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Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#1 von Yavuz Özoguz , 04.01.2016 09:16

Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

Der heutige Text bezieht sich auf den geehrten Märtyrer Scheich Nimr. Er könnte aber auch auf andere unschuldige und friedliebende Gelehrte bezogen werden, die von anderen Tyrannen ermordet worden sind wie z.B. Muhammad Baqir Sadr und seine Schwester Bint-ul-Huda, die durch den damals vom Westen unterstützten Verbrecher Saddam ermordet wurden.

Wenn ich sage: „Wir sind schuld“, dann muss gefragt werden, wer sind „Wir“? Zunächst einmal sind „Wir“ die gesamte Menschheit, die bei so vielen Morden und Massenmorden schweigt, sei es die Massenmorde der Verhungernden in der ganzen Welt, für die wir alle mitverantwortlich sind, oder die Morde von Tyrannen, die vor unseren Augen durchgeführt werden. Die in allen Religionen angedrohte Hölle ist nicht leicht zu erlangen. Es bedarf schon der Beteiligung an Massenmorden, und sei es durch leichtfertige Schweigsamkeit, obwohl uns allen eine Zunge anvertraut wurde um die Wahrheit auszusprechen. Aber dieser Text ist nicht für alle Menschen geschrieben, denn das liegt weit außerhalb unseres Aufgaben- und Verantwortungsbereichs.

„Wir“ könnten auch wir Muslime sein, die jetzt angesichts des Verbrechens der Saudis von deren westlichen Auftraggebern gegeneinander aufgehetzt werden sollen. Keine Nachricht vergeht, in dem die Verbrechen der USraelischen Saudis als „Machtkampf von Sunniten gegen Schiiten“ propagiert werden. Aber saudische Machthaber sind weder Sunniten noch Schiiten. Sie sind nicht einmal mehr Wahhabiten. Sie sind übelste Terroristen und Massenmörder im Auftrag des westlichen Imperiums. Doch auch ein Text für die Gemeinschaft aller deutschsprachigen Muslime wäre eine Überforderung für meine Wenigkeit. Ich maße mir weder an für alle Muslime zu sprechen noch allen Ratschläge zu erteilen.

„Wir“ könnten auch wir Schiiten sein, denen die Gnade der Liebe zu den Ahl-ul-Bait geschenkt wurde, und die am stärksten von allen Menschen die Hoffnung auf die baldige Rückkehr des erwarteten Erlösers hegen. Es sind weltweit hunderte Millionen Schiiten, die seit Jahren zu den saudischen Verbrechern schweigen. Es sind dutzende Millionen Schiiten, die immer noch in der Führung der Westlichen Welt irgendein Heil sehen, und den mörderischen Imperialismus, den Raubtierkapitalismus und die Kriegstreiberei nicht ernst nehmen. Es sind wir Schiiten, die den heutigen Imam der Umma im Stich gelassen haben! Die Heiligkeit unserer Zeit hat gleich zwei Briefe an die Jugend im Westen formuliert. Beide Briefe sind epochal, beide Briefe sind in der Geschichte der Schia als historisch einzustufen, geradezu einmalig. Der zweite aktuelle Brief ist noch bedeutsamer und umfangreicher als der erste Brief! Er ist so bedeutsam, dass das Weltimperium vor Imam Chamene’is Worten ernsthafte Angst hat; eine Angst, die das mörderische Imperium sonst nicht kennt. Sämtliche deutschsprachigen Medien haben den Brief ganz bewusst verheimlicht. Kein Wort jenes Briefes sollte die deutsche Jugend erreichen. Die Verantwortung lag somit auf uns Schiiten in Deutschland. Wir sollten das Wort verbreiten. Und was haben wir getan? Mindestens eine Million Schiiten in Deutschland haben geschwiegen! Eine Million Schiiten haben den Imam im Stich gelassen. Eine Million Schiiten haben die Worte, die Imam Chamene’i an die Jugend im Westen verbreitet sehen wollte, mit keinem Finger und keinem Atemzug unterstützt. Die aller Ängstlichsten hätten doch zumindest dafür beten können, dass der Brief Verbreitung finden möge. Einige kleine Gruppen haben mehr oder minder hilflos Einiges im Internet gepostet und einige bescheidene Posterverteilaktionen gestartet, eher um das eigene Gewissen zu beruhigen. Eine „spektakuläre“ Aktion mit einem Poster in einer Stadt führte dazu, dass manche Muslime zu dem Poster gereist sind, um sich damit zu fotografieren. Aber allein die Tatsache, dass jene Posteraktion als so „spektakulär“ angesehen wurde, ist ein weiterer Beweis dafür, wie sehr wir den Imam insgesamt im Stich gelassen haben. Wir lassen den Imam im Stich und dann kommen einige Neunmalkluge und behaupten, der Imam hätte versagt, weil er die Schiiten nicht schützen könne. Haben denn die Schiiten jemals die Geschichte Imam Alis (a.) gelesen? Konnte er (a.) Abu Dharr und andere großartige Gelehrte seiner Zeit schützen? Und warum nicht? Weil seine Anhänger ihn im Stich gelassen haben! Sind wir alle wie das Volk von Kufa?

