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Die Träne des Lichts zertrümmert den Berg im Monat Ramadan

#1 von Yavuz Özoguz , 09.07.2014 19:55

Die Träne des Lichts zertrümmert den Berg im Monat Ramadan

Hilflos sitze ich vor meinem Rechner und lese, wie im Stundentakt die Opferzahlen in Gaza steigen. Bereits an den ersten Tagen ihrer „Offensive“ haben die Zionisten ein grausames Blutbad an unschuldigen Menschen angerichtet, die sie ohnehin seit sieben Jahrzehnten foltern. Ich sitze hier und der Schmerz in meinem Herzen nimmt zu.

Dann höre ich, dass ein kleines Wesen, gerade erste einmal wenige Monate alt, operiert werden muss, damit es gesund wird. Dabei hatte ich doch erst vor Kurzem in der nahen Verwandtschaft solch einen Operationsfall miterlebt. Wie sehr schmerzt es das Herz eines alten Sünders, wie meine Wenigkeit, wenn solch ein unschuldiges Wesen, solch ein reiner Träger des Geistes Gottes leiden muss. Und wie sehr schlägt mein Herz, wenn ich daran denke, was die Eltern durchmachen müssen.

Währenddessen ist ein Mensch, den ich sehr ins Herz geschlossen habe, im Krankenhaus, weil sie ein nach heutigem Unwissen unheilbare Krankheit hat. Ja, sie wird – so Gott will bald wieder rauskommen – aber das Leid in mir ist groß, denn ich möchte nicht, dass sie trauert oder leidet. Immer wieder kommen uns Verwandte und bekannte besuchen, manche mit unheilbaren Krankheiten, gar nicht so selten. Jedes Mal, wenn ich solch einen Menschen sehe, von dem ich weiß, welchen Schmerz er oder sie ertragen muss, leide auch ich Schmerz. Sind das nicht alles Geschöpfe Gottes, die erschaffen wurden, um die Liebe Gottes zu erlangen? Warum sollen sie leiden? Warum das alles?

Im Monat Ramadan schaue ich mir zur Selbsterziehung immer wieder Videos von den Hungernden und Durstenden in der Welt an. Was für Bilder? Kleinste Menschen, kein Jahr alt, ausgemergelt, sie werden in den nächsten Stunden sterben, und ich bin nicht einmal traurig, dass sie sterben werden. Denn dann werden sie erlöst. Nur die Tränen in den Augen der Mutter, die nur eine ausgetrocknete Brust anbieten konnte, schmerzen. Ja, die Statistik kenne ich. Es sind 30.000 am Tag, an jedem Tag des Herrn!

In einer Nachbarstraße wohnt ein junger Mann, der sitzt im Rollstuhl und ist behindert. Er hat das Gemüt eines Sechsjährigen, obwohl er schon weit über 20 Jahre alt ist. Wenn ich ihn sehe, behandle ich ihn mit allem Respekt und liebevoll, aber das Herz fragt nach. Warum? Warum das alles?

Und dann schaue ich auf meine Wenigkeit. Was für ein Verrat an der Menschheit! Mein Schöpfer hat mir alles gegeben. Er hat mir in meinem Leben jeden Wunsch erfüllt. Es gibt nichts, was ich noch für mich in dieser Welt ersehnen könnte, denn ich habe alles bekommen, und doch bin ich so undankbar, so geizig, so wenig liebevoll, was ist das? Warum bin ich so? Der Gnädigste aller Gnädigen, der Liebevollste aller Liebenden gibt mir seine Gnade und Seine Liebe und warum gebe ich sie nicht weiter? Warum versiegt der Strom der Liebe in dem Sumpf meines dreckigen Herzen? Ich lehre die Menschen die Liebe Gottes, lebe sie aber nicht vor. Bin ich wie ein Straßenschild, das in eine Richtung zeigt, selbst aber nie dorthin geht?

Was ist nur los? Alle diese Gedanken schießen mir in den Kopf, insbesondere in den Abenden des Heiligen Monats Ramadan, wenn der vorsichtig einsetzende Hunger meine Gedanken klärt und mein Herz bereinigt. Wie hängen diese Dinge alle miteinander zusammen?

Und warum kommt denn der erwartete Erlöser nicht endlich? Er würde die Unterdrückten in Palästina allesamt befreien. Er würde die Kranken heilen, den Hungernden geben, die Reichen verbrecherischen Unterdrücker demütigen und die armen Unterdrückten ehren. Ja selbst dem Rollstuhlfahrer würde aufstehen und erwachsen werden. Warum kommt er nicht endlich?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr laufen mir Tränen in die Augen, aber ich lasse sie nicht raus. Es wäre doch reinste Heuchelei, wenn ein Mensch wie meine Wenigkeit der alles, aber auch alles Glück der Erde erhalten und so wenig davon abgegeben hat, für andere weinen würde. Wenn dann muss ich für mich selbst weinen.

