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Kommt Hitler für Israel zurück?

#1 von Yavuz Özoguz , Gestern 22:53

Kommt Hitler für Israel zurück?

Was wie eine absolut blödsinnige Frage aussieht, hat sowohl einen politischen Hintergrund als auch einen religiös-spirituellen, von dem die Westliche Welt nichts ahnt und der eingebettete Main-Stream-Journalismus nicht einmal eine Vorstellung hat. Denn in der Schia gibt es tatsächlich eine Art Rückkehrkonzept von Verstorbenen.



Aber fangen wir mit Hitler an. Der scheint ja schon ziemlich oft zurückgekommen zu sein. Der Name Hitler musste immer dann herhalten, wenn der geballte Westen einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen jemanden führen wollte oder will, um ihn zu ermorden und sein Land zu destabilisieren. Das ermöglicht der imperialistischen Westlichen Welt die Plünderung der Bodenschätze und anderer Güter jenes Landes. Die Tatsache, dass als Nebenwirkung – oder nennen wir es Kollateralschaden – die Bevölkerung des betroffenen Landes mit sehr großem Leid überzogen wird, interessiert die Bevölkerungen der Westlichen Welt dabei kaum. So wurden z.B. rund eine Million Iraker von der Westlichen Welt unter dem Bombenhagel eines vom Völkerrecht nicht gedeckten Krieg regelrecht hingerichtet, aber kein westlicher Politiker wurde für diesen Massenmord jemals zur Rechenschaft gezogen. Das Völkerrecht ist ein Konzept zur Legitimierung der Verbrechen der Mächtigen. Die englische Ministerpräsidentin Thatcher hat Saddam als Hitler bezeichnet [1]. Saddam war zwar ein übler Diktator, aber er war ein treuer Diener des Westens. Im Auftrag vor allem der USA und Israels hat er die damals noch sehr junge und schutzlose, weil neu gegründete Islamische Republik Iran angegriffen, um im Namen des Westens und Israels die gegen das Unrecht der Westlichen Welt gerichtete Revolution im Keim zu ersticken. Der Krieg hat acht Jahre gedauert und hunderttausenden Zivilisten das Leben gekostet (Soldaten nicht mitgerechnet). Am Ende hat Iran gewonnen, Saddam war pleite und wollte seinen Lohn für seine treuen Dienste, so dass er Kuwait überfallen hat, nachdem ihm die USA diesbezüglich eine Falle gestellt haben. Die ehemaligen Auftraggeber, mussten ihren selbst gezüchteten Pitbull loswerden. Deswegen wurde er Hitler genannt. Bei aller Brutalität, die ein Saddam gegen sein eigenes Volk und das Nachbarland als westliche Marionette ausgeübt hat, an Hitler kam er wirklich nicht heran.

Der nächste Hitler hieß Gaddafi. Der US-amerikanische jüdische Journalist Jeffrey Mark Goldberg fragte, ob er Hitler sei [2]. Obwohl Gaddafi insbesondere bei Schiiten nicht unbedingt als Wohltäter gilt, weil er einen der damals höchsten schiitischen Gelehrten namens Sayyid Musa Sadr [3] im wahrsten Sin des Wortes hat verschwinden lassen, hat er seinem eigenen Volk sehr viel Wohlstand beschert. Andere Länder hat er kaum angegriffen, so dass ein Vergleich mit Hitler nicht nur eine Verharmlosung Hitlers darstellt, sondern auch die Grundlage für die Zerstörung und Ausplünderung Libyens. Libyen ist seither im Chaos versunken.

Der nächste Hitler war Assad in Syrien, der vom Sprecher des Weißen Hauses so genannt worden ist [4]. Es ging um nichts Geringeres, als letztendlich das System zu stürzen und durch jene Terroristen zu ersetzen, die man zuvor im missbrauchten Namen des „Islamischen Staates“ auf die ganze muslimische Welt gehetzt hatte. Unabhängig davon, wen Assad unterstützt hat und gegen wen er unmenschlich gehandelt hat, ein Vergleich mit Hitler ist wiederum eine völlige Verharmlosung der Grausamkeiten, die vom Nazi-System nicht nur gegen Juden, sondern vor allem auch gegen Russen ausgeübt worden ist, wobei sicherlich nicht nur die Deutschen Verbrechen begangen haben und nicht nur die Deutschen schuld am Zweiten Weltkrieg sind.

Die missbräuchliche Öffnung der Hitler-Schublade bei jedem Anlass, der geeignet erscheint, um eigene unmenschliche Ziele zu verfolgen, hat so dramatische Folgen, dass die Satire „Er ist wieder da“ [5] wie eine geschmacklose Verirrung und Ablenkung erscheint.

Und jetzt ist gemäß dem wohl verbrecherischsten zionistischen Ministerpräsidenten Netanjahu ein Hitler auferstanden, nämlich das Oberhaupt der Islamischen Republik Iran Imam Chamenei, den seine Anhänger als Heiligkeit der Zeit [6] ansehen. Netanjahu hat ihn bereits 2011 mit Hitler vergleichen [7]. Aktuell macht ihn der israelische Verteidigungsminister zum „modernen Hitler“ [8] und ordnet seine Ermordung an. Da die Islamische Republik Iran seit ihrer Gründung kein einziges Land jemals angegriffen hat außer als Reaktion auf Angriffe auf sein Staatsgebiet und damit Selbstverteidigung, erscheint der Vergleich mehr als absurd. Doch was steckt dahinter? Der Aufruf ein Staatsoberhaupt zu ermorden, dürfte schwerlich mit dem Völkerrecht vereinbar sein, außer man findet eine Argumentation, bei der sich niemand mehr als irgendein Recht gebunden fühlt. Und da ist Hitler scheinbar gut geeignet. Das Argument lautet: Hätte man Hitler früher gestoppt, wäre es nie zum Holocaust gekommen. Das sagen die Vertreter eines Staates, den es nie gegeben hätte, wenn man Hitler früher gestoppt hätte. Lassen wir also Hitler beiseite. Der wird sicherlich nicht mehr wiederkommen.