Das Verhalten in Deutschland mag der Höhepunkt der Tatenlosigkeit der Schiiten im Westen gewesen sein, aber im Prinzip war es in den anderen europäischen Ländern nicht anders. Die Westliche Welt schläft nicht. Sie sind wach, wenn es um die Verteidigung des Goldenen Kalbes geht. Sie beobachten, wie die Schiiten reagieren. Sie beobachten, wie die Schiiten die höflichen Bitten ihres Imam befolgen, gestern und heute. Der bösartige Raubtierkapitalismus hat Angst vor jedem Freiheitskämpfer der seine Zunge und seine Tastatur friedlich einsetzt. Sie haben keine Angst vor Waffen, denn das ist ihr Spezialgebiet. Aber sie haben Angst vor einer Befreiungstheologie, wie sie Imam Chamene’i mit Worten vertritt. Sie haben Angst vor jedem Wort Imam Chamene’is, dass seien friedliebenden Anhänger in die ganze Welt verbreiten. Sie haben Angst vor seinem ersten Brief und seinem zweiten Brief an die Jugend im Westen. Aber ihre Angst ist verflogen, als sie gesehen haben, wie die Schiiten mit dem Brief umgehen. Der schiitische Dachverband in Deutschland hat geschwiegen, die angeblich mit dem libanesischen Widerstand sympathisierenden Gemeinden haben geschwiegen, fast alle Turbanträger haben geschwiegen (die wenigen Ausnahmen müssen nicht erwähnt werden, denn sie sind bekannt), und das hat den Verbrechern Mut gemacht. Wo sind die vielen schiitischen Gemeinden in Deutschland? Wo sind sie in Europa oder in der Welt?

Mir ist bewusst, welche Entrüstung ich mit folgender Aussage auslösen werde, aber es ändert nichts an deren Wahrheitsgehalt und es wird Zeit, dass wir aufhören die Schuld bei Imperialisten, Kapitalisten, Kolonialisten, Nationalisten und sonstigen abartigen „isten“ zu suchen: Wir Schiiten – insbesondere in Deutschland – sind in erheblichem Maß mitschuldig an der Ermordung des geehrten Scheichs Nimr! Unsere weltweite Schweigsamkeit war der Nährboden für das saudische Massaker im Auftrag des USraelischen Imperiums, und wir deutschen Schiiten sind ein Teil davon. Unsere Ängstlichkeit hat ihnen Mut gegeben. Wenn wir von vornherein der Westlichen Welt klar gemacht hätten, dass ihre Verbrechen unseren Zusammenhalt mit dem Imam nur stärken würden, wenn die westliche Welt gewusst hätte, dass dieses Verbrechen die Befreiungstheologie, dessen Flaggenträger Imam Chamene’i ist, gestärkt hätte, dann hätten sie es nicht getan! Sie wären vorsichtiger gewesen, denn sie hätten gewusst, dass der dann bereits zu Tausenden und Abertausenden verbreitet Brief, motiviert verteilt durch Tausende Anhänger der Befreiungstheologie des Friedens, der Freiheit und der Liebe, nach jedem solchen Verbrechen nur noch intensiver verteilt werden würde.