Aber wie hängen alle diese Dinge miteinander zusammen? Was hat das ermordete Kind in Gaza mit meinen Nahen im Krankenhaus zu tun oder mit den Hungernden in Afrika? Und was hat das alles mit Imam Mahdi zu tun? Ja, ich bete, dass er bald erscheinen möge, aber wie wertlos ist das Gebet eines solchen Sünders?

Als Moses zum scheinbar brennenden Dornenbusch ging, zog er seine Schuhe aus, weil Gott es ihm befohlen hat. Hat es Gott befohlen, weil es heilige Erde war, oder wurde die Erde durch die Füße Mose geheiligt? War Moses (a.) nicht derjenige, der sich so weit erzogen hatte, dass er mit Gottes Augen sah, mit Gottes Ohren hörte und mit Gottes Zunge sprach? War nicht jeder Fußabdruck von ihm auch ein Schritt mit Gottes Füßen? Natürlich weiß ich, dass die Heiligkeit des Seins, dessen Namen auszusprechen aus solch einem schmutzigen Mund wie dem meinigen eine Schande ist, keine Füße, Hände, Zunge, Ohren oder Augen hat. Und doch wird die Erde durch jene heiligen Füße im Namen Gottes und mit dem Licht der Großartigkeit zum erstrahlen gebracht. Könnte auch ich meine kleine Gebetsecke im Haus zum strahlen bringen? Könnte auch meine Wenigkeit den Herzensbrand im Dornenbusch erkennen?

Als Maria Jesus geboren hat, hat Gott das Wunder vollbracht, dass ein verdorrter Dattelbaum Früchte trug. Aber war es nicht die Liebe Marias, die Gott ihr eingegeben hat, der den toten Baum zum Leben erweckt hat. Warum sonst sollte die Heilige Maria am Baum rütteln, damit die Datteln herunterfallen. Hätten sie nicht von alleine fallen können? War der Baum nicht geehrt durch die Berührung dieser Heiligen? Wird nicht sogar ein ehemals toter Baum geehrt? Wie könnte es da sein, dass wir nicht geehrt werden sollten?

Und wie war das als Moses Gott sehen wollte und Gott sich dem Berg gezeigt hat, der danach zertrümmert da lag! War es nicht Moses, der den Berg des „Ich“ in sich durch die Gnade des Erhabenen zertrümmert hat, um dann mit der Schönheit Gottes derart überladen zu werden, dass er es kaum ertragen konnte und in Ohnmacht fiel?

Und wie war das in der Höhle des Lichtes? War es nicht das überlaufende Herz des Propheten aller Propheten, der die Zeit reif gesehen hat, um den größten aller Engel zu rufen. Wer hat wen geehrt? War der Engel geehrt, weil der Prophet ihn gerufen hat oder war der Prophet durch den Erzengel geehrt? War nicht jeder Grashalm dieses Berges geehrt, als der Prophet den Berg herabstieg? War nicht das Glück des Berges so groß, dass ein Bach entsprungen ist, der den Abstieg der heiligen Fußabdrücke mit der Liebe der Tränen des Berges umsäumt hat? Wenn selbst ein Berg vor Glück Tränenbäche weinen und die Erde beleben kann, warum sollten wir das nicht im Namen des Lebendigen können?

Ist es wirklich so schwer zu verstehen? Ist das, was ich sehe, nicht ein Spiegelbild meiner verkommenen Seele? Warum sehe ich nur die Zionisten, wie sie die Verbrechen begehen? Warum sehe ich nicht die Juden, die sich dagegen wehren. Warum sehe ich nicht die Christen, die helfen wollen? Warum sehe ich nicht die Muslime, die in der Not hilfsbereiter sind als alles, was ich hier in Deutschland kenne? Sie haben nichts, und sie teilen es doch. Ich habe alles und teile so wenig. Ist das was ich sehe nicht der Spiegel meines Herzens?

