abgebrochen haben. Das Gebäude stand wohl an der südlichen Seite des Grabes von Abbas ibn Abd-ul-Mutallib. Viele muslimische Reisende haben von dem Haus berichtet.

Das Haus existiert heute nicht mehr, genau so wie z.B. das Haus der Chadidscha (a.) nicht mehr existiert und in eine groß angelegte Damentoilette umgewandelt worden ist. Auch das Tal von Abu Talib ist nicht mehr zu erkennen und verschwindet unter dem Busbahnhof neben der Kaaba. Ziel aller dieser zerstörerischen Aktionen der Wahhabiten bestand darin, die Muslime von ihrer eigenen Geschichte zu trennen und ein Gedankengut zu verbreiten, das dem Islam und den Muslimen über Jahrhunderte hinweg großen Schaden zufügt. Doch wie haben die Briten als damalige koloniale Weltmacht das erreicht? Wie haben sie die Grundsfeste des Islam so erschüttern können, dass im missbrauchten Namen des Islam so viel Erinnerung an die islamische Geschichte zerstört werden konnte? Wie war es möglich, die Muslime so sehr vom Gedenken an Fatima (a.) zu trennen?

Mit dem Sunnitentum hat diese Zerstörungswut nichts zu tun. Die sunnitischen Osmanen haben Schreine über vielen heiligen Gräbern in Mekka und Medina gebaut und geschützt, wie z.B. über dem Grab der gesegnete Chadidscha (a.) oder Abu Talib (a.) sowie über den Gräbern zahlreicher Persönlichkeiten in Medina. Sie wurden alle von den Wahhabiten zerstört, nachdem die Osmanen mit Hilfe der Briten besiegt worden sind. Das Gedankengut des Wahhabismus gab es schon immer in der islamischen Welt. Aber es hatte keine besondere Bedeutung. Der gedankliche Gründungsvater der Wahhabiten, Ibn Taymiyya, hat fünf Jahrhunderte vor den Wahhabiten gelebt und hatte zu seiner Zeit keinen besonderen Einfluss auf die Muslime. Erst mit den Geldern der Briten konnte so viele Jahrhunderte später das zerstörerische Gedankengut verbreitet und in die Köpfe so vieler Muslime eingetrichtert werden, so dass die Briten, und in ihrem Gefolge die USA, dann die gesamte islamische Welt zerstören konnten. Noch heute leiden wir Muslime – selbst in Deutschland – unter dem im 18. Jh. gegründeten britischen Wahhabismus.

Doch Imperialisten schlafen nicht, wenn es um ihre Macht geht. Sie beschäftigen Tausende von Wissenschaftlern mit Milliarden an selbst gedruckten und geraubten Geldern, um die Zukunft des Imperiums zu sichern. Jene Zukunft des Imperiums ist bedroht durch die islamische Befreiungstheologie, dessen heutiger Flaggenträger Imam Chamene’i sich deutlich erkennbar an die Jugend im Westen wendet [1]. Das weltweite Unterdrückungssystem inklusive dem pervertierten Möchtegernislam, dem US-Islam in Form von Kopfabschneidern des IS, stößt an vielen Fronten an ihre Grenzen. Und überall stehen ihnen die Kämpfer Imam Chamene’is im Weg. Neben dem militärischen Krieg war es schon immer eine Methode der Imperialisten, die Grundfeste der bekämpften Ideologie zu unterwandern und zu bekämpfen, um nicht nur kurzfristige Ziele an der Front zu erzielen, sondern langfristig die Zerstörung des Gegners zu bewirken. Daher betreiben allein die Briten über 20 Satellitensender in allen möglichen Sprachen, die im Namen eines Mannes namens Schirazi Dinge fordern, die dem Islam und den Muslimen nur Schaden zufügen, wie die blutigen Selbstgeißelung und das Verfluchen von Heiligkeiten der Sunniten. Das aber sind nur äußerliche Kampfmethoden, die wenig Wirkung entwickeln würden, wenn nicht an Grundfesten gesägt werden würde.

Blutige Selbstgeißelung und das Verfluchen von Heiligkeiten der Sunniten hat es unter Schiiten schon immer gegeben, aber so lange die Welt nicht so vernetzt war wie heute, konnte das nicht die zerstörerische Wirkung entfalten, wie es heute der Fall wäre. Auch darum hat das Oberhaupt der islamischen Befreiungsbewegung Imam Chamene’i beides verboten. Viele Schiiten halten sich daran, andere lassen sich von den englischfinanzierten Sendern beeinflussen. Doch das allein könnte keine Langzeitwirkung erzielen. Langfristig würde sich der Gedanke Imam Chamene’is durchsetzen und die Bemühungen der kapitalistischen Imperialisten würden ins Leere laufen. Daher greifen die sogenannten Schirazis mit einer unvorstellbaren Wucht etwas an, was die meisten Muslime heute noch gar nicht so richtig verstehen und daher auch keine Gegenwehr leisten. Erst spätere Generationen würden den Schaden feststellen, wie bei den Wahhabiten, wenn wir uns heute nicht dagegen wehren.