Tatsächlich gibt es im schiitischen Zweig des Islam eine Art Rückkehrkonzept als Bestandteil der schiitischen Eschatologie [9]. Es beschreibt ein außergewöhnliches Ereignis vor dem Jüngster Tag, das eng mit dem Erscheinen des Erlösers, des verborgenen Imam Mahdi und Jesus verbunden ist. Damit ist die Wiederkehr bestimmter verstorbener Menschen ins Diesseits gemeint, bevor die allgemeine Auferstehung am Tag der Abrechnung stattfindet. Nach dieser Vorstellung gibt es zwei Kategorien von Menschen, die zurückkehren werden. Auf der einen Seite gläubige und gerechte Personen, die im Leben vollkommen treu zur Wahrheit standen und zurückkehren werden, um der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen. Auf der anderen Seite stehen extreme Feinde der Wahrheit. Diese kehren zurück, um ihre irdische Strafe zu erhalten und vor den Augen der Welt für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Manche interpretieren solche Überlieferungen wortwörtlich, andere mehr in einem metaphorischen Sinn, dass Menschen da sein werden, die die Charakterzüge der Märtyrer oder der Bösewichte verkörpern. Das Rückkehrkonzept symbolisiert die irdische Durchsetzung göttlicher Gerechtigkeit.

In diesem Zusammenhang wird auch ein aktuelles Ereignis oft erzählt: Nach der völkerrechtswidrigen Ermordung des iranischen Generals Qassim Sulaimani auf Befehl von Trump hat Imam Chamenei die Familie von Qassim Sulaimani aufgesucht, um sein Beileid auszusprechen verbunden mit dem Glückwunsch zum Martyrium, wie es im Islam üblich ist. Er tröstete die Familie und bemerkte, dass während des gesamten Aufenthalts die Tochter Zaynab Sulaimani ihre innere Unruhe nicht loswurde. Imam Chamenei konnte sagen, was er wollte, Zaynab Sulaimani blieb aufgewühlt und unruhig. Als Imam Chamenei aufstand, um zu gehen, geschah etwas Ungewöhnliches. Imam Chamenei hatte den Raum schon verlassen, kehrte aber dann wieder zurück und sprach jene Zaynab direkt an: „Mach Sie sich keine Sorgen, Ihr Vater wird zu denjenigen gehören, die mit Imam Mahdi zurückkehren werden“. [10]

Betrachten wir abschließend die metaphorische Interpretation des Rückkehrkonzeptes und stellen uns dabei folgende Fragen: Wer ist wohl heute Pharao? Wer ist Moses und welche Völker sind diejenigen, die jede Perversion unterstützen? Wer sind die Mörder Imam Husains in der Ebene von Kerbela am Tag von Aschura? Wer ist David und wer Goliath. Wer ist die Heilige Maria und wer sind ihre Widersacher? Wer ist Kain und wer Abel? Wer sind die zehn Brüder Josefs, die ihn aus Neid ermorden wollten? Wer ist Abraham und wer Ismael? Wer ist Nimrod und wer die Pharisäer? Auf welcher Seite würde Jesus heute stehen, auf der Seite Israels oder auf der Seite der an Hunger sterbenden in Gaza? Ist es wirklich so schwer, Stellung zu beziehen? Oder fällt es nur deshalb so schwer, weil man sich dann eingestehen müsste, auf der falschen Seite zu stehen? Und wechselt man nur deshalb nicht die Seiten, weil die Konsequenzen dann heftig sein könnten? Pharao entlässt seine Sklaven nicht einfach so in die Freiheit. Nicht jeder hat die Aufrichtigkeit, um sich mit seinem gesamten Wesen von der Falschheit loszusagen, aber wer das nicht schafft, könnte es ja mit seiner Zunge oder Tastatur tun, und wer das auch nicht schafft, könnte es ja zumindest mit seinem Herzen tun!

Imam Chamenei hat gesagt: „Da wo Wahrheit und Falschheit existieren, ist Neutralität bedeutungslos. Man muss auf Seiten der Wahrheit stehen und sich der Falschheit entgegenstellen.“ Der Tag kommt immer näher, an dem jene Wenigen, die sich gegen die Falschheit erhoben haben, die Früchte ihres konstruktiven Einsatzes ernten dürfen. Mögen wir der Gnade zuteilwerden, es mitzuerleben inschaallah (so Gott will).

[1] https://www.independent.co.uk/news/uk/ho...r-b1807107.html
[2] https://www.theatlantic.com/internationa...-hitler/241502/
[3] https://www.eslam.de/begriffe/m/musa_sadr.htm
[4] https://www.npr.org/2017/04/11/523444643...tler-comparison
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Er_ist_wieder_da
[6] https://www.eslam.de/begriffe/h/heiligkeit_unserer_zeit.htm
[7] https://www.welt.de/politik/ausland/arti...mit-Hitler.html
[8] https://www.deutschlandfunk.de/israels-m...tieren-100.html
[9] https://eslam.de/begriffe/r/rueckkehrkonzept.htm

Yavuz Özoguz  
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