Die Terroristen sind Verbrecher, aber sie rechnen auf ihre Art. Sie haben Erfahrungen. Als der großartige Gelehrte Großayatollah Muhammad Baqir Sadr 1980 mit seiner ebenfalls gelehrten Schwester Bint-ul-Huda auf grausamste Weise von Saddam hingerichtet worden ist, war die schiitische Welt im Großen und Ganzen schweigsam. Warum? Ayatollah Sadr hatte gesagt: „Verschmelzt euch mit Imam Chomeini, wie er sich mit dem Islam verschmolzen hat!“ Ayatollah Sadr hatte mit seiner friedlichen Zunge die Muslime dazu aufgerufen, sich mit der Heiligkeit ihrer Zeit zu verbinden. Hätten die Schiiten auch nur zu einem geringen – wenn auch bedeutsamen – Teil reagiert, dann hätte die westliche Welt es nicht gewagt, Saddam diesen Auftrag zu geben. Aber die Muslime haben geschwiegen, die Schiiten haben geschwiegen. Die absolute Mehrheit der Schiiten hat Imam Chomeini bekämpft! Die Iraker leiden heute noch darunter, dass sie solch großartige Persönlichkeiten damals wie heute im Stich gelassen haben. Es wird Zeit diese Dinge auf den Tisch zu bringen. Viele von denjenigen, die heute so tun, als wenn sie auf der Seite von Imam Chomeini standen, haben zu dessen Lebzeiten geschwiegen! Und was nützen 20 Millionen Pilger zu Arbain in Kerbel, wenn wenige Wochen danach weltweit mehrere große Anhänger Imam Chamene’is massakriert werden und von jenen 20 Millionen ist noch nicht einmal ein räuspern zu hören.

Die allermeisten der aktiven Schiiten in Deutschland waren zur Zeit der Ermordung Ayatollah Sadrs noch kleine Kinder oder noch nicht geboren. Sie trifft keine Schuld. Aber heute gibt es den Ruf des heutigen lebendigen und unter uns weilenden Vertreters Imam Alis (a.). Es gibt den Aufruf zum Frieden. Es gibt den Aufruf zum Überwinden von Schubladendenken. Imam Chamene’i hat zu Weihnachten die Märtyrerfamilien der Christen besucht! Und er hat seine persönlichen Vertreter weltweit gebeten, es ihm gleich zu tun. Imam Chamene’ hätte mehr als genug Spendengelder, eine einzigen Sender zu finanzieren, der seine Reden zeitnah mit englischen Untertiteln weltweit verbreitet. Aber er gibt dieses Geld dafür nicht aus, so lange es Hungernde in der Welt gibt. Die wahre Befreiungstheologie ist eben anders. Und wie ist es mit uns? Haben wir Schiiten nicht hinreichend Persischsprachige unter uns, die jeden Atmzug Imam Chamene’is zeitnah übersetzen könnten? Warum tun wir es nicht? Und wenn die Persischsprachigen keine Zeit finden, wie ist es mit uns Deutschsprachigen, die wir alle Englisch können? Übersetzen wir zumindest das, was im Englischen vorliegt? London-finanzierte Schiiten haben 20 Satteliten-Sender in allen Sprachen der Welt. Sie verbreiten 24 Stunden lang den Antiheiligkeits-Islam: Ja, wir Schiiten sollen für Imam Mahdi sein (möge er bald erscheinen), aber auf keinen Fall für Imam Chamene’i. Jegliche Annäherung an ihn wäre „Übertreibung“. Jegliche Liebe für den Flaggenträger der heutigen weltweiten Befreiungstheologie wäre „Übertreibung“. Sein Friede mit Christen wäre nicht Ahl-ul-Bait-like. Doch 20 von den Briten finanzierte Sender für einen Möchtegerngelehrten, dessen einzige Aufgabe darin besteht, die Liebe zu Imam Chamene’i abzuwehren, soll keine Übertreibung sein? Und während wir Schiiten darüber diskutieren, in welchem Maß man Imam Chamene’i unterstützen darf oder nicht, wird ein Anhänger des Imams nach dem anderen durch die Westliche Welt und ihre Schergen öffentlich massakriert, erst in Nigeria, jetzt in Saudi-Arabien, vorher schon in Syrien, Irak und vielen anderen Ländern der Welt.

