von
Werner Arndt
, 27.04.2022 16:43
Zitat von Dörte Donker im Beitrag #142
Er [der Mensch] muss wissen, in welcher Position er sich gegenüber der Schöpfung und gegenüber Gott befindet und wie er mit den Geschöpfen der Schöpfung umgehen sollte. So wie das Universum voller fein abgestimmter Gesetze ist, so muss auch unser Leben ausgerichtet sein, um dem Ganzen nicht zu schaden, um letztendlich Gott zu dienen.
Zitat
Surah Al-´Asr
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Ash-Shafi´i sagte: "Wenn die Menschen über diese Surah nachdenken würden, wäre sie ausreichend für sie."
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
1. Beim Zeitalter!
2. Der Mensch befindet sich wahrlich im Verlust,
3. außer denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun und einander die Wahrheit eindringlich empfehlen und einander die Standhaftigkeit eindringlich empfehlen.
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(Tafsir Ibn Kathir, Qur´anexegese, 30. Teil, Verlag Al-Tamhid, Bonn 2011, S. 315 ff.)
Zitat
103:1-3 - Diese kurze Sura ist die Zusammenfassung des Grundgesetzes des Islam und der Anweisungen für das Handeln im täglichen Leben eines Muslims - nämlich Glaube als Grundlage für alles Handeln, daraus resultierende gute Taten und das gegenseitige Sich-Ermahnen zur Wahrheit und zur Geduld. ...
Der grammatische Einzahlbegriff "der Mensch" steht in Vers 2 dieser Sura als Abstraktion und stellvertretend für die ganze Menschheit; "Verlust" bedeutet in diesem Zusammenhang "Schaden", nach anderen Kommentatoren "Untergang", "Bestrafung", "Übel" oder "Übervorteilung" - wie man sieht, liegen die verschiedenen Begriffe in ihrer Bedeutung alle nahe beieinander. ...
Ausgenommen von diesem verlustreichen Handel der Menschheit sind diejenigen, "die glauben ..." - die an die Existenz und die Einheit Allāhs glauben, die an die Entsendung von Allāhs Boten glauben und daran, dass Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, der letzte und für alle Völker entsandte Prophet ist, die daran glauben, dass die vom Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, übermittelten Gebote und Verbote und sein Vorbild für alle Muslime und in jedem Zeitalter verbindlich sind und dass die durch ihn übermittelte Botschaft die Wahrheit ist. Im Anschluß an den Glauben werden im dritten Vers dieser Sura noch andere Eigenschaften genannt, die diejenigen besitzen, die vom verlustreichen Handel ausgenommen sind: Diese weiteren Eigenschaften stehen mit dem Glauben in unmittelbarem Zusammenhang; denn ohne ihn haben sie keinen Wert. ...
Die guten Werke müssen also getan werden, während man an Allāh (t) glaubt, sonst werden sie von Allāh (t) nicht angenommen, oder anders ausgedrückt: diejenigen, die nicht an Allāh (t) glauben, führen nicht nur mit ihren schlechten Taten einen verlustreichen Handel, sondern auch mit ihren "guten Werken", da diese ohne den Glauben an Allāh (t) keinen Wert haben. ...
Was sind nun "gute Werke"? Das sind Taten, die den Geschöpfen Allāhs nützen und den Bedürftigen in ihrer Not helfen. Denn wer Allāhs Geschöpfen dient, indem er ihnen Gutes erweist und ihnen in Not und Elend hilfreich zur Seite steht, der dient damit auch ihrem Schöpfer und Herrn. Der Begriff "gute Werke" ist also sehr weit gefasst zu verstehen; er beinhaltet alles, was einem anderen Geschöpf - von den eigenen Eltern bis hin zu den Tieren der Wildnis - Wohltat und Hilfe ist, vom Unterlassen übler Rede und Beleidigung bis hin zur Rettung aus Lebensgefahr, und für diese guten Taten verspricht Allāh (t) im Jenseits das Paradies. Mit der "Wahrheit" im Vers 3 soll nach Ibn ‘Abbās (r) die Lehre von der Einheit Allāhs, der Tauḥīd, gemeint sein, nach Meinung anderer der Qur’ān.
Wie dem auch sei - nach allgemeiner Definition ist die Wahrheit eine feststehende Tatsache, die niemand leugnen kann, und sie bezeichnet in diesem Zusammenhang alles Gute: angefangen von der Lehre des Tauḥīd und dem Gehorsam Allāh (t) gegenüber, indem man Seine Gebote und die Lehre Seiner Gesandten, Allāhs Friede auf ihnen, befolgt, bis hin zur Bescheidenheit im Diesseits und dem Verlangen nach dem Jenseits. (vgl. 90:17) "Geduld" bedeutet Ausharren in Gehorsam gegenüber Allāh (t) und Ablassen vom Ungehorsam Ihm gegenüber, aber auch Ertragen von Prüfung und Unglück. Das Wort "gegenseitig" zeigt, dass der Muslim sich mit der Wahrheitsliebe und der Geduld nicht auf sich allein beschränken darf, sondern auch andere Menschen dazu anhalten soll; denn der Islam ist keine Religion für Einsiedler, sondern in erster Linie eine Religion für Menschen, die in Gemeinschaft miteinander leben. Und wenn einer in dieser Gemeinschaft sieht, dass ein anderer seine Pflichten vernachlässigt, so soll er ihn an deren Erfüllung erinnern. In diesem Sinne kann der Text auch bedeuten: "sich gegenseitig mit der Wahrheit ermahnen", d.h. also, sich gegenseitig mit der Wahrheit und der Weisheit aus dem Qur’ān Rat erteilen und Anweisungen für ein rechtschaffenes, gottesfürchtiges Leben geben. Das arabische Wort "tawāṣau", "sich gegenseitig ans Herz legen, sich gegenseitig anhalten bzw. ermahnen, sich gegenseitig anraten", steht in diesem Vers zweimal: das erste Mal in Verbindung mit "Wahrheit" und das zweite Mal in Verbindung mit "Geduld". ...
Mit "sich gegenseitig zur Geduld anhalten" ist also gemeint, dass man seinem Mitmenschen in schwierigen Situationen, Notlagen und im Elend Mut macht, Trost spendet und ihn zum Ausharren und geduldigen Ertragen seiner Lage anspornt. Denn der Muslim darf niemals aufgeben, auch wenn seine Lage noch so aussichtslos erscheint - weiß er doch nicht, ob Allāh (t) ihn vielleicht damit prüfen will oder ob sich seine Situation nicht doch noch zum Besseren wenden wird.
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(Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm | Erläuterung des Al-Qur’ān Al-Karīm in deutscher Sprache, Monolinguale Ausgabe, Verlag Islamische Bibliothek, S. 990 ff.)
http://www.way-to-allah.com/dokument/Taf...an_Al-Karim.pdf