Ja, ich sehe die Kranken, die Verletzungen, die Krankenhäuser, die Leidenden, und es sind die Spiegel meiner Seele, die ich so sehr gequält habe in all den Jahren durch viel zu wenig Dankbarkeit, dass ich das Leid der Erde sehe. Aber ich sehe nicht, wie die Liebe zu den Leidenden meine Seele dem Schöpfer näher bringt. Ich sehe nicht, wie Mitleid eine Gnade ist, denn es verbindet mich mit Menschen, die durch ihr Leid gereinigt wurden und Gott nahe sind. Wenn mein Herz selbst schon so verdreckt ist, weil ich keine ernsthafte Dankbarkeit zeige, so erhalte ich die Chance durch das Beileid bei dem Leidenden zu sein. Sein Leid ist eine Reinigung, die meine Seele viel mehr braucht als der Leidende.

Meine Seele ist wie ein starrer Berg, den ich bewegen muss. Moses hat sein Ich zerstört. Ich wäre schon dankbar, wenn ich meinen Berg zumindest etwas versetzen könnte. Aber ist es nicht die Hingabe zu Allah, die Hingabe zu Liebe, die Berge versetzen kann?

Und du siehst die Berge, die du für festgesetzt erachtest, während sie wie die Wolken vorbeiziehen. Allahs Werk ist dasjenige, bei dem jedes etwas vervollkommnet wird. Wahrlich, er ist Kundiger, was ihr tut. (Heiliger Qur’an 27:88)

Jedem hat der Schöpfer allen Seins die Macht der Liebe in sein Herz eingepflanzt. Er muss sie nur begießen und wachsen lassen. Dann kann er die Kinder in Gaza retten, dann kann er den Kranken Hoffnung schenken und den Leidenden ihr Leid mindern. Imam Chomeini hat ein ganzes Volk aus der Dunkelheit in das Licht geführt und Imam Chamene’i hat dieses Licht vielen anderen Völkern angeboten. Millionen von Menschen hatten einstmals gebetet, dass Gott ihnen Imam Chomeini erhalten möge, bis zur Rückkehr des Erlösers. Aber ein einziges Gebet Imam Chomeinis nach Vollendung seiner eigenen Aufgabe zurück zu seinem Schöpfer zu wollen, hat alle Millionen Gebete übertroffen. Solch ein Gebet kann jeder von uns sprechen, wenn er sein Herz reinigt. Das Reinigungsmittel sind die Tränen für die eigenen Sünden! Der Monat der besten Reinigung ist der Monat Ramadan.

Und wenn wir unser Herz reinigen, dann stehen wir an der Seite des Waisen in Palästina und sind dankbar für die Gnade des Schöpfers, die er in jeden unserer Atemzüge legt. Wir stehen an der Seite der Kranken in den Krankenhäusern. Wir nähren die Hungernden mit der Liebe zum Schöpfer, zu dem jeder eines Tages zurück muss. Er füllt unsere Herzen mit jener Liebe und wir geben sie weiter. Mit jeder Weitergabe wächst sie heran und lässt eines Tages den Berg in unseren Herzen zertrümmern, denn es ist kein Platz für das „Ich“, wenn das „Du“ dort einzieht. Dann entsteht ein Thron, der geschmückt ist vom Eigennamen der Pracht. Der mit solch einem Thorn Geehrte weiß, dass der Erlöser gar nicht verborgen ist. Er ist jedem Nahe, der dem Schöpfer nahe sein möchte. Ja, er wird eines Tages erscheinen, um der gesamten Menschheit aller Zeiten zu beweisen, dass Gerechtigkeit auf Erden möglich gewesen wäre, wenn wir unsere Herzen nur gereinigt hätten. Aber für den Einzelnen ist er auch jetzt da! Oder woher glaubt Ihr kommt das Licht, das aus dem Gesicht Imam Chamene’is scheint? Lasst uns das Licht auffangen und weitergeben; es wird wachsen!

Die drei Nächte des überfließenden Friedens stehen noch bevor. Lasst unsere Herzen darauf vorbereiten, unsere Füße uns in die gesegnete Richtung tragen, unsere Hände guten Taten vollbringen, unsere Ohren die Stimme der Liebe lauschen lassen und unsere Augen mit dem Licht der Wahrheit füllen. Wir werden dann Dinge sehen und hören, von denen wir nicht einmal zu träumen wagten.

Sobald wir wahrlich Diener Gottes sind, haben wir eine Merkmal, dass uns zur Himmelfahrt gereicht: Und sobald dich meine Diener über mich fragen, so bin ich nahe; ich antworte einem Ruf des Rufenden, sobald er mich gerufen hat. (Heiliger Qur’an 2:186) Möge Allah Euer Fasten segnen!


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zuletzt bearbeitet 09.07.2014 | Top

RE: Die Träne des Lichts zertrümmert den Berg im Monat Ramadan

#2 von Daniel Hader , 12.07.2014 09:12

Danke!


Daniel Hader  
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