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Wege aus der Westlichen Sackgasse

#1 von Yavuz Özoguz , 03.02.2014 10:35

Um Wege aus einer Sackgasse zu finden, die mit einem Abgrund endet, muss man zunächst erkennen, dass man in einer Sackgasse ist, ansonsten rast man auf den Abgrund zu.

Kein anderes Wort ist zutreffender für die aktuelle Weltlage der Westlichen Welt als „Sackgasse“. Dabei spielt es keine Rolle, ob man den Blick auf die Innenpolitik wendet oder die internationale Politik, ob auf die Familienpolitik oder die Wirtschaftspolitik. Überall befinden sich die Systeme in einer Sackgasse, wie es an exemplarischen Beispielen deutlich werden kann.

Beispiel Irak: Die USA haben ihr zweites Vietnam mit allerdings viel schlimmeren Folgen erlebt. Sie können das Land nicht verlassen ohne unabsehbare Katastrophen für den Irak und die Westliche Welt zugleich zu bewirken. Sie können aber auch nicht bleiben, ohne unabsehbare Katastrophen für den Irak und die Westliche Welt zugleich zu bewirken. Derweil nimmt die Zahl der Kriegsverbrechen und Verstöße gegen das internationale Recht ein Ausmaß an, dass das ganze internationale Geflecht zu sprengen droht. Noch können die täglichen Terroranschläge extremistischen Gruppen angelastet werden, aber selbst die Spatzen trällern von den Dächern, wer jene Extremisten finanziert.

Beispiel Afghanistan: Die Russen waren zuletzt mit 100.000 Mann in Afghanistan und mussten doch geschlagen abziehen. Die Westliche Welt töten jeden Tag mehr und mehr unschuldige Menschen und bringt jeden Tag größere Teile der Bevölkerung gegen sich auf, während der Drogendurst der Westlichen Welt von dort gestillt wird. Weil Afghanistan nicht zu halten warm hat man einen so genannten Abzugsplan ausgearbeitet! Aber vollständiges Abziehen wäre ebenfalls eine Katastrophe für die Westliche Welt.

Beispiel Iranpolitik: Jetzt hat man dem Iran so oft und so stark mit allem Möglichen gedroht, dass es gar nicht mehr möglich schien einen Rückzieher zu machen. Die Wahl eines neuen Präsidenten hat scheinbar ein Fenster für eine Lösung eröffnet. Dabei wird aber das Grundproblem von der Westlichen Welt beständig und vom Iran neuerdings unter den Tisch gekehrt. In der Verfassung der Islamischen Republik Iran heißt es: "Unter Berücksichtigung des Wesens dieser großen Bewegung ist die Verfassung ein Garant für die Ablehnung jeder Art geistiger und gesellschaftlicher Arroganz und wirtschaftlichen Alleinanspruchs; sie ist bestrebt, despotische Systeme zu zerschlagen und das Schicksal des Volkes in dessen eigene Hände zu legen". Wer in der Islamischen Republik Iran sich für den Kapitalismus einsetzt ist ein Verfassungsfeind. Wer sich in der Westlichen Welt gegen den Kapitalismus einsetzt wird ebenfalls als Verfassungsfeind eingestuft. Und beide Intentionen sind miteinander nicht vereinbar, selbst wenn man es übergangsweise totschweigt. Der Iran wird sich nicht unterdrücken lassen und so funktionieren sämtliche auf Unterdrückung ausgerichteten Mechanismen der Westlichen Welt nicht, selbst wenn sie sich ständig anderes einredet. Andere Maßnahmen, die z.B. auf Gerechtigkeit aufbaue, kennt die Westlichen Welt nicht mehr!

Beispiel Atomwaffensperrvertrag: Erst hat man dem Iran seine legitimen Rechte zur Schließung des Brennstoffkreislaufes, die im Atomwaffensperrvertrag garantiert sind, verweigert, und zwischenzeitlich hat die USA weltweit und lautstark verkündet, neue Atomsprengköpfe zu entwickeln, was gemäß Atomwaffensperrvertrag verboten ist. Einzugestehen, dass der Atomwaffensperrvertrag zu einer Farce und einem weiteren Unterdrückungselement der Westlichen Welt verkommen ist, ist nicht möglich, aber so weiter machen, bedeutet letztendlich die USA dazu zu animieren, jene Sprengköpfe eines Tages einzusetzen, und das will man auch nicht.

Beispiel Syrien: Die Westliche Welt hat die aktuell brutalsten Söldner in eigener Sache in Syrien eingesetzt und besteht auf der Absetzung des Regierungschefs. Von dieser Forderung kann sie nicht zurücktreten, ohne das Gesicht zu verlieren. Wirklich freie Wahlen kann sie aber auch nicht zulassen, da dann die Gefahr besteht, dass der amtierende Regierungschef gewählt wird, was zu einem noch größeren Gesichtsverlust der Westlichen Welt führen würde. Die gleiche Konstellation hat sie auch in der Ukraine fabriziert, allerdings ohne ganz so brutale Verbrecher einzusetzen, sondern Boxer.