Ideologisch gilt der Hauptkampf der Schirazis der „Einheit der Existenz“ (Wahdat al-Wudschud). Sie erklären jenen Gedanken zum Aberglauben und jeden, der daran glaubt, zum Nichtmuslim. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass damit Persönlichkeiten wie Imam Chomeini (q.) und Imam Chamene’i (Gott schütze ihn) von diesen schiitisch anmutenden Takfiris [2] zu Nichtmuslimen erklärt werden, steckt aber mehr dahinter, als eine kurzfristige Kriegserklärung. Es ist bedeutsam diese Dinge Stück für Stück zu analysieren, damit wir unseren Kindern und Enkeln nicht das hinterlassen, was die Wahhabiten den Enkeln aller damaligen Muslime hinterlassen haben.

Die „Einheit der Existenz“ [wahdat al-wudschud] ist eine philosophische Betrachtung der Einheit [tauhid] im Islam, die beschreibt, dass es keine wahre Existenz gibt außer ALLAH und Existieren nur durch ihn möglich ist. Alles, was nicht ALLAH ist, ist durch ihn von der Nichtexistenz zum Existieren gebracht worden, wohingegen er selbst immer existiert hat und existent ist. Sowohl dieser Gedanke als auch ihre Ablehnung hat es immer im Islam gegeben. Aber was ist der Grund dafür, dass die heutigen Schirazis dieses Konzept so extrem heftig angreifen?

Die Angriffe gehen einher mit der wissenschaftlichen Propaganda in einschlägigen Werkzeugen des Imperialismus wie Wikipedia, in dem es z.B. zum Thema heißt: „Wahdat al-Wudschud (Einheit des Seins) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis. … Nach dieser Auffassung ist das Universum ein Teil Gottes.“ [3] Diese Erklärung ist blanker Unsinn!

Ganz bewusst wird die Lehre nur einem kleinen Teil der Muslime zugewiesen (und eben nicht den Schiiten!) und zudem eine Behauptung aufgestellt, die jeden vernünftigen Muslim instinktiv dazu bewegen muss Abstand von jener Lehre zu halten. Denn wenn die Schöpfung ein „Teil“ Gottes wäre, dann wäre Gott offensichtlich teilbar, und das widerspricht dem absoluten Monotheismus des Islam. Wenn zudem die Menschen als Teil der Schöpfung Teil Gottes wären, dann wären sich bekämpfende Menschen ein Zeichen für die innere Widersprüchlichkeit Gottes, was wiederum den Islam schwächen würde. Also würde man das Konzept ablehnen. Doch was ist so gefährlich an dem wahren Konzept, dass die Schiiten für die Zukunft durch Einsatz der Imperialisten mit solch einem enormen Aufwand davon abgebracht werden sollen, wenn doch heute selbst viele Schiiten das Konzept noch gar nicht richtig verstehen?

Die Antwort darauf liegt in dem Konzept selbst: So gibt es nur eine einzige Existenz aber viele Existierende, die allesamt durch die einzige Existenz geschaffen wurden. Das Existierende kann ohne die Existenz nicht bestehen, wohingegen die Existenz auch ohne das Existierende besteht. ALLAH ist eins mit der Existenz der Dinge, aber er ist nicht eins mit den Dingen. In der Folge sieht jeder Mensch in jedem anderen Menschen – unabhängig davon woran er glaubt – einen Träger des Geistes Gottes. Er sieht in der Nächstenliebe die Spiegelung des Paradieses und im Unheil auf Erden die Spiegelung der Kämpfe in seinem eigenen Herzen. Er bekämpft nicht den Mitmenschen, selbst wenn jene an etwas anderes glauben, sondern versucht sich mit dem Träger des Geistes Gottes Hand in Hand gegen das Unrecht zu wehren. Der weltweite Imperialismus, die Herrschaft aller Imperien der Welt, die Macht des heutigen kapitalistischen Imperiums hängt stark davon ab, dass die Menschen geteilt und beherrscht werden. Aber die Philosophie der Einheit der Existenz lässt es nicht zu, dass die Menschen gespalten werden. So hat nicht zufällig Imam Chomeini bereits definiert, dass ein wahrer Schiit an der Seite eines jeden unterrückten der Welt steht, selbst wenn jener Unterdrückte sich gegen uns wendet. Imam Chamene’i führt diesen Gedanken fort und lebt ihn vor. Schirazis versuchen genau diesen so gefährlichen Gedanken für die Imperien zu bekämpfen: Wir sollen z.B. nicht an der Seite der Palästinenser stehen, weil diese Schiiten nicht mögen.