Wir müssen uns ändern, denn Gott ändert unsere Lage nicht, bevor wir nicht das ändern, was in unseren Seele steckt. Und wenn ich am Ende des Artikels von „Wir“ spreche, dann meine ich nicht die andern, sondern wirklich uns: Meine Wenigkeit und Meinesgleichen! Wir müssen uns fragen, was wir falsch machen, denn das, was die anderen falsch machen, ist offensichtlich. Es ist offensichtlich in einer Zeit, in der das Licht Imam Chamene’i so deutlich scheint, was diejenigen falsch machen, die ihn im Stich lassen. Aber was machen wir falsch, wir diejenigen, die glauben ihn nicht im Stich zu lassen, die regelmäßig am Quds-Tag teilnehmen, die auch versuchen den Brief zu verbreiten? Was machen wir falsch?

Kann es sein, dass wir zwar sehen, dass Imam Chamene’i die Christen besucht, wir selbst aber zurückhaltend diesbezüglich sind, weil wir Ablehnung fürchten? Die zu lieben, die einen selbst lieben, das kann auch ein Verbrecher. Die zu lieben, die dich nicht lieben, das ist die Kunst des Gottverliebten und ihr Merkmal! Lieben wir unsere schiitischen Geschwister hinreichend? Ich meine nicht die London basierten Takfiri-Schiiten. Aber es gibt hinreichend andere Schiiten, die den Weg zu Imam Chamene’i noch nicht gefunden haben, lieben wir sie dennoch hinreichend, oder weisen wir sie ab? Lieben wir unsere sunnitischen Geschwister? Ich meine nicht die Handvoll Takfiri-Sunniten. Aber wie ist es mit der absoluten Mehrzahl der Sunniten, die in die Falle der imperialistischen Propaganda laufen und glauben, die Verbrechen der Saudis hätten irgendetwas mit den Meinungsunterschieden zwischen Schiiten und Sunniten zu tun. Lieben wir sie und versuchen ihnen liebevoll zu erklären, dass die Liebe stärker ist? Ziehen wir 70 Mal den Weg der Liebe vor, bevor wir auf jegliche Abneigung reagieren?

Möge es bei Ihnen, verehrte Leser, so sein! Für meine Wenigkeit gilt das definitiv nicht. Und damit bin ICH schuld an dem, was geschieht. Doch noch lebe ich – Gott sei Dank – und der Weg der aufrichtigen Reue ist mir noch offen. So muss ich mich verändern, damit die Welt sich verändern kann. Denn wer das Leben auch nur eines einzigen Menschen rettet, ist so, als wenn er die gesamte Menschheit gerettet hat. Nur wenn das Licht der Liebe mein Herz überflutet, kann es auch nach draußen scheinen. Das Opfer Scheich Nimrs oder Scheich Zakzakys sollten hinreichende Liebesbeweise wahrer Liebenden sein, um das zu verstehen. Und es gibt noch viel von Ihnen in dieser Welt, auch wenn wir sie nicht alle kennen.


Yavuz Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 06.01.2016 | Top

RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#2 von Brigitte Queck , 05.01.2016 00:38

Lieber Yavuz Özoguz !
Das Grundanliegen Deines Beitrages unterstütze ich voll und ganz.
Wir, die "Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg" sind zwar nur eine kleine Vereinigung von Deutschen, Syrern Ukrainern, Russen und Jugoslawen,Christen, Freidenkern und Atheisten, die alle der Wunsch nach Frieden zwischen allen Menschen aller Religionen und Weltanschauungen eint.
Das Monopolkapital, das aus Kriegen Profit zieht (0,1 % der Bevölkerung weltweit !!) lacht nur, wenn wir gegeneinander zu Feld ziehen.
Es wäre doch ein Leichtes, wenn wir uns, die Menschen in der ganzen Welt, in unserem Friedenswunsch und Tun vereinigen würden !!
Sind wir doch schon zahlenmäßig den Kriegstreibern weit überlegen !!!
Es grüßt Dich, Yavuz Özoguz, in Verbundenheit
Brigitte Queck

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RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#3 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 06.01.2016 10:18