Beispiel Palästina: Inzwischen weiß wohl jeder in dieser Welt, dass es ohne Druck auf Israel, die Besatzung zu beenden, keinen Frieden im Nahen Osten geben wird. Aber jede leiseste Kritik an Israel wird von den einflussreichen Israels-Lobbys mit dem Antisemitismusvorwurf im Keime erstickt. Ohne einen lebensfähigen Staat für die Palästinenser wird es keinen Frieden geben, aber einen lebensfähigen Staat für die Palästinenser wird Israel nie zulassen. Und obwohl israelische Offizielle keinen Hehl daraus machen, worauf sie den Anspruch Israels auf das ganze Land begründen („Israels internationale ›Geburtsurkunde‹ wurde besiegelt durch die Verheißung der Bibel; durch die ununterbrochene Besiedelung des Landes durch Juden seit der Zeit Josuas“ [Auszug aus dem Newsletter der Israelischen Botschaft in Deutschland]), wird das koloniale Projekt weiter unterstützt durch die westliche Welt und ist eines der größten Schwachpunkte für die Glaubwürdigkeit.

Beispiel Sexualität: Obwohl es ein Artikel der tagtäglich propagierten Menschenrechte ist, die Familie zu Schützen („Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat. Artikel 16:3, Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948), wird überall in der westlichen Welt eine exzessive „freie“ Sexualität gefördert und gefordert, die die Familie in ihren Grundfesten zerstört. Die Spitze des Eisberges stellt die menschenverachtende Forderung dar, unschuldigen Kindern die Obhut homosexueller Beziehungen aufzuzwingen! Einerseits weiß man wie der Kinderrückgang eng mit der Zerstörung der Familie verbunden ist, andererseits will man jegliche Freiheiten bis hin zu weiteren klaren Zerstörungsmaßnahmen nicht aufgeben! Und anstatt den Müttern den Weg sozial und wirtschaftlich schmackhaft zu machen, die eigenen Kinder zu erziehen, wird ihnen schmackhaft gemacht, die Kinder in Krippen abzugeben. Die ganze Perversion der Debatte mündete in der völligen Gleichsetzung von Mann und Frau, anstatt die Geschlechterunterschiede berücksichtigende echte Gleichberechtigung zu fordern. Die Natur des Menschen wird auf den Kopf gestellt.

Beispiel Wirtschaftspolitik: Die Wirtschaft brummt, die Unternehmen erzielen Rekordgewinne und die Arbeiter werden entlassen oder müssen länger arbeiten für weniger Geld. Das sind nicht die Folgen von unsozial denkenden Managern sondern die konsequenten Folgen des vorherrschenden Raubtierkapitalismus. Einerseits weiß man, dass die Heuschrecken sowohl funktionierende Unternehmen als auch das soziale System zerstören, andererseits wird der Kapitalismus fanatischer verteidigt, als je ein Religiöser seinen Glauben verteidigt hätte. Das Zinssystem droht zusammenzubrechen, da selbst in besten Zeiten die Staatsverschuldungen immer weiter zunehmen, und die Geldscheine haben schon lange nicht mehr den Wert, der auf ihnen steht, und die gesamte Weltwirtschaft, einschließlich aller vom Westen finanzierten Kriege, erfolgen auf Pump! Selbst die so genannten "Hilfen", um andere Staaten zu destabilisieren, wie auch die täglich angezettelten Kriege, erfolgen mit Geldern, die man gar nicht hat. Jeder kennt die Problematik, aber alle manchen unvermindert weiter.
Beispiel Journalismus: Der heutige Main-Stream-Journalismus hat sich als Kriegstreiber erster Güte geoutet. Die Hofschreiber halten jede noch so absurde Behauptung aufrecht, nur um das System zu schützen. Tausende und abertausende Rechtfertigungen für die absurdesten Vorgänge am 11. September 2001 haben die Seiten von Zeitschriften gefüllt. Aber niemand ist in der Lage zu erklären, wie Ali Baba und die 40 Räuber vorhersehen konnten, dass die beiden Tower einstürzen würden (inklusive eines Nebengebäudes vom gleichen Besitzer, in das noch nicht einmal ein Flugzeug geflogen ist), wenn doch nicht einmal die besten Ingenieure der Welt im Anschluss eine schlüssige Erklärung hatten und lange suchen mussten! Immer hieß es: Das konnte man nicht voraussehen! Ohne Einsturz der Gebäude aber, wäre der 11. September nie zu dem geworden, was es heute ist, eine Art Polens Angriff auf Deutschland. Die Folge ist, dass immer weniger Menschen den eigenen Medien glauben. Ganze Propagandaabteilungen westlicher Geheimdienste sorgen dafür, dass man niemanden mehr glauben schenken kann, und so irrt der Leser ungläubig vor sich hin, ohne vertrauen zu irgendetwas, was man dann u.a. Politikverdrossenheit nennt. Parallel dazu wird jeder ernsthafte Kritiker am unmenschlichen Kapitalismus als Verfassungsfeind diffamiert, als wenn das deutsche Grundgesetz den Kapitalismus in seiner heutigen Realität vorschreiben würde.