Es würde den Rahmen dieser ohnehin immer viel zu langen Artikel sprengen, wollte man hier detailliert auf das Konzept der Einheit der Existenz [4] tiefer eingehen. Das wird – so Gott will – zukünftig an anderer Stelle noch folgen. Heute soll dieses Konzept abschließend mit der Tür Fatimas verglichen werden, die zu jenem Haus oben führt oder sogar zu dem Haus Fatimas, in dem sie mit den Reinen der Einheit gewohnt hat. Wer in jenes Haus will, der muss anklopfen und darf nicht eintreten, bevor der Bewohner uns Eintritt gewährt hat (Heiliger Qur’an 24:27). Vor dem Eintreten müssen wir Frieden wünschen. Insbesondere wenn es das Haus des Propheten (s.) ist – und das Haus seiner Tochter (a.) ist auch sein (s.) Haus – ist es verboten eintreten zu wollen, ohne die ausdrückliche Erlaubnis (33:53). Der bestimmte Begriff „Das Haus“ kommt genau 14 Mal im Heiligen Qur’an vor, denn das Haus ist heilig und das Tor zu dem Haus ist der Zugang. Auch führt es nicht zur Gottesnähe, wenn wir von der falschen Seite in die Häuser eintreten wollen (2:189). Der Platz hinter dem Eingang ist eine Gebetsstätte (10:87). Weder dürfen wir das Tor einschlagen noch anzünden. Würden wir es einschlagen, würden wir das, was wir erreichen wollten, verlieren. Wir können nur vor der Tür warten; höflich anklopfen und geduldig warten, bis sich die Tür öffnet. Dahinter stehen Fatima (a.) und Imam Ali (a.). Das Tor, das sich öffnet, wird zu unserer Fatiha. Alle Dankbarkeit ist von Herrn der Universen, die Dankbarkeit für den Dankgepriesenen und Dankpreisenden (Muhammad (s.)) und die Universen, die er uns hinterlassen hat (die Bewohner seines Hauses (a.)). Der Schöpfer ist gnädig und begnadend. Das Beste aller Geschöpfe, der vollkommene Mensch Prophet Muhammad (s.) ist die Spiegelung jener Gnade des Königs am Tag der Religion. Was anderes sollten wir beten, als auf diesem Pfad geführt zu werden? Dieser Pfad, dieser „Sirat“ hört nicht auf. Er beginnt an dieser Tür und mündet über den „Sirat“, über den uns diejenigen helfen, an deren Tür wir geklopft haben. Es ist der Pfad derjenigen, die sie lieben und nicht derjenigen, die sie hassen oder ignorant sind. Die Fatiha ist die Tür Fatimas. Qur’an und Ahl-ul-Bayt sind zwei Lichtquellen gespeist von dem Ursprung aller Lichtquellen mit Licht über Licht. Allah leitet zu seinem Licht wen er will (24:35).

Halt!, wird am Ende des Artikels der eine oder andere rufen. Sind den die „Ungläubigen“ nicht zumindest ignorant. Beleidigen Sie nicht tagtäglich unseren Propheten (s.)? Nein, sie beleidigen nicht unseren Propheten (s.). Sie beleidigen jemanden, der den Namen unseres Propheten (s.) trägt aber keine seiner Eigenschaften! Wäre der Prophet nur halb so schlimm, wie sie ihn kennen, dann würden auch wir ihn ablehnen. Und würden sie nur die Hälfte seiner Güte kennen, die uns zuteil geworden ist und wir kennen, dann würden sie ihn möglicherweise viel mehr lieben, als wir es tun. Und wie ist es mit Omar? Hat er nicht die besagte Tür eingeschlagen und das Feuer gelegt? Wenn ein Sunnit das glauben würde, wäre er kein Sunnit mehr! Sunniten glauben nicht, dass Omar das getan hat. Wäre Omar wirklich so gut, wie sie es glauben, würden auch Schiiten ihn würdigen. Und wüssten die Sunniten nur um die Hälfte seiner Taten, welche Schiiten verurteilen, würden Sunniten ihn viel mehr verurteilen.

Das Konzept der wahren Einheit sucht Wege der Verständigung und bekämpft nur die wahren Diener des satanischen Imperiums, die bewusst das Goldene Kalb anbeten und Unheil auf Erden verbreiten. Das Tor Fatimas (a.) steht jedem offen, der sein Herz reinigt und durch das Tor eintreten möchte, selbst wenn das äußerliche Haus bereits abgerissen worden ist. Das Grab, in das wir eines Tages gelegt werden, kann Zugang zu Kauthar [5] sein!

[1] http://www.schia-blog.de/wp-content/uplo...hirmversion.pdf
[2] Takfiris sind Muslime, die anderen Muslimen pauschal den Islam absprechen.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Wahdat_al-wudsch%C5%ABd
[4] http://www.eslam.de/begriffe/e/einheit_der_existenz.htm
[5] Kauthar ist ein Name Fatimas, dem im Heiligen Qur’an die Sure 108 gewidmet ist.

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