Sehr geehrte Frau Queck,

leider muss ich Ihnen bezüglich der Friedenserwartungen entschieden
widersprechen.
Wir hätten natürlich eine unvorstellbar glückliche Zeit zu erwarten,
wenn die Angehörigen aller Religionsgemeinschaften, die Atheisten
hinzugenommen, all das umsetzen würden was sie als Muslime, Christen,
u.s.w. eigentlich zu tun verpflichtet wären.
Leider ist aber doch das genaue Gegenteil oftmals der Fall!
Da werden dann Religionen und Ideologien stattdessen allein nur zur
individuellen oder kollektiven Machtgewinnung sowie -bewahrung
ge- und mißbraucht- die Ideale bleiben vollkommen auf der Strecke!
Ganz konkret: Leider hat ja auch die Ermordung der 47 saudischen
Freiheitskämpfer ihren machtpolitischen Hintergrund, der als
Auseinandersetzung der Regionalmächte Iran und Saudi-Arabien um
die Vorherrschaft im Bereich des Persischen Golfes bezeichnet wird.
Pervers, aber wohl doch nicht allzu ferne von der tatsächlichen
Wahrheit!
Dass unsere "Bundesregierung" in diesem Zusammenhang allein um ihre
Handelsbeziehungen mit dem Wahabitenterrorregime fürchtet,
gehört da auf andere Weise auch mit hinein.
Eine unvorstellbare Perversität, die ich hier unmöglich mehr noch mit
Worten zu kommentieren vermag, welche nicht mit den Strafgesetzen
kollidieren.
Es ist ja alles so beeindruckend was man hier und anderswo an theoretischen
Überlegungen, insbesondere auf religiösem Gebiet, vermittelt bekommt.
Aber die Wirklichkeit?
Mehr als 60 Lebensjahre haben mir jedenfalls die Erkenntnis vermittelt, dass
allein die nackte Illusionslosigkeit über die tatsächlichen Gegebenheiten auf
und in dieser Welt diese vielleicht einmal zum Besseren hin verändern wird.
Damit möchte ich hier selbstverständlich keinerlei Gefühle verletzen, zumal
mir persönlich selber meine Religion wichtig war und ist, aber nur darauf
zu vertrauen, dass irgendwann einmal die Menschen von sich aus das
Verhalten annehmen werden, welches dann zum universellen Weltfrieden
führen wird, kommt mir in etwa so vor wie das Märchen vom Wolf, der
plötzlich den Schafen gegenüber seine Freundschaft erklärt!
Mehr denn je hat sich bei mir demgegenüber das Bewusstsein herausgebildet,
dass nur durch das allergößte Chaos auf allen nur vorstellbaren Gebieten
sich die Situation herbeiführen lässt, wo dann in einem entscheidenden Zweikampf
zwischen Gut und Böse sich Recht und Gerechtigkeit werden durchsetzen lassen.
Aber bestimmt nicht mit Überlegungen des Schlages "Eigentlich müssten ja alle ..."!
Das wäre die Vision vom Paradies; in Wirklichkeit befinden wir uns aber wohl in
einer Zeit und Gesellschaft, wo die Macht des Teufels, oder wie ihn die
Religionen auch immer nennen mögen, ihrem Höhepunkt entgegenschreitet, um
vielleicht dann doch im allerletzten Augenblick in die Tiefen des Abgrundes
gestoßen zu werden.
In diesem Endkampf- und nur allein hier, und nicht etwa in irgendwelchen
Studierstuben- wird sich wohl erst entscheiden (können), welcher Mensch
dem Guten treu geblieben ist.
Alles andere hieße doch stattdessen nur gutgläubigen Menschen Sand in die
Augen zu streuen,was wiederum, zumindest indirekt, den Mächten des Bösen
einen wichtigen Dienst erweisen würde.

Dr.Josef Haas

RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#4 von Cengiz Tuna , 06.01.2016 17:39

Es ist ja nur gut gemeint, von der Frau Queck, aber wie Sie schon richtig erkannt haben, wird es eine Änderung nur mit einem großen "Knall" geben. Da können wir uns noch so anstrengen wie wir wollen, die sogenannten 1 % werden ihre Macht nicht freiwillig abgeben. Um keinen Preis der Welt. Sie sind zwar nur 1 %, regieren aber auf allen wichtigen Ebenen; Medien, Wirtschaft, Militär etc. Wir 99 % sind in dem System gefangen. Mindestens 90 % von uns stecken im System und laufen gezwungenermaßen mit. Somit sind sie nicht nur 1 %. So einfach, wie einige sich das vorstellen, ist es leider nicht.

Was aber den Iran und Saudi-Arabien betrifft, so kann ich Ihre Sicht nicht teilen. Es geht hier nicht um eine Vorherrschaft zwischen dem Iran und dem zionistischen Saudi-Regime, wie es uns die Medien fälschlicherweise vermitteln wollen. Die Ermordung des Gelehrten wird absichtlich dafür missbraucht, um Sunniten gegen Sunniten aufzustacheln. So wie es aber aussieht, geht die Rechnung nicht auf.