Man kann schauen, wohin man will, überall befindet sich die Menschheit, angeführt von der Westlichen Welt, in einer Sackgasse! Aber muss das so sein? Muss man den Kapitalismus fanatischer verteidigen als es je religiöse Menschen Gott verteidigen würde? Muss man die Kriegspolitik der Westlichen Welt so verteidigen? Muss man die eigenen Welt so zerstören und die Umwelt so nachhaltig beeinflussen? Muss die Familie der Freiheit geopfert werden? Gibt es wirklich keine Alternative?

Es ist nicht lange her, da hat kein geringerer als Ernst Ulrich von Weizsäcker im Fernsehen sinngemäß behauptet, dass er nachweisen kann, dass mit einem Fünftel des heutigen Schadstoffausstoßes die gesamte Menschheit auf einem höheren Lebensniveau leben kann, als die heutigen Reichen es tun. Merkwürdig nur, dass solche kompetente Stimmen kaum Gehör finden. Es gibt hinreichend Stimmen, die behaupten, dass die Welt mehr als genug Ressourcen hat, um die Menschheit zu versorgen und alle zu sättigen! Aber wie kann man dahin kommen?

Ein Phänomen unserer Tage besteht darin, dass amtierende Politiker die Wahrheit nicht aussprechen dürfen oder können, aber wenn sie aus dem Amt ausgeschieden sind, der Stimme ihres Gewissens folgen, und es dann doch tun. Dieses Verantwortungsbewusstsein, das irgendwo in jedem Menschen schlummert, muss geweckt werden. Es bedarf vieler mutiger Stimmen, die darauf hinweisen, dass es so nicht weiter gehen kann, es aber Wege gibt, wie es weiter gehen kann. Jene Stimmen müssen bereit sein, die Schläge einzustecken, die ihre Gegner ihnen bereiten werden. Und das können nur Menschen, die ihre Kraft aus der Liebe Gottes zu schöpfen suchen. Alle anderen Kraftquellen haben gegen das Unheil kläglich versagt!

Eine Wirtschaft ohne Zinsen ist möglich, auch wenn der Kapitalismus das nicht verträgt.
Eine Gesellschaft mit glücklicher Familie ist möglich, auch wenn Sexualität dann keine frei verkäufliche Ware mehr ist.
Eine Welt mit Frieden ist möglich, auch wenn die westliche Welt dann nicht die Welt beherrschen kann und die Rüstungsindustrien umgestaltet werden müssen.
Frieden im Nahem Osten ist möglich, auch wenn es dann keinen Judenstaat, Christenstaat oder Muslimenstaat geben wird.
Ohne es zu kompliziert zu machen: Eine bessere Welt ist möglich in allen Lebensbereichen! Aber man muss die Bereitschaft mitbringen, sich für diese einzusetzen.

Die Ursünde des Satans, wie sie im Heiligen Qur´an beschrieben wurde, besteht darin, dass er sagt: „Ich bin besser“. Diese Form von Denken beherrscht derzeit die westliche Welt und ist zu einem Gefängnis geworden. Das Gefängnis kann nur durch Demut und Dankbarkeit gesprengt werden, indem der Mensch erkennt, wer er ist, was er ist, und wofür er erschaffen wurde!

Wie sagte doch ein wahres Vorbild aller Muslime so treffend sinngemäß in mehreren Reden:

„Alle Lobpreisung ist Gottes, an Dessen Barmherzigkeit man nicht verzweifeln darf, von Dessen Gnadengeschenken niemand ausgeschlossen wird, auf Dessen Vergebung zu hoffen man nicht aufgeben darf, und Er ist Der, Dem zu dienen niemand zu hoch ist, und Der, Dessen Barmherzigkeit niemals aufhört und Dessen Gnadengeschenke nicht verloren gehen. Er ist so weit voraus an Erhabenheit, dass nichts höher ist als Er, und Er ist so nahe in der Annäherung, dass nichts näher sein kann als Er. Seine Erhabenheit entfernt Ihn nicht von irgendeinem Seiner Geschöpfe, noch bringt sie Seine Nähe auf gleiche Ebene mit Ihm. Er hat dem menschlichen Verstand nicht über die Grenzenlosigkeit Seiner Eigenschaften informiert, aber Er hat ihn auch nicht vor der notwendigen Erkenntnis Seiner abgeschirmt.
Diese Welt ist die Heimstätte, deren Bestimmung der Verfall ist, und für dessen Bewohner die Trennung von dieser Welt vorherbestimmt ist. Es ist süß und grün, und es eilt zu dem, der es begehrt. Es erregt Liebe im Herzen des Betrachters: So geht von ihr mit der besten Wegzehrung, derer ihr habhaft werden könnt, und verlangt nicht mehr, als das, was zum Leben ausreicht, und begehrt nicht mehr davon, als euch genügt.“


Dankbarkeit, Genügsamkeit, Demut, Würde und ähnliche Begriffe stehen immer noch auch im deutschen Duden. Es kann nicht schaden, sie auch in der Gesellschaft wieder mit Leben und Inhalt zu füllen.

Yavuz Özoguz  
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