Hier noch ein Video über die widersprüchliche Einstellung unserer Regierung und deren Vertreter zum Wahabitenterrorregime. Was soll man dazu noch sagen.

https://www.youtube.com/watch?v=3Rrpw_sqhmU


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zuletzt bearbeitet 06.01.2016 | Top

RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#5 von Cengiz Tuna , 06.01.2016 21:54

Zitat
Die Heiligkeit unserer Zeit hat gleich zwei Briefe an die Jugend im Westen formuliert. Beide Briefe sind epochal, beide Briefe sind in der Geschichte der Schia als historisch einzustufen, geradezu einmalig. Der zweite aktuelle Brief ist noch bedeutsamer und umfangreicher als der erste Brief! Er ist so bedeutsam, dass das Weltimperium vor Imam Chamene’is Worten ernsthafte Angst hat; eine Angst, die das mörderische Imperium sonst nicht kennt. Sämtliche deutschsprachigen Medien haben den Brief ganz bewusst verheimlicht. Kein Wort jenes Briefes sollte die deutsche Jugend erreichen.


Lieber geschätzter Bruder Yavuz, nicht jeder ist im Bezug zu Imam Khameneis Reden so enthusiastisch wie du. Für viele ist es „nur“ ein Brief an die Jugend. Außerdem denken sich viele sicher, wenn wir die Jugend erreichen, was kann die Jugend denn tun? Die wenigen jungen Menschen die wir noch im alternden Deutschland haben, interessieren sich sowieso weder für Weltpolitik noch für Religion. Was kann man da also erreichen?

Und wenn einige dann eine Plakataktion starten, werden sie durch Druck von oben daran gehindert. So wie es scheint, ein aussichtsloses Unterfangen.

Zitat
Sind wir alle wie das Volk von Kufa?


Wir, die 99 % - Ja! Ich schließe mich da nicht aus.

Im Allgemeinen aber hast du Recht. Auch wenn ich nicht alles teile, hätten wir 1000 Menschen mit deiner Begeisterung und deiner Leistung, sähe es in Deutschland sicher anders aus.

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RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#6 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 07.01.2016 08:49

Die Kritik des von mir hoch geschätzten Herrn Tuna veranlasst mich zu einer kurzen
Erwiderung darauf.
Natürlich hoffen die imperialistischen Mächte, also insbesondere die USA, Grossbritan-
nien und Israel, auf eine weitere Verschärfung der Gegensätze zwischen Schiiten und
Sunniten. Im gegenseitigen Ausspielen haben ja gerade die Briten mannigfachste
Erfahrungen aus ihrer Kolonialgeschichte vorzuweisen. Dieses schon von den alten
Römern her bekannte Phänomen, die dafür die Bezeichnung "Divide et impera"
(Teile und Herrsche) gefunden hatten, ist aber leider heute aktueller denn scheinbar
jemals zuvor.
Das Mitmachen in diesem so furchtbaren Zusammenhang stellt allerdings eine ständige
Gotteslästerung dar, die noch viel schlimmere Ausmaße als die perversen Koranschän-
dungen angenommen hat. Nur, sie wird so hilflos wie ein Dauerregen von so vielen
Millionen Muslimen hingenommen und damit überhaupt erst ermöglicht.
Die Wiederholung der Geschehnisse des Dreißigjährigen Krieges, welche das
damalige Deutschland über Jahrzehnte hinweg belasteten, ist und bleibt damit
gleichsam vorprogrammiert.
In den Jahren 1618 bis 1648 hatten ja auch die unser Land umgebenden Mächte,
insbesondere Frankreich, den allgemeinen Nutzen von dessen fast vollständiger
Zerstörung, die sie zuvor planmäßig herbeigeführt hatten.
Und auf gleiche Weise beginnen sich heute Muslime im Zeichen ihres Glaubens,
wie seinerzeit bei uns Katholiken und Protestanten, zu zerfleischen.
Etwas perverseres dürfte ja kaum vorstellbar sein!
Stattdessen müsste es doch eigentlich und allein um deren Kampf gegen die
todbringenden Zionisten und deren US-amerikanische Handlanger gehen.
Leider muss sich in diesem Kontext aber auch der Iran vorwerfen lassen, die
sunnitischen Taliban niemals in ihrem so mutigen Kampf gegen die Besatzer aus
den NATOländern und deren einheimische Kollaborateure unterstützt zu
haben.
Demgegenüber wurden sie auch und gerade von Teheran aus verleumdet und
dadurch die antiimperialistische Kampffront geschwächt.
Dies stellt genauso eine klaffende Wunde wie die Gott beleidigenden
Auseinandersetzungen unter den Muslimen dar.
Ich bin dankbar für jede Kritik, deshalb auch diese offene Antwort an Cengiz
Tuna. Diese sollte aber, trotz aller Sympathie gegenüber den dortigen
Verhältnissen, auch am Iran geübt werden dürfen!

Dr.Josef Haas

RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#7 von Cengiz Tuna , 07.01.2016 13:15

Es war nicht meine Absicht Sie zu kritisieren, lieber Herr Haas, ich wollte nur meine Sicht darlegen. Für mich gibt es derzeit keinen sunnitisch-schiitischen Konflikt, wie es die Medien propagieren und gerne hätten. Selbstverständlich gibt es Meinungsunterschiede und leider ist die Einheit nicht so wie sie sein sollte, kein Zweifel, aber von Zerfleischen sind wir doch weit weg.

In Wahrheit gibt einen Kampf des Wahabiterrors gegen den ganzen Islam. Gegen Sunniten und Schiiten. Natürlich in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen und zionistischen Regime. Ich bin sogar der Meinung, dass die Beziehungen immer besser werden. In Kuwait gab es nach Anschlägen gemeinsame Gebete. Die Woche der Einheit wurde von vielen sunnitischen und schiitischen Geistlichen besucht. Auch gegen die Hinrichtung Sheich Nimrs gab es massive Proteste von hohen sunnitischen Geistlichen. Deshalb versuchen sie mit Anschlägen eine Annäherung zu hindern.

Derzeit gibt es massiv den Versuch einen künstlichen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten herbeizuführen. Die Anti-Iran-Propaganda hat in den letzten Wochen auch in den türkischen Medien stark zugenommen. Selbsternannte Iran-Experten versuchen Lügen über den Iran zu verbreiten. Sunniten hätten im Iran keine Rechte und würden die sunnitischen Gefährten verfluchen usw. Wir sollten auf diese Propaganda nicht hereinfallen.

Und selbstverständlich können Sie den Iran kritisieren. Auch wir machen das. Besonders mit der jetzigen Regierung bin ich überhaupt nicht zufrieden. Das habe ich schon mehrmals erwähnt. Mit der „Einigung“ im Atomstreit und der Annäherung bin ich überhaupt nicht einverstanden. Genausowenig dass der Jubel-Sarif dem Kerry die Hand reicht. Imam Khamenei hat unmissverständlich klargemacht, dass es nichts bringt, sich mit diesen Leuten an einen Tisch zu setzen. Deshalb, haben Sie Verständnis, wenn wir bezüglich Iran optimistischer sind.

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RE: Wir sind schuld an der Ermordung des geehrten Gelehrten!

#8 von Cengiz Tuna , 08.01.2016 10:58

Die divide-et-impera-Propaganda gegen den Iran läuft auf Hochtouren. Lügen wie, der Iran richtet 27 sunnitische Gelehrte hin, werden immer mehr verbreitet. So funktioniert das „Teile und Herrsche“ doch perfekt. Sunniten richten schiitische Geistliche hin und Schiiten richten sunnitische Gelehrte hin. Wir können nur hoffen, dass die Rechnung nicht aufgeht.

Die Hinrichtung Scheich al-Nimrs wurde absichtlich aus diesem Grund vollstreckt. Saudi-Arabien versucht die sunnitischen Länder gegen den Iran aufzustellen. Deshalb die absichtlichen Provokationen. Neben Saudi-Arabien und Somalia, haben nun auch Sudan, Dschibuti und Bahrain ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Würde mich nicht wundern, wenn einige andere Länder dem noch folgen würden.

Es hat schon einen Grund, warum sich die halbe Welt in Syrien versammelt hat. Für die paar Footage-Terroristen macht man nicht so einen Aufwand. Und einen Nato-Russland-Konflikt sehe ich immer noch nicht. Ich glaube der Iran bzw. die Schiiten stehen vor einer großen Bedrohung.


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